Nebenschilddrüsenunterfunktion (Hypoparathyreoidismus) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Ein Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion) tritt am häufigsten postoperativ auf, insbesondere nach Eingriffen im Halsbereich, wie Schilddrüsenoperationen. Die Nähe der Nebenschilddrüsen (lat. Glandulae parathyroideae) zur Schilddrüse (lat. Glandula thyreoidea) macht sie besonders anfällig für Schädigungen oder versehentliche Entfernung während chirurgischer Eingriffe. Diese Form des Hypoparathyreoidismus wird als postoperativer Hypoparathyreoidismus bezeichnet.
Postoperativer Hypoparathyreoidismus
Der postoperative Hypoparathyreoidismus ist die häufigste Form dieser Erkrankung und entsteht durch Schädigung oder Entfernung der Nebenschilddrüsen während operativer Eingriffe, insbesondere:
- Schilddrüsenoperationen (Thyreoidektomie)
- Tumoroperationen im Halsbereich
- Lymphknoten-Dissektion (Entfernung von Lymphknoten)
Bei diesen Eingriffen können die Nebenschilddrüsen beschädigt oder versehentlich mit entfernt werden, da sie sehr klein und anatomisch eng mit der Schilddrüse verbunden sind.
Risikofaktoren
Bestimmte Operationen und Erkrankungen erhöhen das Risiko für einen postoperativen Hypoparathyreoidismus, wie z. B.:
- Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse)
- Retrosternale Struma (vergrößerte Schilddrüse hinter dem Brustbein)
- Tumoroperationen im Halsbereich
- Rezidivoperationen (Wiederholungseingriffe)
- Unerfahrenheit des Chirurgen
Diese Faktoren können die Gefahr erhöhen, dass die Nebenschilddrüsen bei einem operativen Eingriff versehentlich geschädigt oder entfernt werden.
Idiopathischer Hypoparathyreoidismus
Selten tritt der Hypoparathyreoidismus auch idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) auf. In diesen Fällen ist die genaue Ursache nicht bekannt, und es lässt sich keine spezifische Grunderkrankung feststellen.
Angeborener Hypoparathyreoidismus
In noch selteneren Fällen kann ein Hypoparathyreoidismus durch eine Aplasie (Nichtausbildung) der Nebenschilddrüsen entstehen, häufig in Kombination mit einer Aplasie des Thymus (Thymusdrüse). Diese Form tritt bei angeborenen Fehlbildungen auf, wie z. B. im Rahmen des DiGeorge-Syndroms, einer genetischen Störung.
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Der postoperative Hypoparathyreoidismus ist die häufigste Form dieser Erkrankung und tritt nach operativen Eingriffen im Halsbereich auf, vor allem nach Schilddrüsenoperationen. Risikofaktoren sind komplexe Eingriffe oder Wiederholungseingriffe, wie bei Morbus Basedow oder Tumoroperationen. In seltenen Fällen tritt die Erkrankung auch idiopathisch oder angeboren auf. Die fehlende oder reduzierte Parathormonproduktion führt zu einem Calciummangel (Hypocalcämie), was schwere Symptome wie Krämpfe und Tetanie (Muskelkrämpfe) verursachen kann. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um langfristige Komplikationen zu vermeiden.
Ätiologie (Ursachen)
Genetische Ursachen
- Genetische Belastung
- Genetische Erkrankungen
- Autoimmune polyglanduläre Syndrome – z. B. das autoimmun polyglanduläre Syndrom Typ 1 (APS-1; Synonym: Hypoparathyreoidismus im Rahmen einer Autoimmunen Polyendokrinopathie Typ 1) (autosomal-rezessiver Erbgang)
- Defekte der T-Zell-Reihe wie Di-George-Syndrom – Defektimmunopathie mit Defekt der T-Lymphozyten und Aplasie/Hypoplasie des Thymus; häufigste Mikrodeletionssyndrom
- Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang mit vermehrter Ablagerung von Eisen als Folge einer erhöhten Eisenkonzentration im Blut mit Gewebeschädigung
- Genetische Erkrankungen
Röntgenstrahlen
- Radiatio (Strahlentherapie) im Halsbereich
Weitere Ursachen
- Postoperativ – nach Operationen im Halsbereich (häufigste Ursache), z. B.:
- Parathyreoidektomie (Nebenschilddrüsenentfernung)
- Radikale Halsoperation
- Strumektomie (Entfernung von Schilddrüsengewebe)
- Totale Thyreoidektomie (TT; operative Entfernung der gesamten Schilddrüse)
- Versehentliche Verletzung der Glandulae parathyroideae (Nebenschilddrüsen) im Rahmen einer Operation im Halsbereich