Nebenschilddrüsenüberfunktion (Hyperparathyreoidismus) – Prävention

Zur Prävention des sekundären Hyperparathyreoidismus muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung:
    • Nicht ausreichende Aufnahme von Vitamin D – Ein Mangel an Vitamin D führt zu einer verminderten Calciumresorption im Darm.
    • Calciumarme Ernährung – Unzureichende Calciumzufuhr erhöht die Parathormonproduktion (PTH), da die Schilddrüse den niedrigen Calciumspiegel kompensiert.
    • Einseitige Diäten – Besonders Diäten mit hohem Phosphatgehalt (z. B. vermehrter Konsum von Fertigprodukten oder Cola-Getränken) können das Risiko erhöhen.
  • Genussmittelkonsum:
    • Alkohol – Chronischer Alkoholkonsum kann die Aufnahme und den Stoffwechsel von Vitamin D und Calcium beeinträchtigen.
    • Rauchen – Nikotin reduziert die Knochendichte und beeinflusst den Calciumstoffwechsel negativ.
  • Körperliche Aktivität:
    • Bewegungsmangel – Fördert den Abbau von Knochensubstanz und reduziert die Vitamin-D-Produktion durch fehlende Sonnenlichtexposition.

Weitere Risikofaktoren

  • Mangelnde Sonnenlichtexposition (UV-Mangel):
    • Wohnort in höheren Breitengraden – Verminderte UV-Strahlung, insbesondere im Winter.
    • Längere Aufenthalte in Innenräumen – Reduzierte Sonnenexposition durch berufliche oder private Gewohnheiten.
    • Kulturelle Faktoren – Verhüllung der Haut bei bestimmten Bekleidungsformen kann die UV-Exposition verringern.
  • Chronische Nierenerkrankung (CKD):
    • Störungen der Vitamin-D-Aktivierung in der Niere können zu einem sekundären Hyperparathyreoidismus führen.
  • Malabsorption:
    • Erkrankungen wie Zöliakie, Morbus Crohn oder nach bariatrischen Eingriffen können die Aufnahme von Calcium und Vitamin D beeinträchtigen.
  • Pharmakologische Risikofaktoren:
    • Langzeitgebrauch von Glukokortikoiden – Führt zu einer verminderten Calciumaufnahme und gesteigerter Ausscheidung.
    • Antikonvulsiva – Beeinflussen den Vitamin-D-Stoffwechsel.

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

  • Ernährung:
    • Calciumreiche Ernährung – Regelmäßiger Verzehr von Milchprodukten, grünem Blattgemüse und calciumangereicherten Lebensmitteln.
    • Vitamin-D-Supplementation – Vor allem bei nachgewiesenem Mangel oder Risikogruppen wie älteren Menschen, Schwangeren oder Personen in Breitengraden mit geringer Sonneneinstrahlung.
    • Phosphatarme Ernährung – Vermeidung von stark phosphathaltigen Lebensmitteln wie Cola-Getränken oder Fertigprodukten.
  • Sonnenlichtexposition:
    • Tägliche Aufenthalte im Freien – Empfohlen sind 10-30 Minuten direkte UV-Exposition auf Gesicht und Arme, je nach Hauttyp und Breitengrad.
    • UV-Therapie – Für Personen mit eingeschränkter Sonnenexposition.
  • Körperliche Aktivität:
    • Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft – Fördert die Knochengesundheit und Vitamin-D-Synthese.
  • Frühzeitige Identifikation und Behandlung von Grunderkrankungen:
    • Chronische Nierenerkrankungen – Engmaschige Überwachung und Behandlung mit aktiven Vitamin-D-Metaboliten.
    • Malabsorption – Behandlung zugrunde liegender Erkrankungen wie Zöliakie oder Morbus Crohn.
  • Regelmäßige Kontrolle:
    • Laboruntersuchungen: Bestimmung von Serum-Calcium, Phosphat, 25(OH)-Vitamin-D und Parathormon (PTH).
    • Screening bei Risikogruppen: Frühzeitige Identifikation von Mangelzuständen oder Risikofaktoren bei chronischen Erkrankungen.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, frühe Anzeichen eines sekundären Hyperparathyreoidismus zu erkennen und das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.

  • Früherkennung und Diagnostik:
    • Regelmäßige Kontrolle der Laborwerte – insbesondere bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz.
    • Knochendichtemessung (DXA): Beurteilung der Knochenstärke bei Risikopatienten.
  • Medikamentöse Maßnahmen:
    • Vitamin-D-Supplementation – In ausreichender Dosierung, angepasst an den Serumspiegel.
    • Calciumsalze – Zur Optimierung des Calciumhaushalts.
    • Phosphatbinder – Bei Patienten mit Hyperphosphatämie (Phosphatsüberschuss) und chronischer Nierenerkrankung.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, die Lebensqualität zu verbessern und Komplikationen bei bestehendem sekundären Hyperparathyreoidismus zu vermeiden.

  • Langzeitmanagement:
    • Kontinuierliche Therapieanpassung – Anhand regelmäßiger Laborkontrollen.
    • Vermeidung von Komplikationen: Prävention von Frakturen oder Osteomalazie durch gezielte Maßnahmen.
  • Patientenschulung:
    • Ernährungsberatung: Aufklärung über die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung.
    • Lebensstiländerungen: Förderung von Bewegung und Sonnenexposition.
  • Nachsorge:
    • Regelmäßige Überwachung: Insbesondere bei Patienten mit chronischen Grunderkrankungen.
    • Koordination mit Spezialisten: Zusammenarbeit zwischen Nephrologen, Endokrinologen und Ernährungsmedizinern.