Beckenschmerzen – Differentialdiagnosen
Akute Beckenschmerzen
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)
- Infizierte Urachusfistel (Urachus: Gang, der sich vom Nabel zur Harnblase erstreckt und normalerweise bei der Geburt verschlossen. In seltenen Fällen kann die Verbindung persistieren und sich mit Flüssigkeit auffüllen (sog. Urachuszyste)).
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Beckenvenensyndrom, nicht näher bezeichnet
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Akute Appendicitis ("Blinddarmentzündung")
- Bride (Verwachsungsstrang (Bride), dieser klemmt den Darm ein)
- Divertikulitis – Erkrankung des Dickdarmes, bei der sich in Ausstülpungen der Schleimhaut (Divertikel) eine Entzündung bildet
- Inguinalhernie (Leistenbruch) oder weitere Formen der Hernie (Bruch), ggf. inkarzeriert (eingeklemmt)
- Proktitis (Enddarmentzündung)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Fibrose (krankhafte Bindegewebsvermehrung), nicht näher bezeichnet
- Psoasabszess (Eiteransammlung in der Psoasloge)
- primäre Psoasabszess: dieser entsteht durch hämatogene Dissemination (Aussaat über den Blutwege) bei unklarem Primärherd und betrifft vornehmlich jüngere Patienten und. (75-90 % der Fälle Staphylococcus aureus)
- sekundärer Psoasabszess: dieser entsteht durch direkte Infektausbreitung benachbarter Organe (80 % der Fälle sind gastrointestinaler Ursache (Appendicitis, Divertikulitis, Kolonkarzinom, Morbus Crohn). Weitere Ursachen sind die sekundäre Spondylitiden, tuberkulöse Spondylitis, die pyogene Sakroiliitis und infizierte Hüftgelenkendoprothesen
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Cervixkarzinom (Gebärmutterhalskarzinom)
- Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs)
- Ovarialzyste (flüssigkeitsgefüllter Hohlraum im Eierstock), Ruptur (Reißen) bzw. Torsion (Verdrehung)
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)
- Abort (Fehlgeburt)
- Extrauteringravidität – Schwangerschaft, bei der die Nidation (Einnistung) der Blastozyte (Embryo im frühen Entwicklungsstadium) außerhalb des Uterus (Gebärmutter) stattfindet; meist als Eileiterschwangerschaft (Tubargravidität)
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Adnexitis – Entzündung von Eileiter und Eierstock
- Endometriose – Vorkommen von Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) außerhalb der Gebärmutter, beispielsweise in oder auf den Ovarien (Eierstöcken), den Tuben (Eileitern), der Harnblase oder dem Darm
- Harnwegsinfektion (HWI)
- Prostatitis (Prostataentzündung)
Weitere Ursachen
- Beckenabszess, nicht näher bezeichnet
- Disloziertes (verlagertes) Intrauterinpessar (IUP)
- Funktionelle Beckenschmerzen mit psychosexuellem Ursprung
- Referred Pain (übertragener Schmerz), nicht näher bezeichnet (z. B. Darmkrämpfe)
- Siehe auch "Abdominalschmerzen durch Medikamente"
Chronische Beckenschmerzen
Krankheitsbedingte Ursachen
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Beckenvenensyndrom, nicht näher bezeichnet
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Divertikulitis – Erkrankung des Dickdarmes, bei der sich in Ausstülpungen der Schleimhaut (Divertikel) eine Entzündung bildet
- Entzündliche Darmerkrankung (CED; engl.: inflammatory bowel disease, IBD), nicht näher bezeichnet (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Ileus (Darmverschluss)
- Reizdarmsyndrom (RDS)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Lumbalgie (Kreuzschmerzen), tiefe
- Psoasabszess (Eiteransammlung in der Psoasloge)
- primäre Psoasabszess: dieser entsteht durch hämatogene Dissemination (Aussaat über den Blutwege) bei unklarem Primärherd und betrifft vornehmlich jüngere Patienten und. (75-90 % der Fälle Staphylococcus aureus)
- sekundärer Psoasabszess: dieser entsteht durch direkte Infektausbreitung benachbarter Organe (80 % der Fälle gastrointestinale Ursachen (Appendicitis, Divertikulitis, Kolonkarzinom, Morbus Crohn) vor. Weitere Ursachen sind die sekundäre Spondylitiden, tuberkulöse Spondylitis, die pyogene Sakroiliitis und infizierte Hüftgelenkendoprothesen
Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)
- Cervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs)
- Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs), distales
- Fibrom – gutartige Geschwulst aus Bindegewebe
- Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs)
- Ovarialzyste – flüssigkeitsgefüllter Hohlraum im Eierstock
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Chronischer Beckenschmerz beim Mann (Synonyme: anogenitaler Symptomenkomplex, chronisch abakterielle Prostatitis, chronisches Schmerzsyndrom des Beckens (chronic pelvic pain syndrome, CPPS), chronisches Beckenschmerzsyndrom, Prostatodynie, vegetatives Urogenitalsyndrom) – Ursache der Beschwerden ist eine vegetative Dysregulation ausgelöst durch Stress (CPPS ist Bestandteil des Prostatitissyndroms: s. u. Prostatitis (Prostataentzündung)/Klassifikation)
- Chronische Beckenschmerzsyndrom – Schmerz über mindestens 6 Monate in den Organen und Strukturen des kleinen Beckens; dabei handelt es sich um eine Ausschlussdiagnose d. h. dass zum Beispiel .Entzündungen, eine Endometriose oder Tumoren ausgeschlossen sein müssen.
- Pelvipathie (Unterbauchschmerzen) der Frau – aufgrund sehr unterschiedlicher Ursachen, die somatischer (körperlicher) als auch psychischer Natur sein können:
- Pelvipathie (Pelvipathia; chronic pelvic pain (CPP), Hysteralgie). Dabei handelt es sich um chronische (= länger als sechs Monate anhaltende) Unterbauchschmerzen bei Frauen. Die Schmerzen sind krampfartig und treten unabhängig von Geschlechtsverkehr und Zyklus auf.
- Pelvipathia vegetativa (Synonyme: Parametropathia spastica, Pelvic congestion) – vegetative Dystonie (Störung der Reizleitung im Nervensystem), die sich im kleinen Becken bei vegetativer Labilität (Anfälligkeit für Belastungen) manifestiert
- Vulvodynie – Missempfindungen und Schmerzen der äußeren primären Geschlechtsorgane, die länger als drei Monate ohne identifizierbarer Ursache andauern; Beschwerden sind lokalisiert bzw. generalisiert über den gesamten Perinealbereich (Gewebebezirk zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen); ggf. auch als gemischte Form vorliegend; Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) der essentiellen Vulvodynie: 1-3 %
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)
- Tiefe Rückenschmerzen
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Chronische Adnexitis – Entzündung von Eierstock und Eileiter
- Chronische interstitielle Zystitis (IC) – chronische, abakterielle Blasenentzündung; mit Beckenschmerz bei gefüllter Blase, Pollakisurie (Drang zu häufigem Wasserlassen ohne vermehrte Harnausscheidung) und Harndrang einhergehendes Schmerzsyndrom
- Dysmenorrhoe (schmerzhafte Regelblutung), primäre
- Endometriose – Vorkommen von Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) außerhalb der Gebärmutter, beispielsweise in oder auf den Ovarien (Eierstöcken), den Tuben (Eileitern), der Harnblase oder dem Darm
- Genitalprolaps – teilweise oder vollständige Vorfallen der Scheide (Descensus vaginae) und/oder Gebärmutter (Descensus uteri) aus der Schamspalte (Rima pudendi)
- Harnwegsinfekte, rezidivierende ("wiederkehrende")
- Interstitielle Zystitis (interstitielle Cystitis, IC; Synonym: Hunner-Zystitis) – vorwiegend bei Frauen auftretende Blasenentzündung unklarer Genese mit Fibrose der Harnblasenmuskulatur, Beckenschmerz bei überfüllter Blase, Dranginkontinenz (Reizblase oder überaktiver (hyperaktive) Blase) und Entwicklung einer Schrumpfblase; Diagnosesicherung durch: Urethrozystoskopie (Harnröhren- und Blasenspiegelung) und Biopsie (Gewebeprobe) zur Histologie (feingewebliche Untersuchung) und Molekulardiagnostik spezifischer Zellproteine
Weitere Ursachen
- Disloziertes (verlagertes) Intrauterinpessar (IUP)
- Mittelschmerz (Intermenstrualschmerz) – in der Mitte des Zyklus der Frau auftretender Unterbauchschmerz, der wahrscheinlich durch den Follikelsprung (Eisprung; Ovulation) bedingt ist
- Siehe auch "Abdominalschmerzen durch Medikamente"