Migräne – Prävention
Zur Prävention der Migräne muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Fettgehalt der Ernährung – Eine geringe Fettaufnahme kann die Anzahl und Heftigkeit der Migräneattacken reduzieren [4].
- Tyraminhaltige Nahrungsmittel – Käse und Rotwein (Tyramin, Sulfite) können Migräne triggern.
- Phenylethylaminhaltige Nahrungsmittel – Schokolade kann durch diesen Inhaltsstoff Migräne auslösen.
- Hoher Kochsalzkonsum – Insbesondere in Kombination mit Fleischwaren kann Migräne begünstigen, der Wirkmechanismus ist jedoch unklar [3].
- Hunger oder Nahrungskarenz – Ausgelassene Mahlzeiten erhöhen die Anfallswahrscheinlichkeit.
- Mikronährstoffmangel – Mangel an Magnesium, Vitamin B2 oder Coenzym Q10 wird mit Migräne in Verbindung gebracht (siehe Prävention mit Mikronährstoffen).
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Besonders Rotwein, durch Tyramin und Sulfite. Eine Metaanalyse zeigt jedoch ein verringertes Migränerisiko bei moderatem Alkoholkonsum [7].
- Kaffee – Das Migränerisiko steigt ab der dritten Tasse Kaffee [5].
- Rauchen – Tabakkonsum wird mit Migräneattacken assoziiert.
- Täglicher Kaugummi-Konsum – Kann durch dauerhafte Muskelbelastung im Kieferbereich Migräne fördern [2].
- Psycho-soziale Situation
- Angst und Stress – Chronische Angstzustände und Stress sind bedeutende Migräne-Trigger.
- Entlastung nach Stresssituationen – Plötzliche Entspannung, z. B. am Wochenende („Sonntagsmigräne“), kann Migräne hervorrufen.
- Schlafqualität
- Schlafmangel und Schlafrhythmusstörungen – Änderungen der Schlafgewohnheiten erhöhen die Migräneanfälligkeit.
- Übergewicht
- Adipositas – Mit steigendem BMI nimmt die Schwere und Häufigkeit der Migräneattacken zu; besonders ausgeprägt bei BMI > 35 [1].
Krankheitsbedingte Risikofaktoren
- Hypoglykämie (Unterzuckerung) – Kann Migräneattacken begünstigen.
Medikamente
- Hormonpräparate – Einsatz zur Empfängnisverhütung oder in der Menopause kann Migräne triggern.
- Fenfluramin – Dieser Appetitzügler wird mit Migräne in Verbindung gebracht.
- Reserpin – Dieses Antisympathikotonikum kann durch Beeinflussung des Noradrenalin-Stoffwechsels Migräne auslösen.
- Weitere Medikamente – Nebenwirkungen verschiedener Medikamente können Migräne begünstigen (siehe "Kopfschmerzen durch Medikamente").
Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Flackerlicht – Kann Migräneattacken auslösen.
- Gerüche – Süßes Parfüm, Essensgerüche und Zigarettenrauch können Migräne fördern.
- Lärm – Dauerhafte Lärmbelastung ist ein häufiger Trigger.
- Wettereinflüsse – Kälte, Föhn und andere Wetterschwankungen sind bekannte Risikofaktoren.
- Aufenthalt in großer Höhe – Hypoxie (Sauerstoffmangel) kann Migräne begünstigen.
- Rauch – Tabakrauch kann Migräne verschlimmern.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Genetische Faktoren:
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Gene: LRP1, TRPM8
- SNP: rs11172113 im Gen LRP1
- Allel-Konstellation: CT (0,9-fach)
- Allel-Konstellation: CC (0,8-fach)
- SNP: rs10166942 im Gen TRPM8
- Allel-Konstellation: CT (0,85-fach)
- Allel-Konstellation: CC (0,7-fach)
- Gene: LRP1, TRPM8
- Gene/SNPs (Einzelnukleotid-Polymorphismus; engl.: single nucleotide polymorphism):
- Genetische Risikoreduktion abhängig von Genpolymorphismen:
- Ernährung
- Fettarme Ernährung – Eine reduzierte Fettaufnahme kann die Häufigkeit und Intensität von Migräneattacken verringern [4].
- Mikronährstoffe – Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 können präventiv wirken und sollten ausreichend zugeführt werden (siehe Prävention mit Mikronährstoffen).
- Trigger vermeiden – Käse, Rotwein (Tyramin, Sulfite), Schokolade (Phenylethylamin) und hoher Kochsalzkonsum sollten bei bekannten Empfindlichkeiten gemieden werden.
- Regelmäßige Mahlzeiten – Vermeidung von Hunger oder Nahrungskarenz, um Hypoglykämie als Auslöser zu verhindern.
- Genussmittelkonsum
- Moderater Alkoholkonsum – Insbesondere Rotwein ist ein häufiger Migräne-Trigger. Eine Metaanalyse weist jedoch auf ein geringeres Risiko bei moderatem Alkoholkonsum hin [7].
- Kaffee – Die Aufnahme sollte auf maximal zwei Tassen pro Tag begrenzt werden, da das Risiko ab der dritten Tasse steigt [5].
- Rauchen vermeiden – Tabakkonsum kann Migräneattacken fördern und sollte vermieden werden.
- Lebensstiländerungen
- Stressmanagement – Anwendung von Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Yoga zur Stressreduktion.
- Regelmäßiger Schlafrhythmus – Stabilisierung des Schlaf-Wach-Rhythmus, um Migräneanfälligkeit zu minimieren.
- Gewichtskontrolle – Vermeidung von Adipositas, da mit steigendem BMI die Migräneanfälligkeit und -schwere zunimmt [1].
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Migräneattacken frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen deren Intensität und Häufigkeit zu reduzieren.
- Ernährungsmaßnahmen
- Omega-3-Fettsäuren – Erhöhter Verzehr von Omega-3-reichen Lebensmitteln wie Leinöl oder Lachs kann die Kopfschmerzintensität reduzieren.
- Reduktion von Omega-6-Fetten – Senkung der Aufnahme von tierischen Fetten, Schweinefleisch und Soja-/Maiskeimöl [6].
- Therapeutische Ansätze
- Triggeranalyse – Systematische Identifikation und Vermeidung individueller Auslöser wie Alkohol, Schlafmangel oder Stress.
- Medikamentöse Prophylaxe – Einsatz von Betablockern, Antiepileptika oder Calciumkanalblocker zur Verringerung der Migränefrequenz.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, chronische Migräne und wiederkehrende Attacken langfristig zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- Langzeittherapie
- Medikamentöse Langzeitprophylaxe – Anpassung und Optimierung der prophylaktischen Medikation (z. B. Betablocker, CGRP-Antikörper).
- Neuromodulation – Einsatz von transkranieller Magnetstimulation (TMS) oder Vagusnervstimulation zur Migränekontrolle.
- Lebensstilinterventionen
- Regelmäßige körperliche Aktivität – Moderate Bewegung, z. B. Spaziergänge oder Schwimmen, zur Förderung der allgemeinen Gesundheit.
- Stressmanagement – Integration von Entspannungstechniken zur Reduktion von psychischen Belastungen und Migräne-Triggern.
- Individuelle Ernährungsplanung – Anpassung der Ernährung, um bekannte Trigger wie Tyramin und Phenylethylamin zu vermeiden.
- Psychosoziale Unterstützung
- Selbsthilfegruppen – Erfahrungsaustausch und emotionale Unterstützung durch Kontakt mit anderen Betroffenen.
- Psychotherapie – Verhaltenstherapeutische Ansätze zur Reduktion von Stress und zur Verbesserung des Umgangs mit Migräne.
Literatur
- Bigal ME, Lipton RB: Obesity is a risk factor for transformed migraine but not chronic tension-type headache. Neurology 2006;67:252-257
- Watemberg N et al.: The Influence of Excessive Chewing Gum Use on Headache Frequency and Severity Among Adolescents. Pediatr Neurol 2013, online 4. November; doi: 10.1016/j.pediatrneurol.2013.08.015
- Kasper, H: Ernährungsmedizin und Diätetik.11. Auflage, Urban & Fischer, München, 2009
- Ferrara LA, et al.: Low-lipid diet reduces frequency and severity of acute migraine attacks. Nutrition, Metabolism & Cardiovascular Diseases, 09. Jan 2015
- Mostofsky E et al.: Prospective Cohort Study of Caffeinated Beverage Intake as a Potential Trigger of Headaches among Migraineurs The American Journal of Medicine, 2019: Volume 0, Issue 0 doi:https://doi.org/10.1016/j.amjmed.2019.02.015
- Ramsden CE et al.: Dietary alteration of n-3 and n-6 fatty acids for headache reduction in adults with migraine: randomized controlled trial BMJ . 2021 Jun 30;374:n1448. doi: 10.1136/bmj.n1448.
- Błaszczyk B et al.: Relationship between alcohol and primary headaches: a systematic review and meta‑analysis. J Headache Pain 2023;24:116; https://doi.org/10.1186/s10194-023-01653-7
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne (AWMF-Registernummer: 030-057), Oktober 2022 Langfassung