Struma (Kropf) – Medikamentöse Therapie

Therapieempfehlungen zu:

  • Jodmangelbedingter Struma und dyshormogener Struma (Enzymdefekt der Schilddrüsenhormonsynthese)
  • Struma mit Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Struma mit Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Struma in der Schwangerschaft und Stillzeit

Jodmangelbedingte Struma und dyshormogene Struma

Therapieziel

  • Rückbildung der jodmangelbedingten Struma mit Verbesserung der Symptome

Therapieempfehlungen

  • Jod (150 μg/Tag), L-Thyroxin oder (von der Kombination von Jodid und L-Thyroxin wird zunehmend abgeraten wg. Risiko einer Induktion einer iatrogenen Hyperthyreose/durch ärztliche Tätigkeit verursachte Schilddrüsenüberfunktion)
    • L-Thyroxin: Tabletten morgens nüchtern einnehmen (mindestens 30 min. vor dem Frühstück); bei Einnahme abends empfiehlt sich ein Abstand zum letzten Essen von wenigstens 2 Stunden (die abendliche Einnahme ist die bessere Variante für die Resorption)
    • Bei älteren Personen muss vor Beginn einer Jodid-Therapie eine Schilddrüsenautonomie (Verselbstständigung von Teilen des Schilddrüsengewebes vom thyreotropen Regelkreis) ausgeschlossen werden.
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Bei ungenügendem Ansprechen auf die Monotherapie ist eine Kombination der beiden Wirkstoffe möglich: L-Thyroxin und Kaliumjodid (beste Evidenz)

Weitere Hinweise

  • Die medikamentöse Strumatherapie führt nur zu einer Reduktion des Schilddrüsenvolumens von ca. 30-40 %.
  • Bei einer Struma nodosa soll keine Dauertherapie mit L-Thyroxin (Levothyroxin) durchgeführt werden [1].
  • Obsolet ist die Behandlung einer euythyreoten Knotenstruma mit einer TSH-suppressiven Therapie. Ebenso obsolet ist eine Monotherapie mit L-Thyroxin bei einer Struma diffusa. Beides führt zu einer intrathyreoidalen Jodverarmung und zu erneuten Schilddrüsenwachstum nach Absetzen der Medikation.

Radiojodtherapie

  • Effiziente Volumenreduktion bei großen und sehr großen Strumen (Volumina 100-300 ml) um ca. 35-40 % nach einem Jahr, ca. 40-60 % nach zwei Jahren
  • Alternative zur chirurgischen Strumatherapie*, insbesondere bei Sprechberufen (fehlendes Risiko einer (2,9 %) transienten oder (0,7 % ) permanenten Rekurrensparese) und bei älteren Patienten
  • Langzeitnebenwirkung: substitutionsbedürftige Hypothyreose (ca. 20-60 % binnen 5-8 Jahren nach Therapie); in seltenen Fällen Entwicklung einer Immunthyreopathie (< 5 %)
  • lebenslange Nachsorge wg. möglicher Hypothyreose!

*Neben der möglichen Komplikation einer Rekurrensparese, besteht das Risiko eines permanenten postoperativen Hypoparathyreoidismus (0,5-7 %)

Struma mit Hypothyreose

Therapieziel

Verbesserung der Symptome

Therapieempfehlungen

  • L-Thyroxin
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Struma mit Hyperthyreose

Therapieziel

Erreichen einer euthyreoten Stoffwechsellage (= Schilddrüsenwerte im Normbereich)

Therapieempfehlungen

  • Thyreostatika (Medikamente, die die Schilddrüsenfunktion hemmen und gegen Überfunktionen der Schilddrüse eingesetzt werden)
  • Perchlorate; Indikationen: Prophylaxe vor Kontratmittel-Gabe, Therapie bei Amiodaron-induzierter Schilddrüsenfunktionsstörung
  • Siehe auch unter "Weitere Therapie".

In der Schwangerschaft und Stillzeit

  • 200 µg Jodid/Tag
  • Kein Jodid in der Schwangerschaft bei bekannten autonomen Adenomen in einer Struma mit latenter Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion). 

Literatur

  1. Feldkamp J: Klug entscheiden: . . . in der Endokrinologie Dtsch Arztebl 2016; 113(17): A-821 / B-696 / C-687