Skoliose – Klassifikation

Eine Skoliose kann nach dem Cobb-Winkel, dem Alter des Patienten beim Auftreten der Skoliose und der Genese der Skoliose klassifiziert werden.

Cobb-Winkel

Die Diagnose der Skoliose wird per Röntgenbild gestellt. Der Grad der Skoliose wird mit Hilfe des Cobb-Winkels (= Krümmungsausmaß; stellt die Verkrümmung der Wirbelsäule bei einer Skoliose in der Frontalebene da; Messung erfolgt mit Goniometer oder Inklinometer am Röntgenbild) angegeben. Ein Cobb-Winkel von mehr als 10 % gilt als pathologisch (krankhaft).

Cobb-Winkel Interpretation
≥ 10°  per definitionem liegt eine Skoliose vor
10-19° leichte Skoliose
20-39° mittelgradige Skoliose
≥ 40° schwere Skoliose

Alter des Patienten beim Auftreten der Skoliose

Die Skoliosen werden nach dem Auftreten wie folgt kategorisiert:

  • < 10 Jahre "Early-onset-Skoliosen" (EOS; definiert als Wirbelsäulenverkrümmung jeglicher Ätiologie) – ungünstige Progredienzneigung [2]
  • ≥ 10 Jahre "Late-onset-Skoliosen" (LOS)

Grundlage dieser Einteilung sind die Daten zur Entwicklung der Lunge. Diese ist bis spätestens bis zum zehnten Lebensjahr abgeschlossen, sodass Deformierungen des Rumpfes, wie sie typischerweise mit einer Skoliose einhergehen, schwerwiegende Auswirkungen auf Kinder mit EOS haben [1].

Genese der Skoliose

Bei Kindern mit einer infantilen Zerebralsklerose oder einer Friedreich-Ataxie liegt eine neuromuskuläre Skoliose vor. Die dabei vorliegende schwache Muskulatur oder fehlende Ansteuerung derselben führt zu langbogigen, meist C-förmigen Skoliosen. Der Verlauf ist meist stark progredient.

Das Marfan-Syndrom ist ein typisches Beispiel für eine mesenchymale Skoliose, die durch eine Bindegewebsschwäche gekennzeichnet ist.

Skoliosen die mit einer Deformierung der Wirbelkörper einhergehen sind im Regelfall durch Stoffwechselerkrankungen oder durch Frakturen (Knochenbrüche) bedingt.

Kongenitale Skoliosen entstehen durch Fehlbildung von Wirbelkörpern (z. B. Halbwirbel oder die Bildung von Blockwirbeln).

Ursachen sekundärer Skoliosen sind beispielsweise intraspinaler ("innerhalb des Wirbelkanals") Anomalien, Tumoren oder Infektion im Bereich der Wirbelsäule.

Falls alle oben genannten Ursachen ausgeschlossen sind, liegt eine idiopathische Skoliose vor.

Literatur

  1. Campbell RM Jr et al.: The characteristics of thoracic insufficiency syndrome associated with fused ribs and congenital scoliosis. J Bone Joint Surg Am 2003;85:399-408 doi: 10.2106/00004623-200303000-00001.
  2. Stücker R: Die idiopathische Skoliose. Orthop Unfallchir Up2date 2010; 5:39-56 doi: 10.1055/s-0029-1243953