Bauchschmerzen (Abdominalschmerzen) – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) – als Standarddiagnostikum bei Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) [u. a. freie Flüssigkeit, Cholezystolithiasis (Gallensteine)/Cholezystitis (Gallenblasenentzündung), Appendicitis (Blinddarmentzündung), Nephrolithiasis (Nierensteine)/Hydronephrose (krankhafte Erweiterung des Nierenbeckens), Organrupturen/-lazerationen (Zerreißung)]
  • Vaginalsonographie (Ultraschalluntersuchung der inneren Geschlechtsorgane mittels einer Ultraschallsonde, die in die Scheide eingeführt wird) bzw. Abdomensonographie – bei Verdacht auf gynäkologische Ursachen
  • Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) – zum Ausschluss eines Myokardinfarktes (Herzinfarkt)
  • Pulsoxymetrie – medizinisch-technisches Verfahren, dass der kontinuierlichen nicht-invasiven Messung der Sauerstoffsättigung (SpO2) des arteriellen Blutes sowie der Pulsfrequenz dient

Fakultative Medizingerätediagnostik in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Blutgasanalyse u. a. zur Bestimmung von: PaO2/FiO2 (mmHg) [arterieller Sauerstoffpartialdruck in mmHg/inspiratorische O2-Konzentration; gibt den prozentualen Anteil von Sauerstoff an]
  • Röntgenaufnahme des Abdomens (Röntgen-Abdomen; Abdomenübersicht) – bei Verdacht auf Hohlorganperforation (freie Luft?) oder Ileus (Darmverschluss); Ostipationsanamnese, Fremdkörper  
    • Abdomenleeraufnahme im Stehen: Nachweis einer Hohlorganperforation durch freie Luft unter dem Diaphragma (Zwerchfell)
    • Abdomenleeraufnahme im Liegen: geeignet zum Nachweis eines Ileus [Hohlraumperforation: freie Luft; mechanischer Ileus: "Spiegelbildung"]
    • Nachweis von ca. 90 % der Nieren- oder Uretersteine 
    Beachte: Hohe Strahlenbelastung (Strahlendosis bis zum 30-fachen einer Röntgenaufnahme des Thorax) bei gleichzeitig eingeschränkter diagnostischer Aussagekraft. In einer Studie mit 874 Patienten fanden sich nur bei 19 % der Abdomen-Übersichtsaufnahmen Auffälligkeiten [1].
  • Röntgenaufnahme des Beckens bei Verdacht auf Urolithiasis (Harnsteine)
  • Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen bei Verdacht auf Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Röntgenaufnahmen von Wirbelsäule, Rippen bei Verdacht auf knöcherne Ursache
  • Lungenfunktionsuntersuchung bei Verdacht auf pulmonale Erkrankung bei obstruktiver bzw. restriktiver Lungenerkrankung
  • Gastroskopie (Magenspiegelung)/Ösophagogastroduodenoskopie (Spiegelung von Speiseröhre Magen und Zwölffingerdarm)  bei Verdacht auf Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens und des Zwölffingerdarms; weitere Indikationen sind:
    • Positive Familienanamnese für gastrointestinale Karzinome
    • Alter > 55 Jahre
    • Zeichen einer gastrointestinalen Blutung oder Anämie (Blutarmut)
    • Gewichtsverlust oder Fieber
    • Rezidivierendes (wiederkehrendes) Erbrechen
    • Symptomverschlechterung
    • Dysphagie (Schluckbeschwerden)
    • Vorausgegangene Operation am Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt)
  • Endosonographie (endoskopischer Ultraschall (EUS); Ultraschalluntersuchung, die von innen durchgeführt wird, d. h., dass der Ultraschallkopf mittels eines Endoskops (optisches Instrument) direkt mit der inneren Oberfläche (beispielsweise der Schleimhaut des Magens/Darms) in Kontakt gebracht wird.) bei Verdacht auf Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens
  • Koloskopie (Darmspiegelung) bei Verdacht auf Blutung/Tumoren im Bereich des Kolons (Dickdarms)
  • Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP; Darstellung der Gallenwege) – bei Verdacht auf Cholelithiasis (Gallensteine)
  • Echokardiographie (Echo; Herzultraschall) bei Verdacht auf Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
  • Urographie oder retrograde Pyelographie bei Verdacht auf Harnsteine
  • Angiographie – bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Arterien und Venen unter Verwendung von Kontrastmittel 
  • Fructose-H2-Atemtest – bei Verdacht auf Fructoseintoleranz (Fructoseunverträglichkeit)
  • Lactose-H2-Atemtest – bei Verdacht auf Lactoseintoleranz (Lactoseunverträglichkeit)
  • Computertomographie des Thorax/Brustkorb (Thorax-CT) – bei Verdacht auf Lungenembolie, Mediastinitis
  • Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) ‒ bei Verdacht auf Tumoren, Entzündungen (Appendicitis/Blinddarmentzündung, Divertikulitis/Erkrankung des Dickdarmes, bei der sich in Ausstülpungen der Schleimhaut eine Entzündung bildet) etc. im Bauchraum
  • Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) bzw. CT-Angiographie – mit Darstellung der Blutgefäße
    • biphasische Kontrast-CT mit multiplaner Rekonstruktion (MPR) in drei Ebenen [Diagnostik der ersten Wahl] – bei Verdacht auf eine akute okklusive Mesenterialischämie (Darminfarkt)
    • (Durchführung einer arteriellen und venösen Phase; letztere ist notwendig zur Diagnose einer Mesenterialvenenthrombose)
  • Katheterangiographie (digitale Subtraktionsangiographie (DSA) mit i.a. Infusion von Vasodilatatoren) – bei Verdacht auf non-okklusive Mesenterialischämie
  • Magnetresonanztomographie (MRT) des Abdomens (Abdomen-MRT) – insb. bei Patienten, bei denen eine Strahlenexposition vermieden werden sollte (Kinder, Schwangere): z. B. bei unklarem Ultraschallbefund bei V. a. Appendicitis (Blinddarmentzündung); Choledocholithiasis (Vorhandensein von Steinen in den Gallengängen); Ovarialtorsion (Eierstockstieldrehung) bei Schwangeren 
  • Magnetresonanztomographie (MRT; computergestütztes Schnittbildverfahren (mittels magnetischer Felder, das heißt ohne Röntgenstrahlung); besonders gut geeignet zur Darstellung von Weichteilverletzungen) der Wirbelsäule (Wirbelsäulen-MRT) bei Verdacht auf Diskopathien (Bandscheibenläsionen) bzw. Nukleus pulposus-Prolaps (Bandscheibenvorfall)

Literatur

  1. Kellow ZS et al.: The Role of Abdominal Radiography in the Evaluation of the Nontrauma Emergency Patient. Radiology 2008, Issue 3 Vol. 248:887-893

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Bauchschmerz bei Kindern – Bildgebende Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 064 - 016), April 2020 Langfassung