Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) – Einleitung

Das HWS-Syndrom bezeichnet Beschwerden, die von der Halswirbelsäule (HWS) ausgehen oder den Bereich der Halswirbelsäule betreffen. Die Beschwerden können sich dabei als unangenehme Schmerzen und mitunter auch als Funktionsstörungen im Hals- und Nacken-Bereich darstellen.

Thesaurussynonyme und ICD-10: akutes HWS-Syndrom; akutes HWS-Syndrom mit Blockierung der BWS; C7-Syndrom; C8-Syndrom; Cervicalgia; Cervicalsyndrom; HWS-Beschwerden; HWS-Schmerzen; HWS-Schulter-Syndrom; HWS-Syndrom; HWS-Syndrom mit Blockierung; Kraniovertebrales Syndrom; muskuläres HWS-Syndrom; muskulotendinöses HWS-Syndrom; Nackenschmerzen; Nackenschmerzen a.n.k.; Schmerzen im Halswirbelsäulenbereich; Schulter-Arm-Syndrom; sensibles C6-C8-Syndrom; sensibles C6-Syndrom; Wirbelsäulenschmerzen der HWS; Wurzelreizung im HWS-Bereich; Zephales Zervikalsyndrom; Zervikago; zervikales Schmerzsyndrom; zervikales Vertebralsyndrom; zervikales Wurzelreizsyndrom; zervikales Wurzelsyndrom; zervikale Wurzelreizung; Zervikalgie; Zervikalneuralgie; Zervikalsyndrom; Zervikobrachialsyndrom; zervikogene Kopfschmerzen; zervikokranielles Syndrom; zervikozephales Syndrom; Zervikozephalgie; ICD-10-GM M53.0: Zervikozephales Syndrom, ICD-10-GM M54.2: Zervikalneuralgie

Formen des HWS-Syndroms

Nach der Lokalisation

  • Oberes HWS-Syndrom
  • Unteres HWS-Syndrom

Nach der Schmerzausstrahlung

  • Lokal
  • Pseudoradikulär
  • Radikulär ‒ Schmerzen, die von einer Nervenwurzel ausgehen

Nach der Ätiologie (Ursache)

  • Funktionelles HWS-Syndrom durch Fehlhaltung
  • Degeneratives HWS-Syndrom durch Verschleiß
  • Posttraumatisches HWS-Syndrom durch eine Verletzung, Unfall etc.

Nach dem Verlauf

  • Akut ‒ 0-3 Wochen bestehend
  • Subakut ‒ 4-12 Wochen bestehend
  • Chronisch ‒ länger als 12 Wochen andauernd

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Die Lebenszeitprävalenz (Krankheitshäufigkeit während des gesamten Lebens) der chronischen HWS-Beschwerden liegt bei bis zu 70 %, wobei sie in Nordamerika sowie den skandinavischen Ländern höher als in anderen Ländern ist.
Die Punktprävalenz liegt bei bis zu 15 %.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf des HWS-Syndroms ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache und kann in verschiedenen Stadien verlaufen, die in der Regel in Akut-, Subakut- und Chronisch unterteilt werden:

  • Akut: Die akuten Beschwerden dauern in der Regel zwischen 0 und 3 Wochen an. Diese Phase ist häufig durch starke Schmerzen und Funktionsstörungen im Bereich der Halswirbelsäule gekennzeichnet. In dieser Phase ist eine intensive Schmerztherapie sowie gegebenenfalls eine vorübergehende Immobilisation notwendig.
  • Subakut: Diese Phase erstreckt sich von der vierten bis zur zwölften Woche. Die Schmerzen können in dieser Phase allmählich abklingen, jedoch können weiterhin Beschwerden bestehen bleiben, die eine intensivere Physiotherapie und begleitende Maßnahmen wie Wärmetherapie und Massage erfordern.
  • Chronisch: Nach 12 Wochen bestehen die Beschwerden weiterhin, wobei sie oft wiederkehrend (rezidivierend) auftreten. Chronische HWS-Beschwerden können durch persistierende muskuläre Verspannungen, degenerative Veränderungen oder Funktionsstörungen bedingt sein. In dieser Phase ist eine kontinuierliche physiotherapeutische Betreuung sowie ggf. eine medikamentöse Langzeittherapie erforderlich.

Prognose

Die Prognose des HWS-Syndroms ist variabel und hängt stark von der Ursache der Beschwerden ab. Allgemein lassen sich folgende Punkte zusammenfassen:

  • Spontane Besserung: Viele akute Nackenschmerzen bessern sich spontan innerhalb weniger Wochen. In etwa 70 % der Fälle kommt es zur vollständigen Genesung, wobei bei einem Teil der Patienten die Beschwerden jedoch wiederkehren.
  • Rezidivierende Beschwerden: Ein Großteil der Patienten mit akuten Nackenschmerzen entwickelt rezidivierende Beschwerden, insbesondere bei persistierenden funktionellen oder degenerativen Veränderungen der Halswirbelsäule.
  • Langfristige Prognose: Bei chronischen Beschwerden, insbesondere bei degenerativen Veränderungen oder posttraumatischen Zuständen, kann die Prognose ungünstiger sein. Diese Patienten haben oft eine persistierende (dauerhafte) Beeinträchtigung der Lebensqualität, auch wenn die Schmerzen in der Regel gut behandelbar sind.
  • Komplikationen und Warnhinweise: Ein gefährlicher Verlauf ist durch neurologische Ausfälle, Bewusstseinsstörungen, vorausgegangene Traumata, maligne (bösartige) Erkrankungen in der Vorgeschichte, Osteoporose (Knochenschwund) oder Langzeitmedikation mit Glucocorticoiden gekennzeichnet. Diese Faktoren erfordern eine sorgfältige Diagnostik und ggf. eine sofortige interventionelle Therapie [1].

Komorbiditäten

Nackenschmerzen sind mit folgenden Begleiterkrankungen vergesellschaftet: chronischer Stress, Ängstlichkeit und Depressionen.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Nackenschmerzen. (AWMF-Registernummer: 053-007), Juni 2016 Kurzfassung Langfassung