Ellenbogenschmerzen – Differentialdiagnosen

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Aneurysma (umschriebene pathologische (krankhafte) Ausbuchtung der Arterienwand) der Arteria subclavia
  • Angina pectoris ("Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend) – wg. akuten Koronarsyndroms (ACS), Koronarer Herzkrankheit/Herzkranzgefäßerkrankung (KHK))

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Arthritis (Gelenkentzündung) – Ätiologie (Ursachen): Urikopathie (Gicht) des Ellenbogengelenk (ca. 5 % der Fälle); polyartikuläre Erkrankungen (ca. 30 % der Fälle)
  • Arthrose (sehr selten)
  • Bizeps-Tendinopathie ("Sehnenleiden"); Überlastung durch wiederholte Ellenbogenreflexionen und Unterarm-Supinationen (Auswärtsdrehung der Hand durch Rotation des Unterarmes); Auftreten relativ häufig bei Überkopf- und Wurfsportlern; Symptomatik: Ellenbogenschmerzen im Bereich des vorderen Ellenbogens; verminderte Kraft bei Ellenbogenflexion; klinischer Befund Druckdolenz über der distalen Bizepssehne [vorderer Ellenbogen]
  • Chondromalazie (Knorpelerweichung) des Caput radii (Radiusköpfchen) und des Capitulum humeri (Oberarmknochen: davon der laterale Anteil der Gelenkfläche bestehend aus einer knopfartig abgerundeten und deutlich vorgewölbten Knorpelfläche); Symptomatik: Knacken, Widerstand, Gelenksperre; bei aktiver Benutzung des Ellenbogens laterale Ellenbogenschmerzen [lateraler Ellenbogen]
  • Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall) im Bereich von Halswirbelsäule (HWS) oder Brustwirbelsäule (BWS)
  • Epicondylitis humeri lateralis (Tennisellenbogen) Symptomatik: leichte bis mäßige Schmerzen, bei der Benutzung der Hand verstärkt werden [lateraler Ellenbogen]
  • Epicondylitis humeri medialis (Golferellenbogen); Symptomatik: Schmerzen medial im Ellenbogen und Verstärkung derselben durch Benutzung der Hand [medialer Ellenbogen]
  • Kubitaltunnelsyndrom (KUTS) (Synonym: Ulnarisneuropathie am Ellenbogen) – Engpasssyndrom; dabei wird der N. ulnaris am Ellenbogen komprimiert oder irritiert; Frühstadium: Parästhesien oder Gefühlsminderung, bei unauffälligen neurologischen Befund; ziehende Schmerzen im Unterarm oder Ellenbogen; Hypästhesien (herabgesetzte Empfindlichkeit der Berührungs- und Drucksensibilität der Haut): kleine Finger und an der ulnaren ("zur Elle gehörend") Hälfte des Ringfingers sowie des ulnarseitigen Handrückens und Hypothenars (Kleinfingerballen); Spätstadium: Krallenstellung des Ringfingers und des kleinen Fingers (charakteristisch); Männer (45.-55. Lebensjahr) sind häufiger als Frauen betroffen.
  • Ligamentschädigung:
    • Schädigung am ulnaren Kollateralband; betrifft im Wesentlichen Wurfsportarten (z. B. Handball, Volleyball, Basketball, Speerwerfen); Symptomatik: mediale Ellenbogenschmerzen, die sich bei Aktivität verschlimmern  [medialer Ellenbogen]
    • vordere Ligamentschädigung bzw. Kapselschädigung durch Hyperextensionen des Ellenbogens; Symptomatik: vordere Ellenbogenschmerzen [vorderer Ellenbogen]
  • Muskelzerrung, nicht näher bezeichnet
  • Musculus brachialis-Tendinopathie ("Sehnenleiden"); repetitive Mikrotraumata durch wiederholte Ellenbogenflexionen und Unterarm-Supinationen oder durch ein akutes Makrotrauma Symptomatik: schmerzhafte Flexion des Ellenbogen [vorderer Ellenbogen]
  • Olekranon (an der Streckseite des Arms die Übergangsstelle von Ober- zu Unterarm): [hinterer Ellenbogen]
    • Olecranon-Bursitis (Bursitis olecrani) – offene bzw. geschlossene Schleimbeutelverletzung nach (Prellung, Sturz etc.) sowie Hyperurikämie/Gicht 
    • Olecranon-Impingement (Ellenbogen-Impingement); bedingt durch Kompression und Beschädigung von weichem Gewebe (wie Knorpel); betroffen sind häufig Werfer; Symptomatik: Ellenbogenschmerzen auf der Rückseite oder innerhalb des Ellenbogengelenkes
  • Osteochondrosis dissecans (umschriebene aseptische Knochennekrose unterhalb des Gelenkknorpels, die mit der Abstoßung des betroffenen Knochenareals mit dem darüberliegenden Knorpel als freier Gelenkkörper (Gelenkmaus) enden kann; dieser verursacht häufig Reizungen) – aufgrund Schädigung des radialen Teils des Ellenbogengelenk (z. B Werfer); Symptomatik: laterale Gelenkschmerzen
  • PIN-Syndrom (Synonyme: Radial-Tunnel-Syndrom, Radial-Pronator-Syndrom oder auch Supinatortunnel‑/Supinatorlogen-Syndrom) – Kompressionssyndrom des Ramus interosseus posterior des N. radialis
    • PIN-Syndrom: Muskelschwäche der durch den PIN innervierten Muskulatur vergesellschaftet; Überlastung (Sportler und Violinisten), äußere Kompression (Gehstocknutzung); klinisches Bild: Schmerzen am dorsoradialen Anteil des Unterarmes, welcher durch Pro‑/Supination verschlechtert wird. 
      Pronation: Innenwertsdrehung: bei dieser Drehung des Unterarms überkreuzen sich Elle und Speiche; Supination (Auswärtsdrehung): bei dieser Drehung liegen Elle und Speiche nach der Drehung parallel nebeneinander.
    • Radial-Tunnel-Syndrom: vor allem mit Schmerzen im Verlauf des Radialistunnels 
  • Pronator-teres-Syndrom – den Musculus pronator teres betreffendes Syndrom; dabei ist ein Teil des Nervus medianus distal des Ellenbogen betroffen; Vorkommen bei Rückschlag- oder Wurfsportarten; Symptomatik: Ellenbogenschmerzen im Bereich des vorderen Ellenbogens [vorderer Ellenbogen]
  • Radiusköpfchen-Subluxation (Synonyme: Chassaignac-Lähmung oder Pronatio dolorosa; lat.: Subluxatio capituli radii bzw. Subluxatio radii perianularis; engl.: Nursemaid’s elbow oder Pulled elbow – deutsch: Kindermädchen-Ellenbogen oder Sonntagsarm; franz.: Pronation douloureuse) – bei Kleinkindern bis höchstens fünf Jahren häufig vorkommende Pronationsblockade, die oft auch als Teilausrenkung (Subluxation) des Speichenköpfchens bezeichnet wird; Symptomatik: Bewegungschmerzen; Radiusköpfchen ist bei Palpation druckdolent (druckschmerzhaft) [lateraler Ellenbogen]
  • Snapping-Triceps-Syndrom (meistens durch eine Subluxation des Nervus ulnaris); häufig betroffen sind Werfer und Tennisspieler; Symptomatik: uncharakteristisch, Gefühl des nach hinten und medial Verrutschens [hinterer Ellenbogen]
  • Spondylose der Halswirbelsäule (HWS-Spondylose)
  • Trizeps-Tendinopathie (z. B. nach Expandertraining); Symptomatik: Schmerzen am hinteren Ellenbogen, Verstärkung derselben nach Extension [hinterer Ellenbogen]

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Bösartige Neubildungen wie lokale Knochentumoren, Wirbelsäule, Rückenmark
  • Bösartige Neubildungen der Lunge, vor allem Pancoast-Tumor (Synonym: apikaler Sulkustumor) – rasch fortschreitendes peripheres Bronchialkarzinom im Bereich der Lungenspitze (Apex pulmonis); rasch übergreifend auf Rippen, Halsweichteile, Armgeflecht (ventralen Ästen der Spinalnerven der letzten vier Hals- und des ersten Brustsegments (C5–Th1)) und Wirbel der Hals- und Brustwirbelsäule (HWS, BWS)); Krankheit äußert sich häufig mit einem charakteristischen Pancoast-Syndrom: Schulter- bzw. Arm-Schmerz, Rippenschmerz, Parästhesie (Empfindungsstörungen) am Unterarm, Paresen (Lähmungen), Handmuskelatrophie, obere Einflussstauung durch Einengung der Halsvenen, Horner-Syndrom (Trias einhergehend mit Miosis (Pupillenverengung), Ptosis (Herunterhängen des oberen Augenlids) und Pseudoenophthalmus (scheinbar eingesunkener Augapfel))
  • Intraartikuläres Osteoidosteom (OO; Tumor, der von den Osteoblasten ausgeht) mit Begleitsynovitis (Knochenhautentzündung); ca.  10 % aller benignen (gutartigen) Knochentumore sind Osteoidosteome

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Radiusköpfchen-Subluxation (auch Chassaignac-Lähmung oder Pronatio dolorosa; lat.: Subluxatio capituli radii bzw. Subluxatio radii perianularis; engl.: Nursemaid’s elbow oder Pulled elbow – deutsch: Kindermädchen-Ellenbogen oder Sonntagsarm; franz.: Pronation douloureuse) ist eine bei Kleinkindern bis höchstens fünf Jahren häufig vorkommende Pronationsblockade, die oft auch als Teilausrenkung (Subluxation) des Speichenköpfchens bezeichnet wird [lateraler Ellenbogen]
  • Radialistunnelsyndrom (Supinatorsyndrom) – Nervenkompressionssyndrom des Tiefenzweigs des Nervus radialis im Radialtunnel; Symptomatik: Schmerzausstrahlung in den dorsalen Unterarm, laterale Ellenbogenschmerzen, evtl. verminderte Extensionkraft; Häufigkeit: relativ selten [lateraler Ellenbogen]
  • Schädigung des Nervus radialis:  [lateraler Ellenbogen]
    • Proximale Nervus-radialis-Läsion – durch die Ausübung eines dauerhaften Druckes auf die Axilla (Achsel) lässt sich eine Kompressionssymptomatik provozieren. Das klinische Bild dieser Läsion ist eine sogenannte Fallhand mit Parästhesien (Missempfindungen).
    • Mittlere Nervus-radialis-Läsion – bei einer Kompression oder Schädigung im Radialistunnel wird eine Fallhand mit Sensibilitätsstörungen hervorgerufen.
    • Distale Nervus-radialis-Läsion – eine Schädigungen in Handwurzelnähe führt weder zur Ausbildung von einer Fallhand noch zu Sensibilitätsstörungen.
  • Schädigung des Nervus ulnaris bzw. Neuritis ulnaris: [medialer Ellenbogen]
    • Proximale Nervus-ulnaris-Läsion – bei Schädigungen im Ellenbogenareal durch zum Beispiel Traumata oder chronische Kompression resultiert hieraus das Bild der Krallenhand mit Empfindungsstörungen.
    • Mittlere Nervus-ulnaris-Läsion – im Bereich des Handgelenks können Schädigungen zur Krallenhand mit Sensibilitätsstörungen führen.
    • Distale Nervus-ulnaris-Läsion – Auch im Hohlhandbereich kann der Nerv geschädigt werden, sodass eine Krallenhand ohne sensible Innervationsprobleme diagnostizierbar wird.
    Neuritis nervi ulnaris (Synonym: Sulcus ulnaris Syndrom) – der N. ulnaris ist in seinem Verlauf am medialen Oberarmknochen im Ellenbogenbereich tastbar. In diesem Bereich kann eine Kompression durch Verwachsungen oder Muskelanteile bzw. eine Dehnung des Nervens entstehen. Beschwerdebild: Schmerzen und Parästhesien (Missempfindungen) im 4. und 5. Finger; Parese und Atrophie der durch den N. ulnaris enervierten kleinen Handmuskeln bis hin zur Krallenstellung des Ring- und Kleinfingers (Klauenhand)
  • Thoracic-outlet-Syndrom (TOS; neurovaskuläres Kompressionssyndrom) – Engpasssyndrom der oberen Thoraxapertur (obere Brustkorböffnung) oder Schultergürtel-Kompressionssyndrom; dabei werden neurovaskuläre Bündel (Nerven-Gefäß-Bündel) aus Plexus brachialis, Arteria und Vena subclavia gequetscht; man unterscheidet eine neurogene TOS (von einem Nerv ausgehend; 90 % der Fälle) von einer vaskulären TOS (von Gefäßen ausgehend; ca. 3 bis 4 % der Fälle); Auftreten im Alter zwischen 20 und 50 Jahren; Geschlechterverhältnis: vaskuläre TOS ist bei Männern und Frauen gleich verteilt, die neurogene TOS findet man 3-4-mal häufiger bei Frauen als bei Männern; klinisches Bild:
    • neurogene TOS: Schwäche und Schweregefühl im betroffenen Arm, Verlust der Geschicklichkeit und Koordination bei Fingerbewegungen mit fortschreitender Störung der Feinmotorik; Spätkomplikation: Atrophie (Gewebeschwund) der kleinen Handmuskeln
    • vaskuläre TOS:
      • venöse TOS: schmerzhafte Schwellung am Unterarm, Schweregefühl, ggf. Thrombophlebitis (oberflächliche Venenentzündung) des Unterarms
      • arterielle TOS: Pulsabschwächung oder Pulsverlust, Kälte/Blässe der Extremität, Raynaud-Phänomen (Durchblutungsstörungen an den Händen oder Füßen, die durch Vasospasmen (krampfartige Engstellung eines Blutgefäßes) bedingt sind), Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Ischämie oder sonstiger Schädigung)

 Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Fraktur (Knochenbruch; z. B. Olecranonfraktur) – akute, starke Schmerzen mit typischen Frakturzeichen (Fehlstellung, Bewegungsschmerz, lokale Druckempfindlichkeit)
  • Ellenbogenluxation (Verrenkung)