Kopfschmerzen (Cephalgie) – Medizingerätediagnostik
Fakultative Medizingerätediagnostik ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und der obligaten Medizingerätediagnostik ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Magnetresonanztomographie des Schädels (Schädel-MRT, craniale MRT bzw. cMRT) – bei Verdacht auf parenchymatöse Veränderungen sowie Anomalien; des Weiteren bei:
- zur Erstdiagnose, bei auffälliger neurologischer Untersuchung oder bei älteren Patienten (> 60. LJ) sinnvoll zum Ausschluss neurologischer Krankheitsbilder wie destruierender Knochenprozesse, Hirntumoren oder Gefäßfehlbildungen
- atypischen Kopfschmerzen
- seit kurzem bestehenden Veränderungen des Schmerzmusters
- Verdacht auf: autoimmune ZNS-Erkrankungen; Brückenvenenthrombose; Hirnmetastasen; Hypophysenapoplexie; Liquorunterdrucksyndrom; infektiöse ZNS-Erkrankungen; Reversibles zerebrales Vasokonstriktionsyndrom (RCVS); Subarachnoidalblutung
- Symptomen wie z. B. epileptischen Anfällen sowie bei fokalen neurologischen Beschwerden oder Zeichen
- Schwangere (s. u. "Weitere Hinweise")
- zur Erstdiagnose, bei auffälliger neurologischer Untersuchung oder bei älteren Patienten (> 60. LJ) sinnvoll zum Ausschluss neurologischer Krankheitsbilder wie destruierender Knochenprozesse, Hirntumoren oder Gefäßfehlbildungen
- Computertomographie des Schädels (Schädel-CT, craniale CT bzw. cCT) – bei Verdacht auf:
- Dissektion (Aufspaltung von Gefäßwandschichten) der hirnversorgenden Gefäße
- Intrazerebrale Blutung (ICB; Hirnblutung)
- ischämischen Apoplex (Schlaganfall)
- Sinusvenenthrombose (SVT; Verschluss eines Hirnsinus (aus Duraduplikaturen hervorgehenden großen venösen Blutgefäße des Gehirns) durch einen Thrombus (Blutpfropf))
- Subarachnoidalblutung (SAB; Blutung zwischen der Spinnengewebshaut und der weichen Hirnhaut)
- knöcherne Läsionen
- Dissektion (Aufspaltung von Gefäßwandschichten) der hirnversorgenden Gefäße
- Angio-CT bzw. Angio-MRT – bei Verdacht auf Sinusvenenthrombose
- Digitale Subtraktionsangiographie (DSA; Verfahren zur isolierten Darstellung von Gefäßen) – bei Verdacht auf Aneurysmen (Arterienerweiterung) oder Vaskulitiden (Erkrankungen, bei denen es durch autoimmunologische Prozesse zu Entzündungen von Arterien, Arteriolen und Kapillaren kommt)
- Extrakranielle Dopplersonographie/Duplexsonographie (Ultraschalluntersuchung: Kombination aus einem sonographischen Schnittbild (B-Bild) und der Dopplersonographiemethode; bildgebendes Verfahren der Medizin, das Flüssigkeitsströme (vor allem den Blutfluss) dynamisch darstellen kann); Indikationen:
- Verdacht auf Dissektion der hirnversorgenden Gefäße (Beachte: MRT mit fettsupprimierten Sequenzen sensibler)
- A. carotis [Halozeichen in der A. carotis ist relativ spezifisch für eine Takayasu-Arteriitis]
- Verdacht auf Arteriitis: Untersuchung der A. temporalis [Halozeichen der A. temporalis ist relativ spezifisch für Arteriitis cranialis] und ggf. Biopsie (Gewebeentnahme) der A. temporalis – Jeder nach dem 50. Lebensjahr neu aufgetretene Kopfschmerz unabhängig von der Lokalisation
- Enzephalogramm (EEG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Gehirns) – bei Verdacht auf Krampfanfälle
- Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule – bei Verdacht auf vertebragene (wirbelsäulenbedingte) Ursache der Kopfschmerzen
- Röntgenaufnahmen der Nasennebenhöhlen bzw. Computertomographie (CT; schnittbildgebendes Verfahren (Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen mit rechnerbasierter Auswertung)) der Nasennebenhöhlen – bei Verdacht auf Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung)
- Neurophysiologische Untersuchungen – bei Verdacht auf Neuritis (Nervenentzündung)
- Polysomnographie (Schlaflabor; Messung verschiedener Körperfunktionen im Schlaf, die Auskunft über die Schlafqualität geben) – bei Verdacht auf das Schlafapnoe-Syndrom (Beschwerdebild, das durch Atemstillstände (Apnoen) während des Schlafs verursacht wird)
Weitere Hinweise
- Bei Kindern mit lokalisiertem Kopfschmerz und keinen neurologischen Auffälligkeiten (292 Kinder; mindestens fünf Schmerzattacken) ergab sich bei 96 % der MRT-Untersuchungen ein normaler Befund. Bei 4 % der Kinder zeigten sich beim MRT Auffälligkeiten, die allerdings ausschließlich unspezifische Zufallsbefunde waren und keine operative Intervention erforderlich machten [1].
- Schwangere mit akutem Kopfschmerz [2] (Fallzahl: 151): Die bildgebende Untersuchung ergab:
- Normalbefunde bei 59 Prozent der Schwangeren
- Zufallsbefunde, die nichts mit dem Kopfschmerz zu tun hatten bei 14 Prozent
- symptombezogene pathologische Befunde bei 28 Prozent; Auftreten war im 1. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) am höchsten; 6 Fälle von intrakraniellen Blutungen (Hirnblutung); 5 Frauen mit Hirnvenenthrombosen (Bildung eines Blutgerinnsels (Thrombose) in einer Gehirnvene), 4 mit posterioren reversiblen Enzephalopathie-Syndrom (PRES), 3 mit akuten zerebralen Infarkten, 3 mit akuter Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung); Prädiktoren für diese Befunde waren in allen Phasen der Schwangerschaft: starke Schmerzintensität, reduziertes Bewusstsein sowie Krampfanfälle.
Literatur
- Ahmed MAS et al.: Site locked headaches in paediatric patients do not require routine brain imaging and rarely have a serious aetiology. Acta Paediatrica 2017; online: 8. März 2017 | doi: 10.1111/apa.13743
- Raffaelli B et al.: Brain imaging in pregnant women with acute headache. Neurol (2018). https://doi.org/10.1007/s00415-018-8924-6
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Kopfschmerz bei Kindern - Bildgebende Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 064 - 011), April 2020 Langversion