Latente Schilddrüsenüberfunktion (latente Hyperthyreose) – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Die latente Hyperthyreose ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Schilddrüsenaktivität, bei der die Serumspiegel der freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 im Normbereich liegen, der TSH-Wert jedoch erniedrigt ist (TSH < 0,3 mU/l). Dieser Zustand weist auf eine beginnende Hyperaktivität der Schilddrüse hin, die durch die TSH-Suppression reguliert wird, um eine übermäßige Hormonproduktion zu verhindern.
Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse
Die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse steuert die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Der Hypothalamus setzt Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) frei, das die Hypophyse zur Ausschüttung von Thyreoidea-stimulierendem Hormon (TSH) anregt. TSH stimuliert die Schilddrüse zur Produktion von fT3 und fT4. In der latenten Hyperthyreose ist der TSH-Wert erniedrigt, weil die Schilddrüse bereits vermehrt Hormone produziert, diese jedoch noch im Normbereich bleiben. Der Hypothalamus reduziert die TRH-Ausschüttung, was die verminderte TSH-Ausschüttung durch die Hypophyse zur Folge hat.
Frühstadium einer Schilddrüsenüberfunktion
Die latente Hyperthyreose stellt ein Frühstadium einer Schilddrüsenüberfunktion dar. Obwohl fT3 und fT4 normal sind, signalisiert der supprimierte TSH-Wert eine beginnende Dysregulation. Die Schilddrüsenfollikel arbeiten möglicherweise bereits leicht gesteigert, sodass eine Überproduktion der Hormone droht, wenn der Zustand nicht überwacht und behandelt wird. Dieser kompensatorische Mechanismus, der die Balance zwischen der TSH-Suppression und der Hormonproduktion aufrechterhält, könnte sich mit der Zeit verschlechtern und zu einer manifesten Hyperthyreose führen.
Übergang zur manifesten Hyperthyreose
Ohne Behandlung kann die latente Hyperthyreose in eine manifeste Hyperthyreose übergehen. In diesem Stadium sind die Spiegel von fT3 und fT4 erhöht, während der TSH-Wert weiterhin supprimiert ist. Dies führt zu den typischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion, wie Tachykardie (Herzrasen), Gewichtsverlust, Schwitzen, Unruhe und Nervosität. Die Schilddrüsenhormone überstimulieren den Stoffwechsel, was zu einer signifikanten Entgleisung der Schilddrüsenfunktion führt.
Ursachen der latenten Hyperthyreose
Die Ursachen für die latente Hyperthyreose sind vielfältig. Zu den häufigsten gehören:
- Schilddrüsenautonomie: Bestimmte Areale der Schilddrüse produzieren unkontrolliert Hormone und entziehen sich der Regulation durch TSH.
- Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung): TSH-Rezeptor-Autoantikörper stimulieren die Schilddrüse, was zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen führt.
- Medikamentöse Einflüsse: Einige Medikamente wie Amiodaron oder jodhaltige Präparate können zu einer gesteigerten Hormonproduktion führen.
- Jodüberversorgung: Eine übermäßige Aufnahme von Jod kann bei prädisponierten Personen eine latente Hyperthyreose auslösen.
Schlussfolgerung
Die latente Hyperthyreose ist ein präklinisches Stadium der Schilddrüsenüberfunktion, in dem die TSH-Werte bereits erniedrigt sind, die Spiegel von fT3 und fT4 jedoch noch im Normbereich bleiben. Dieser Zustand weist auf eine beginnende Schilddrüsenüberfunktion hin, die unbehandelt in eine manifeste Hyperthyreose übergehen kann. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung der latenten Hyperthyreose sind entscheidend, um eine Verschlechterung der Schilddrüsenfunktion und das Auftreten schwerer Symptome zu verhindern.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Genetische Belastung – Mutationen der TSH-Rezeptoren
- Hormonelle Faktoren
- Mutationen der TSH-Rezeptoren
- Schilddrüsenhormonresistenz
Krankheitsbedingte Ursachen
- Autoimmunthyreoiditis (AIT) – Autoimmunerkrankung der Schilddrüse; anfangs mit vermehrter Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen, später mit schleichendem Übergang zur Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Morbus Basedow – Form der Schilddrüsenüberfunktion
- Schilddrüsenautonomie – ein von körperlichen Einflüssen unabhängiges Wachstum der Schilddrüse und der Hormonproduktion
Medikamente
- Jodhaltige Kontrastmittel
Beachte: Bei manifester Hyperthyreose kontraindiziert (absolute Vermeidung); bei latenter (subklinischer) Hyperthyreose Einsatz von jodhaltigen Kontrastmitteln nur unter thyreostatischem Schutz (Perchlorat und Thiamazol kurz vor der Untersuchung und 2 Wochen danach, sodass keine Jodaufnahme mehr durch die Schilddrüse möglich ist) - Jodüberschuss
- Schilddrüsenhormone – Medikamente wie L-Thyroxin, das unter anderem bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), nach einer Schilddrüsenoperation oder Morbus Basedow eingesetzt wird
Strahlentherapie
- Radiojodtherapie – Therapie der Schilddrüsenüberfunktion oder von Schilddrüsenkarzinomen mit radioaktiven Substanzen
Weitere Ursachen
- Schwangerschafts-assoziierte Hyperthyreose