Schlafstörungen (Insomnie) – Ursachen

Pathogenese der Insomnie

Die Insomnie (Schlaflosigkeit) ist eine komplexe Erkrankung mit einer Vielzahl von Ursachen und Mechanismen, die nicht durch einen einzigen Pathomechanismus erklärt werden kann. Die Pathogenese der Insomnie basiert auf verschiedenen physiologischen und psychologischen Faktoren, die in prädestinierende, auslösende und aufrechterhaltende Faktoren unterteilt werden (3-P-Modell).

Chronischer Stress und Cortisol

Ein zentraler Faktor in der Pathogenese der Insomnie ist chronischer Stress. Dauerstress führt zu einem anhaltend erhöhten Cortisolspiegel, was die Schlafqualität erheblich beeinträchtigt. Cortisol, ein Stresshormon, beeinflusst mehrere Aspekte des Schlafes:

  • Erhöhte Cortisolspiegel führen zu einer Reduktion der Tiefschlafphasen und des REM-Schlafs, was die Erholungsfunktion des Schlafes beeinträchtigt.
  • Zudem trägt Cortisol zur Schlaflosigkeit bei, indem es die Aktivität des Nervensystems erhöht und das Einschlafen erschwert.

Tryptophan-Metabolismus und Neurotransmitter

Bei Insomnie kommt es zu einer Dysregulation des Tryptophan-Stoffwechsels. Der durch Stress erhöhte Cortisolspiegel aktiviert das Enzym Tryptophan-Pyrrolase, welches den Abbau von Tryptophan fördert. Tryptophan ist eine essenzielle Aminosäure, die für die Produktion von Serotonin und Melatonin notwendig ist:

  • Serotonin wirkt stimmungsaufhellend und hat einen indirekten Einfluss auf den Schlaf.
  • Melatonin, ein Hormon der Epiphyse (Zirbeldrüse), ist direkt an der Regulation des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt und hat eine schlaffördernde Wirkung.

Ein Mangel an Tryptophan führt zu einer reduzierten Produktion von Serotonin und Melatonin, was die Schlafqualität weiter verschlechtert. Dies verstärkt die Symptome der Insomnie, da Melatonin für die Aufrechterhaltung des natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus essentiell ist.

Altersbedingte Veränderungen

Ab einem Alter von etwa 50 Jahren nimmt die Melatoninproduktion bei beiden Geschlechtern ab. Diese altersbedingte Reduktion des Melatonins erhöht die Prävalenz von Schlafstörungen und kann zur Entstehung oder Verschlechterung einer Insomnie beitragen [8, 9].

Zusammenfassung

Die Pathogenese der Insomnie ist multifaktoriell und beinhaltet chronischen Stress, erhöhte Cortisolspiegel, eine Dysregulation des Tryptophan-Stoffwechsels sowie eine verminderte Produktion von Melatonin. Diese Faktoren wirken zusammen, um die Schlafqualität zu beeinträchtigen, die Tiefschlafphasen und den REM-Schlaf zu reduzieren und das Einschlafen zu erschweren. Altersbedingte Veränderungen, wie die Abnahme der Melatoninproduktion, tragen zusätzlich zur Zunahme von Schlafstörungen bei [8, 9].

Zum Thema “Schlaf, Schlafstadien, Schlafphasen, Schlafrhythmen etc." siehe unter dem gleichnamigen Thema. Zur Bedeutung von Melatonin bzw. Tryptophan und Schlaf s. u. “Melatonin“ und  "Tryptophan".

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung [2]
    • häufig familiär: Heritabilität (Vererbbarkeit) von Ein- oder Durchschlafstörungen wird auf 59 % bei Frauen und 38 % bei Männern geschätzt; eine genomweite Assoziationsstudie (GWAS) mit 113.006 Teilnehmern identifizierte sieben Risiko-Gene für Insomnien [3]; darunter ist auch das Gen „MEIS1“, das bereits als Risiko-Gen für das Restless-Legs-Syndrom erkannt wurde (s. u. Restless-Legs-Syndrom); inzwischen weiß man, dass 956 Gene an 202 verschiedenen Orten des Erbgutes die Schlafeigenschaften beeinflussen [5, 6].
    • Schlafwandeln (Mondsucht, Somnambulismus): drei- bzw. siebenmal höher im Falle von einem bzw. zwei betroffenen Elternteilen
    • Nachtangst/Nachtschreck (Pavor nocturnus); familiär gehäuft, allerdings in einem geringeren Ausmaß als Schlafwandeln
      • Genetische Erkrankungen
        • Chorea Huntington (Synonyme: Huntingtonsche Chorea oder Huntington-Krankheit; älterer Name: Veitstanz) – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang, die durch unwillkürliche, unkoordinierte Bewegungen bei gleichzeitig schlaffem Muskeltonus gekennzeichnet ist
        • Fatale familiäre Insomnie (letale familiäre Insomnie) – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem Erbgang; spongiforme Enzephalopathie (TSE); charakterisiert durch refraktäre Insomnie mit Träumen und Halluzinationen; motorischen Störungen und evtl. spät im Verlauf auftretende Demenz
        • Hereditäre Ataxie – autosomal-rezessiv oder autosomal-dominant vererbte (ADCA = autosomal-dominante zerebellare Ataxien) Störungen der Bewegungsabläufe (Ataxien); Symptome sind zunehmende Gangunsicherheit, Feinmotorikstörung, verwaschenes Sprechen und Augenbewegungsstörungen
  • Lebensalter – zunehmendes Alter (die Phasen des Tiefschlafes und die Schlaftiefe nehmen ab, die Tendenz zum nächtlichen Erwachen nimmt zu)
  • Hormonelle Faktoren
    • 17-Beta-Östradiol-Schwankungen, -Mangel und Abfall bei der Frau
    • Während der Menstruation (Regelblutung)
    • In und nach der Perimenopause – Übergangsphase zwischen Prä- und Postmenopause; unterschiedlich langer Zeitraum von Jahren vor der Menopause (Wechseljahre der Frauen) – etwa fünf Jahre – und nach der Menopause (1-2 Jahre)
    • Andropause (Wechseljahre des Mannes)
  • Berufe – Berufe mit Schichtarbeit (Nachtarbeit, Wechselschicht und Abendarbeit); Berufe (Piloten, Kabinenpersonal), die zu einem Jetlag (Reisen über mehrere Zeitzonen) führen

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Nächtliches Essen oder Trinken – Erhöht die Wahrscheinlichkeit von Schlafstörungen durch Aktivierung des Verdauungssystems.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Stört die Schlafarchitektur und reduziert den REM-Schlaf.
    • Kaffee, Tee (Koffein) – Verlängert die Einschlafzeit und vermindert die Schlafqualität.
    • Tabak (Rauchen) – Nikotin stimuliert das zentrale Nervensystem und beeinträchtigt den Schlaf.
  • Drogenkonsum
    • Amphetamine (z. B. Ecstasy, Crystal Meth, Methylphenidat) – Stimulieren das zentrale Nervensystem und erschweren das Einschlafen.
    • Cannabis (Haschisch und Marihuana) – Kann den REM-Schlaf reduzieren und die Schlafqualität mindern.
    • Kokain – Führt zu erhöhter Wachheit und Einschlafproblemen.
  • Körperliche Aktivität
    • Immobilität und Bettlägerigkeit – Häufige Ursache von Insomnie bei älteren Menschen.
    • Sitzende Tätigkeit bzw. zu langes Sitzen – Beeinträchtigt den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus [1].
    • Leistungssport oder intensives Training < 1 Stunde vor dem Schlafengehen – Verlängert die Einschlafzeit und reduziert die Gesamtschlafzeit [7].
  • Psycho-soziale Situation
    • Psychologische Belastungen – Ärger, ungelöste Probleme, Ehekrisen, Überarbeitung oder Leistungsdruck können Schlafstörungen verursachen.
    • Computer- und Internetnutzung – Starke Assoziationen zwischen exzessiver Nutzung und Insomnie, insbesondere bei [4]:
      • Mädchen: ≥ 3 Stunden Musikhören täglich.
      • Jungen: ≥ 3 Stunden tägliche Nutzung von Computer oder Internet.
      • Bildschirmzeit insgesamt ≥ 8 Stunden täglich.
    • Stress (u. a. im Berufsleben) – Führt zu Hyperarousal und erschwert das Einschlafen.
    • Fehlen eines Schlafrituals – Erhöht die Wahrscheinlichkeit von Einschlafproblemen.
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
    • Adipositas ist mit Schlafapnoe und anderen Schlafstörungen assoziiert.

Krankheitsbedingte Ursachen

Atmungssystem (J00-J99)

  • Allergische Rhinitis (allergischer Schnupfen; Heuschnupfen)
  • Asthma bronchiale
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Chronische Rhinosinusitis (CRS; gleichzeitige Entzündung der Nasenschleimhaut ("Rhinitis") und der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen ("Sinusitis"))

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Andropause (Wechseljahre des Mannes)
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Klimakterium (Wechseljahre der Frau; z. B. Hitzewallungen)

Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99)   

  • Burnout-Syndrom

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche) 

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (Synonyme: GERD, Gastro-oesophageal reflux disease; Gastroesophageal Reflux Disease (GERD); gastroösophageale Refluxkrankheit (Refluxkrankheit); gastroösophagealer Reflux; Reflux-Ösophagitis; Refluxkrankheit; Refluxösophagitis; peptische Ösophagitis) – entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagitis), die durch den krankhaften Rückfluss (Reflux) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten hervorgerufen wird [75 % der Fälle keine typischen Symptome! Räusperreiz, Heiserkeit, Husten, "Asthma"]

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) (Synonyme: Cranio-Vertebrale Dysfunktion (CVD); Kraniomandibuläre Dysfunktion; Myoarthropathie; Myofaziale Dysfunktion; TMDs; TMJ; Temporo-mandibular-Joint-Disease; Temporomandibular Disorders) – Begriff für eine Vielzahl von Beschwerden der Kiefergelenke, des Kausystems sowie der mit diesen in Verbindung stehenden Gewebe
  • Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom)  Syndrom, welches zu chronischen Schmerzen (mindestens 3 Monate) in mehreren Körperregionen führen kann

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hirntumoren
  • Maligne Erkrankungen, nicht näher bezeichnet

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Alkoholabhängigkeit
  • Angststörungen
  • Bipolare Störung (manisch-depressive Erkrankung)
  • Chronischer Schmerz
  • Demenz
  • Depression
  • Drogenabhängigkeit
  • Dystonie – Überbegriff für neurologische Erkrankungen, bei denen die Beweglichkeit bestimmter Körperregionen gestört ist, ohne dass diese Störung willkürlich beeinflusst werden kann
  • Epilepsie – neurologische Erkrankung, die zu Krampfanfällen führt
  • Idiopathische Insomnie – Schlafstörung ohne erkennbare Ursache
  • Manie (krankhafte Hochstimmung)
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Meningoenzephalitis – kombinierte Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis)
  • Morbus Alzheimer
  • Morbus Parkinson (Schüttellähmung)
  • Multiple Sklerose (MS) – neurologische Erkrankung, die aufgrund einer chronischen entzündlichen Reaktion zu vielfältigen Schäden am zentralen Nervensystem führt
  • Narkolepsie – Erkrankung, die meist in der Kindheit beginnt und zu kurzen Schlafanfällen führt
  • Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) – gekennzeichnet durch die Obstruktion oder komplettem Verschluss der oberen Atemwege während des Schlafes; häufigste Form der Schlafapnoe
  • Panikstörung
  • Parasomnie (Albträume, Pavor nocturnus und Schlafwandeln/Somnabulismus)
  • Parkinson-Syndrom – neurologische Erkrankung (extrapyramidales Syndrom infolge einer Degeneration von dopaminergen Neuronen in der Substantia nigra)
  • Polyneuropathien – Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)
  • Prionenerkrankungen – häufigste klinische Erscheinung ist die Creutzfeld-Jakob-Erkrankung
  • Psychose
  • Psychophysiologische Insomnie – Schlaflosigkeit aufgrund emotionaler Anspannung
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS; Syndrom der unruhigen Beine)/Syndrom der nächtlichen periodischen Beinbewegungen
  • Schizophrenie – psychiatrische Erkrankung, die Veränderungen der Gedanken, Wahrnehmung und des Verhaltens auslöst
  • Zentrales Schlafapnoe-Syndrom (SAS) – gekennzeichnet durch wiederholte Atemstillstände durch fehlende Aktivierung der Atemmuskeln (episodische Hemmung des Atemantriebs)

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Cephalgie (Kopfschmerzen)
  • Nykturie (nächtliches Wasserlassen)
  • Pruritus (Juckreiz)
  • Schmerzen, nicht näher bezeichnet (z. B. bei chronischen Erkrankungen)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Benigne Prostatahyperplasie (BPH; gutartige Prostatavergrößerung) → Nykturie (vermehrtes, nächtliches Wasserlassen)
  • Symptome der unteren Harnwege (LUTS); Ein- oder durch Schlafstörungen sind zugleich ein Risikofaktor für eine größere LUTS-Schwere

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Schädelhirntrauma (SHT)

Medikamente

  • Alpha-2-Agonist (Tizanidin)
  • Analgetika
    • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) bzw. NSAID (non steroidal anti inflammatory drugs) – Acetylsalicylsäure (ASS), Indometacin [Schlafstörung: +]
    • Opioide [Schläfrigkeit: +]
  • Antibiotika
    • Chinolone (Cinoxacin, Ciprofloxacin Clioquinol, Danofloxacin, Difloxacin, Enrofloxacin, Fleroxacin, Flumequin, Gatifloxacin, Grepafloxacin, Ibafloxacin, Levofloxacin, Marbofloxacin, Moxifloxacin, Nalidixinsäure, Norfloxacin, Ofloxacin, Orbifloxacin, Oxolinsäure, Pipemidinsäure, Sarafloxacin, Sparfloxacin, Temafloxacin, Nadifloxacin)
  • Antiarrhythmika
    • Ic-Antiarrhythmika (Flecainid)
  • Anticholinergika (Darifenacin, Solifenacin, Tolterodin) [Schläfrigkeit: +]
  • Antidementiva (z. B. Piracetam)
  • Antidepressiva [Beachte: Durchführung eines Gentests zur Antidepressivaauswahl] 
    • Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSA) – Mirtazapin
    • Selektiver Dopamin- und Noradrenalin- (geringfügig auch Serotonin-) Wiederaufnahmehemmer (NDRI) – Bupropion
    • Selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI) – Reboxetin, Viloxazin
    • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) – Citalopram, Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin, Trazodon
    • Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) – Duloxetin, Venlafaxin 
    • Trizyklische Antidepressiva (TZA) – Amitriptylin, Amitriptylinoxid, Clomipramin, Desipramin, Doxepin, Imipramin, Opipramol, Nortriptylin, Trimipramin)
  • Antihistaminika (Ketotifen)
  • Antihypertensiva
    • ACE-Hemmer [Schläfrigkeit: +]
    • Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker (AT-II-RB)  [Schläfrigkeit: +]
    • Betablocker, systemisch [Schlafstörung: +]
      • Nicht selektive Betablocker (z. B. Carvedilol, Pindolol, Propranolol, Soltalol)
      • Selektive Betablocker (z. B. Atenolol, Acebutolol, Betaxolol, Bisoprolol, Celiprolol, Nebivolol, Metoprolol)
    • Clonidin [Schlafstörung: (+)]
    • Methyldopa [Schläfrigkeit: +; Schlafstörung (+)]
  • Antimalariamittel (Atovaquon, Chloroquin, Proguanil)
  • Antiparkinsonmittel (Levodopa*, Pergolid, Pramipexol**)
  • Antipsychotika (Neuroleptika)
    • Atypische Antipsychotika (Neuroleptika) – Aripiprazol
  • Antisympathikotonika (Alpha-Methyldopa)
  • Asthmamedikamente (z. B. Theophyllin, β‑Sympathomimetika)
  • α2-Rezeptoragonisten (Clonidin, Moxonidin)
  • Betablocker, lokale (Betaxolol, Timolol)
  • Calcium-Sensitizer (Levosimendan)
  • Diuretika
    • Thiazide [Schlafstörung: +]
    • kaliumsparende Diuretika [Schläfrigkeit: +]
  • Hormone
    • Dopaminagonisten (Prolaktinhemmer) – Bromocriptin, Cabergolin, Lisurid, Pramipexol, Ropinirol [Schläfrigkeit: (+)]
    • Glucocorticoide/Steroide [Schlafstörung: +]
    • Orale Kontrazeptiva (Non-REM-Schlafphase erhöht, Körpertemperatur erhöht) [Schlafstörungen besonders zu Beginn der Einnahme]
    • Thyroxin 
  • MAO-Hemmer (Moclobemid, Tranylcypromin)
  • Medikamente, die Koffein (z. B. Guarana) bzw. Theophyllin enthalten
  • Monoklonale Antikörper – Pertuzumab, Trastuzumab
  • mTOR-Inhibitoren (Everolimus, Temsirolimus)
  • Multi-Tyrosinkinaseinhibitor (Vandetanib)
  • Nikotin-Agonisten (Vareniclin)
  • Opioidantagonisten (Nalmefen, Naltrexon)
  • Phytotherapeutika (Ginseng)
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI) – Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol, Rabeprazol
  • Psychotrope Substanzen/Psychostimulanzien wie Amphetamin und seine Derivate Ephedrin oder Pseudoephedrin; Methylphenidat (MPH); Modafinil
  • Sedativa (Bromazepam, Oxazepam)
  • Sympathomimetika (Etilefrin)
  • Tyrosinkinaseinhibitoren (Vandetanib)
  • Virostatika
    • Nicht-Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) – Efavirenz, Nevirapin, Rilpivirin
    • Nukleosid-Analoga (Entecavir, Lamivudin, Telbivudin)
    • Nukleosidanaloga (Aciclovir, Brivudin, Cidofovir, Famciclovir, Foscarnet, Ganciclovir, Valaciclovir)
  • Zytokine (Interferon ß-1a, Interferon ß-1b, Glatirameracetat)

*In niedrigen Dosen verabreicht scheint Levodopa schlafanstoßend zu wirken, in höheren Dosen dagegen supprimierend.
**Eingeschränkte Verkehrstauglichkeit wg. plötzlicher Schlafattacken

Legende: + vorhanden; (+) gering vorhanden

Operationen

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Physikalische Ursachen – Höhenbedingte Schlafstörung, Lärm (insb. Nachtlärm/Nachtfluglärm), helles Licht, hohe Temperaturen etc.
  • Wohn- und Umweltgifte – Spanplatten, Lacke, Holzschutzmittel, Wandfarbe, Bodenbeläge etc.

Weitere Ursachen

  • Albträume
  • Fehlende Sozialkontakte, Einsamkeit, Sorgen (häufige Ursachen für Insomnie im Alter)
  • Gravidität (Schwangerschaft)
  • Mechanische Herzklappe (→ Klappengeräusche); Empfehlung: Schlafen auf der rechten Seite (reduziert die Geräusche)
  • Störung des Biorhythmus
    • Licht von E-Book-Readers, Smartphones, Laptops oder Tablet PCs (höherer Blau-Anteil als das einer Nachttischlampe) schaltet die innere Uhr verzögert in den Ruhemodus.
      Hinweis: Beim Lesen auf einem elektronischen Gerät vor dem Schlafen sollte die maximale Helligkeit des Bildschirmes vermieden werden.
    • Zeitzonenwechsel (Jetlag) etc.
  • Schnarchen
  • Zeitumstellung

Schlafstörungen und ihre Auswirkungen auf eine große Anzahl von wichtigen körperlichen und geistigen Funktionen sind ein wesentlicher Faktor von sowohl ursächlicher als auch auslösender Bedeutung für eine Reihe von Alterungsmechanismen. Schlafstörungen können selbst auch ein Symptom für Alterungsprozesse sein.

Literatur

  1. Buman MP et al.: Sitting and television viewing: novel risk factors for sleep disturbance and apnea risk? Results from the 2013 national sleep foundation sleep in america poll. Chest. 2015 Mar 1;147(3):728-34. doi: 10.1378/chest.14-1187
  2. Petit D et al.: Childhood Sleepwalking and Sleep Terrors. A Longitudinal Study of Prevalence and Familial Aggregation. JAMA Pediatr. 2015; online 4. Mai 2015; doi:10.1001/jamapediatrics.2015.127
  3. Hammerschlag AR et al.: Genome-wide association analysis of insomnia complaints identifies risk genes and genetic overlap with psychiatric and metabolic traits. Nature Genetics (2017). doi:10.1038/ng.3888 Published online 12 June 2017
  4. Lange K et al.: Electronic use and insomnia complaints in German adolescents: gender differences in use patterns and sleep problems. J Neural Transm, 2017 Feb;124(Suppl 1):79-87. doi: 10.1007/s00702-015-1482-5. Epub 2015 Nov 17.
  5. Jansen PR et al.: Genome-wide analysis of insomnia in 1,331,010 individuals identifies new risk loci and functional pathways. Nature Genetics Published: 25 February 2019 doi: 10.1038/s41588-018-0333-3
  6. Lane JM et al.: Biological and clinical insights from genetics of insomnia symptoms. Nature Genetics (2019) doi: s41588-019-0361-7
  7. Stutz J et al.: Effects of Evening Exercise on Sleep in Healthy Participants: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports Medicine 2019 Feb;49(2):269-287. doi: 10.1007/s40279-018-1015-0.
  8. Potter DM et al.: Circadian Rhythm and Sleep Disruption: Causes, Metabolic Consequences, and Countermeasures. Endocrine Reviews 2016 Dec;37(6):584-608. Epub 2016 Oct 20.
  9. Jehan S et al.: Sleep, Melatonin, and the Menopausal Transition: What Are the Links? Sleep Sci 2017 Jan-Mar;10(1):11-18. doi: 10.5935/1984-0063.20170003.