Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie häufig Schilddrüsenerkrankungen, wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow?
- Bestehen in Ihrer Familie Autoimmunerkrankungen (z. B. Diabetes Typ 1, Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis)?
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Erbkrankheiten?
Soziale Anamnese
- Welchen Beruf üben Sie aus? Gibt es mögliche Belastungen, die Ihre Beschwerden beeinflussen könnten?
- Bestehen psychosoziale Belastungen, die Ihre Lebensqualität beeinträchtigen?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie eine ungewollte Gewichtszunahme bei gleichzeitig schlechtem Appetit festgestellt?
- Leiden Sie unter anhaltendem Kältegefühl oder Frieren?
- Fühlen Sie sich oft müde, schwach oder antriebslos?
- Haben Sie eine teigige, kühl-trockene Haut, insbesondere im Gesicht sowie an Händen und Füßen?
- Sind Ihnen Wassereinlagerungen (z. B. geschwollene Augenlider) aufgefallen?
- Haben Sie trockene Haut oder vermindertes Schwitzen?
- Hat sich Ihr Stuhlgang verändert (z. B. Verstopfung)?
- Haben Sie weitere Beschwerden, wie:
- Diffuser Haarausfall
- Langsamer Puls
- Atemnot
- Heisere Stimme
- Schwerhörigkeit
- Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen
- Verlängerte Monatsblutungen (7-14 Tage) oder verlängerte Zyklusabstände (35-90 Tage)
- Muskelkrämpfe oder Steifigkeit
- Verminderte Libido
- Verwirrtheit oder depressive Verstimmungen
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
- Haben sich die Symptome verschlechtert oder sind neue Symptome hinzugekommen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Hat sich Ihr Gewicht ungewollt verändert?
- Ernähren Sie sich ausgewogen?
- Gibt es Änderungen in Ihren Essgewohnheiten, die Ihre Symptome erklären könnten?
- Achten Sie auf eine ausreichende Jodzufuhr (z. B. durch Seefisch, jodiertes Speisesalz)?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen bekannte Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Hashimoto-Thyreoiditis, Struma, Morbus Basedow)?
- Gab es in der Vergangenheit Infektionen oder andere Erkrankungen, die die Schilddrüsenfunktion beeinflussen könnten?
- Wurde bei Ihnen eine Schilddrüsenoperation durchgeführt?
- Gab es eine Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich?
- Haben Sie bekannte Allergien gegen Medikamente, Lebensmittel oder andere Substanzen?
Medikamentenanamnese
- Amiodaron (Antiarrhythmikum, das zu über 30 % aus Jod besteht) → Amiodaron-induzierte Hypothyreose (Amiodaron getriggerte autoimmune Thyreoiditis)
- Antibiotika
- Aminosalicylsäure – Mittel zur Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Ethionamid (Antibiotikum, das strukturell zu den Thionamiden zählt)
- p-Aminosalicylsäure (Antibiotikum zur Tuberkulose-Behandlung)
- Rifampicin (Antibiotikum aus der Gruppe der Ansamycine)
- Sulfisoxazol
- Antikonvulsiva
- Carbamazepin (Klasse der Dibenzazepine)
- Phenobarbital (Epilepsiebehandlung sowie zur Narkosevorbereitung)
- Phenytoin (Hydantoin-Derivat, das als Arzneistoff zur Dauerbehandlung der Epilepsie eingesetzt wird)
- Antiretrovirale Medikamente Stavudin
- Atypische Neuroleptika (insb. Clozapin und Quetiapin)
- Bexaroten – Retinoid-Analogon, das zur Behandlung des kutanen T-Zell-Lymphoms zugelassen ist
- HCV-Proteaseinhibitoren (Telaprevir)
- Hormone
- Antiöstrogene wie Aminoglutethimid (Aromatasehemmer)
- Immun-Checkpoint-Inhibitoren (Ipilimumab, Pembrolizumab, Nivolumab
- Interleukin (IL)-2
- Jodhaltige Kontrastmittel: bei Hypothyreose, egal ob subklinisch oder manifest, stellt Jod-haltiges Kontrastmittel kein Problem dar [Erwähnung an dieser Stelle, da dieses häufig falsch eingeschätzt wird]
- Lithium → Lithium-induzierte Hypothyreose
- Orale Tyrosinkinase-Hemmer (Sunitinib, Imatinib)
- Thalidomid (Contergan)
- Thyreostatika (Carbimazol)
- Zytokine
- Interferon--alpha (IFN-α)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.