Morbus Basedow – Operative Therapie
Beachte: Vor der Schilddrüsenoperation sollte die Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) optimal medikamentös eingestellt sein (initial Thyreostase/schilddrüsenhemmende Medikamente bis zur Euthyreose (normale Schilddrüsenfunktion))!
Chirurgische Therapie der Schilddrüse
Subtotale Thyreoidektomie
- Entfernung des Hauptteils der Schilddrüse
- Indikationen:
- Große Struma (Schilddrüsenvergrößerung)
- Verdacht auf eine maligne (bösartige) Veränderung der Schilddrüse
- Ablehnung der Radiojodtherapie (Behandlung mit radioaktivem Jod) durch den Patienten
- Rezidiv nach medikamentöser Therapie mit Thyreostatika (schilddrüsenhemmende Medikamente)
Totale Thyreoidektomie
- Entfernung der gesamten Schilddrüse
- Vorteil: Weniger Hyperthyreose-Rezidive (Wiederauftreten einer Schilddrüsenüberfunktion), sofern die Thyroxinversorgung (Schilddrüsenhormontherapie) sichergestellt ist [1]
Chirurgische Therapie der endokrinen Orbitopathie (EO)
Orbitadekompression
- Ziel: Intraorbitale Druckentlastung (Senkung des Gewebedrucks im Augenraum) und/oder Reduktion der Proptosis (hervortretende Augen)
- Indikationen:
- Funktionell: Manifeste oder drohende Visusverschlechterung (Sehverschlechterung)
- Retrobulbärer Druck (Druckgefühl hinter dem Auge)
- Ultima-Ratio-Therapie (letzte Therapiemöglichkeit) bei entstellendem Exophthalmus (hervortretende Augen)
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Subtotale Thyreoidektomie | Erhalt eines Schilddrüsenrests, geringeres Risiko für Hypothyreose | Höheres Risiko für Rezidive |
Totale Thyreoidektomie | Kein Rezidiv, sichere Kontrolle der Hormonlage | Lebenslange Hormonersatztherapie erforderlich |
Orbitadekompression | Reduktion der Sehstörungen und des Exophthalmus | Risiko für Doppelbilder und Infektionen |
Weitere Hinweise
- Patienten mit Morbus Basedow und milder bis schwerer endokriner Orbitopathie (EO, Erkrankung, bei der es zu einem Exophthalmus (hervortretende Augen) kommt) haben nach Thyreoidektomie mit anschließender Radiojod-Elimination der Restschilddrüse im Vergleich zur Gruppe der Patienten mit Thyreoidektomie ohne Radiojodtherapie eine signifikante Verbesserung des Augenbefundes (OP plus Radiojodtherapie: 75 % versus 30 % in der OP-Gruppe) [2].
- Da Kinder und Jugendliche in 50 % der Fälle unter einer thyreostatischen Therapie (Hemmung der Schilddrüse, d. h. der Hormonproduktion) keine bleibende Remission (vorübergehendes oder dauerhaftes Nachlassen von Krankheitssymptomen) erreichen, müssen diese langfristig folgender definitiver Therapie zugeführt werden:
- komplette operative Thyreoidektomie oder
- schilddrüsenablative Radiojodtherapie (nuklearmedizinisches Verfahren, das dazu bestimmt ist, Schilddrüsengewebe zu entfernen bzw. zu deaktivieren)
Fazit
Die Wahl des Operationsverfahrens hängt von der individuellen Situation des Patienten ab. Während die totale Thyreoidektomie das Risiko eines Rezidivs reduziert, bleibt die subtotale Thyreoidektomie eine Alternative für Patienten, die einen Schilddrüsenrest erhalten möchten. Bei schwerer endokriner Orbitopathie kann eine Orbitadekompression eine sinnvolle Maßnahme sein. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit ist erforderlich, um das bestmögliche Therapieergebnis zu erzielen.
Literatur
- Feroci F et al.: A systematic review and meta-analysis of total thyroidectomy versus bilateral subtotal thyroidectomy for Graves’ disease. Surgery 2013; online 13. November; doi: 10.1016/j.surg.2013.10.017
- Moleti M et al.: Radioiodine ablation of postsurgical thyroid remnants after treatment with recombinant human TSH (rhTSH) in patients with moderate-to-severe graves' orbitopathy (GO): a prospective, randomized, single-blind clinical trial. J Clin Endocrinol Metab. 2014 May;99(5):1783-9. doi: 10.1210/jc.2013-3093. Epub 2014 Jan 16.