Knochenschmerzen – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Knochenschmerzen dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie häufig Erkrankungen der Knochen oder Gelenke, wie Osteoporose, Arthrose, Rheuma oder andere Knochenerkrankungen?
- Bestehen in Ihrer Familie bekannte genetische Erkrankungen, die mit Knochenschmerzen oder -veränderungen einhergehen?
- Gibt es gehäuft Tumorerkrankungen in Ihrer Familie, insbesondere Knochentumoren oder metastasierende Tumoren mit Knochenbeteiligung (z. B. Osteogenesis imperfecta (Glasknochenkrankheit), Marfan-Syndrom, Morbus Paget)?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Gibt es berufliche Belastungen für Ihre Knochen oder Gelenke, wie schwere körperliche Arbeit, wiederholte Belastungen oder Vibrationen?
Reiseanamnese
- Haben Sie in den letzten Monaten oder Jahren eine Reise unternommen? Wenn ja:
- Wann genau war Ihre Reise? [Wichtig zur Einschätzung der Inkubationszeit]
- Welche Länder oder Regionen haben Sie besucht?
- Wie lange waren Sie dort?
- Waren Sie in einem Gebiet mit hoher Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für tropische oder Infektionskrankheiten?
- Gab es während oder nach der Reise Symptome, die auf eine Infektion oder systemische Erkrankung hinweisen?
- Hatten Sie während oder nach der Reise Kontakt mit potenziellen Infektionsquellen?
- Hatten Sie engen Kontakt zu Tieren, z. B. durch landwirtschaftliche Arbeit oder Wildtierkontakte?
- Waren Sie in Höhlen, Wäldern oder ländlichen Gebieten unterwegs, in denen Zecken oder andere Überträger aktiv sind?
- Wurden Sie von Insekten gestochen (z. B. Mücken, Sandfliegen, Zecken)?
- Haben Sie verunreinigtes Wasser oder ungekochte/rohe Lebensmittel konsumiert?
- Sind Ihre Knochenschmerzen plötzlich aufgetreten oder schleichend entstanden?
- Bestehen Begleitsymptome wie Fieber, Nachtschweiß, Hautveränderungen, Schwellungen oder Gewichtsverlust?*
- Hat sich Ihr Bewegungsmuster seit der Reise verändert?
- Reiseassoziierte Erkrankungen, die mit Knochenschmerzen verbunden sein können – geordnet nach Regionen:
- Afrika:
- Brucellose (v. a. in Nord- und Ostafrika)
- Schistosomiasis (Bilharziose) (v. a. in den Tropen und Subtropen)
- Trypanosomiasis (Schlafkrankheit) (v. a. West- und Zentralafrika)
- Leishmaniose (v. a. in Nordafrika und dem Sahel)
- Tuberkulose (v. a. in Entwicklungsländern)
- Südamerika:
- Chikungunya-Fieber (v. a. in Brasilien, Kolumbien, Venezuela)
- Dengue-Fieber (in tropischen und subtropischen Regionen)
- Brucellose (Mittel- und Südamerika)
- Leishmaniose (häufig in Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Peru)
- Asien:
- Dengue-Fieber (häufig in Indien, Thailand, Vietnam, Indonesien)
- Chikungunya-Fieber (häufig in Indien, Sri Lanka, Myanmar)
- Brucellose (Mongolei, China, Kasachstan)
- Tuberkulose (häufig in Indien, Bangladesch, Pakistan)
- Leptospirose (v. a. in tropischen Regenwaldgebieten mit Überschwemmungen)
- Europa:
- Borreliose (Lyme-Krankheit) (häufig in Mitteleuropa, Skandinavien)
- Q-Fieber (v. a. in Süd- und Osteuropa)
- Brucellose (v. a. im Mittelmeerraum, Balkan)
- Tuberkulose (steigende Prävalenz in Osteuropa)
- Naher Osten und Mittlerer Osten:
- Leishmaniose (häufig in Syrien, Irak, Iran, Saudi-Arabien)
- Brucellose (Türkei, Irak, Iran)
- Q-Fieber (häufig in ländlichen Regionen mit Tierhaltung)
- Australien und Ozeanien:
- Leptospirose (insbesondere nach Hochwasserereignissen)
- Dengue-Fieber (v. a. in Papua-Neuguinea, Teilen von Australien)
- Afrika:
Aktuelle Anamnese / Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Seit wann bestehen die Knochenschmerzen?
- Sind sie plötzlich aufgetreten oder haben sie sich allmählich entwickelt?
- Wie würden Sie die Schmerzen beschreiben? (stechend, brennend, dumpf, ziehend oder drückend)
- Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
- 0-2: kein/kaum Schmerz
- 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
- 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen*
- 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
- 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*
- Wo genau treten die Schmerzen auf? Betreffen sie eine bestimmte Region oder den gesamten Körper?
- Strahlen die Schmerzen in andere Körperregionen aus?
- Treten die Schmerzen symmetrisch oder einseitig auf?
- Verstärken sich die Schmerzen in Ruhe oder bei Bewegung?
- Bessern sie sich durch Wärme, Kälte oder Schmerzmittel?
- Treten neben den Knochenschmerzen weitere Symptome auf, wie Fieber, Schwellungen, Rötungen oder Nachtschweiß?*
- Liegt eine akute oder schleichend zunehmende Bewegungseinschränkung vor?
- Hatten Sie in der letzten Zeit Infekte, wie z. B. eine bakterielle oder virale Erkrankung, die in Verbindung mit den Knochenschmerzen stehen könnte?
- Gibt es Auffälligkeiten im Wasserhaushalt, wie übermäßiges Schwitzen, Durstgefühl oder vermehrtes Wasserlassen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie in letzter Zeit ungewollt an Körpergewicht verloren? Falls ja, um wie viele Kilogramm?
- Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Besteht eine veränderte Nahrungsaufnahme oder eine einseitige Ernährung?
- Bewegen Sie sich täglich regelmäßig? Falls ja, wie oft und in welcher Form?
- Treiben Sie regelmäßig Sport? Falls ja, welche Sportarten und in welcher Intensität?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen bekannte Erkrankungen der Knochen oder Gelenke (z. B. Osteoporose, rheumatoide Arthritis, Gicht, Osteomyelitis (Knochenentzündung))?
- Gibt es eine Tumorerkrankung in der Vorgeschichte?
- Haben Sie in der Vergangenheit Knochenverletzungen oder Frakturen erlitten, insbesondere durch Arbeits- oder Sportunfälle?
- Haben Sie frühere Knochenbrüche oder Unfälle erlitten, die für die aktuellen Beschwerden relevant sein könnten?
- Wurden in der Vergangenheit operative Eingriffe an Knochen oder Gelenken durchgeführt?
- Wurde in der Vergangenheit eine Strahlen- oder Chemotherapie durchgeführt, die das Knochensystem beeinflussen könnte?
Medikamentenanamnese
- Antimon-Präparate
- Chelatbildner (Deferasirox, Deferoxamin)
- Fluoride (Fluor)
- Hormone
- Aromatasehemmer (Anastrozol, Testolacton)
- GNRH-Analoga (Leuprorelin
- LHRH-Agonisten (Goserelin)
- STH (Synonyme: Somatotropes Hormon (STH), Somatotropin; z. B. Wachstumshormon-Substitutionstherapie)
- Interferon (Alpha-Interferon)
- Monoklonale Antikörper (Trastuzumab)
- Opioidrezeptorantagonisten (Naltrexon)
- Protonenpumpenhemmer (Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol)
- Retinoide – zur Therapie bei Psoriasis (Schuppenflechte)
- Zytostatika
- Alkylanzien (Temozolomid)
- Antimetabolite (Methotrexat (MTX))
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.