Akutes Skrotum – Körperliche Untersuchung
Eine umfassende klinische Untersuchung ist die Grundlage für die Auswahl der weiteren diagnostischen Schritte:
- Allgemeine körperliche Untersuchung – inklusive Blutdruck, Puls, Körpertemperatur, Körpergewicht, Körpergröße; des Weiteren:
- Inspektion (Betrachtung)
- Haut und Schleimhäute [Purpura Schoenlein-Henoch (Purpura anaphylactoides) – spontane kleine Hauteinblutungen, insbesondere im Bereich der Unterschenkel (pathognomonisch), die vor allem nach Infektionen oder durch Medikamente oder Nahrungsmittel auftritt; dabei ist häufig der Nebenhoden bzw. Hoden vergrößert]
- Abdomen (Bauch)
- Form des Abdomens?
- Hautfarbe? Hautbeschaffenheit?
- Effloreszenzen (Hautveränderungen)?
- Pulsationen? Darmbewegungen?
- Sichtbare Gefäße?
- Narben? Hernien (Brüche)?
- Haut und Schleimhäute [Purpura Schoenlein-Henoch (Purpura anaphylactoides) – spontane kleine Hauteinblutungen, insbesondere im Bereich der Unterschenkel (pathognomonisch), die vor allem nach Infektionen oder durch Medikamente oder Nahrungsmittel auftritt; dabei ist häufig der Nebenhoden bzw. Hoden vergrößert]
- Palpation (Abtasten) des Abdomens (Bauch), der Inguinalregion (Leistenregion) etc. [eine verdickte Schwellung im Bereich des Leistenkanals kann auf eine inkarzerierte Leistenhernie/eingeklemmter Leistenbruch hinweisen]
- Inspektion und Palpation des Genitales (Penis und Hodensack) [Größe, Lage und Konsistenz sowie Abgrenzbarkeit von Hoden und Nebenhoden und Schmerzhaftigkeit im Vergleich zur Gegenseite bzw. wo ist das Punctum maximum des Schmerzes); dunkelblaue bis schwarze Verfärbung des Hodens; häufig ist der Hoden auf der betroffenen Seite körpernah fixiert oder liegt quer, bedingt durch die Torsion des verkürzten Samenstranges/Brunzel-Zeichen: fixierter, schmerzhafter, horizontaler Hochstand des Hodens bei Vorliegen einer Hodentorsion]
[wg. Differentialdiagnose- Hydatidentorsion: bei einer Diaphanoskopie (Durchleuchtung des Hodensacks mit Licht) finden sich in solchen Fällen häufig sogenannte "blue dot sign" (bläulich schimmernde Strukturen; 20 % der Fälle), als Hinweis einer Durchblutungsstörung der Appendices des Hodens bzw. Nebenhodens; tastbares schmerzhaftes Knötchen
- Hydrozele (Ansammlung seröser Flüssigkeit um den Hoden) und Funikulozele (Zyste im Bereich des Samenstranges): prall-elastische Raumforderung mit homogen-transparenter Flüssigkeitsblase; auch per Diaphanoskopie nachweisbar]
- Digital rektale Untersuchung (DRU): Untersuchung des Rektums (Mastdarm) und der angrenzenden Organe mit dem Finger per Palpation: Beurteilung der Prostata in Größe, Form und Konsistenz
- Inspektion (Betrachtung)
In eckigen Klammern [ ] wird auf mögliche pathologische (krankhafte) körperliche Befunde hingewiesen.
Folgende Zeichen eignen sich für die Differentialdiagnostik der Hodentorsion bzw. Orchitis:
- Kremaster-Reflex* (Hodenheber-Reflex; Auslösung: Bestreichen der Innenseite des Oberschenkels) – der Kremaster-Reflex ist aufgehoben [kann bei einer Hodentorsion ausbleiben]
- Prehn-Zeichen*:
- positiv: beim Anheben des Hodens nehmen die Schmerzen ab, was auf eine Orchitis oder Epididymitis hinweist
- negativ: beim Anhaben des Hodens nehmen die Schmerzen zu oder bleiben unverändert, was z. B. der Fall bei einer Hodentorsion ist
- Gersche-Zeichen – Einziehungen der Skrotalhaut am Boden des Skrotums [Hinweis auf ein Frühstadium einer Hodentorsion]
*sind nicht verlässlich und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen nicht anwendbar.