Rückenschule – Theorie

Der theoretische Teil der Rückenschule hilft den Patienten zu verstehen, wie der Rücken aufgebaut ist und funktioniert.

Bestandteile der Theorie sind Informationen über die:

  • Wirbelsäule
  • Wirbel
  • Querfortsätze und Dornfortsätze
  • Wirbelgelenke, Bandscheiben
  • Bänder und Muskulatur, Bindegewebe
  • Nerven

Die Wirbelsäule (lat.: Columna vertebralis, griech. rhachis) ist in ihrer Gesamtheit das zentrale tragende Element des Menschen. Sie bildet  die knöcherne Mitte des Körpers und verbindet alle anderen Teile des Skelettes miteinander. Des Weiteren umhüllt die Wirbelsäule das im Wirbelkanal liegende Rückenmark. 

Die Wirbelsäule setzt sich zusammen aus:

  • Halswirbelsäule mit sieben Wirbeln, weist eine Biegung nach vorn auf
  • Brustwirbelsäule mit zwölf Wirbeln, wölbt sich nach hinten
  • Lendenwirbelsäule mit fünf Wirbeln, wölbt sich nach vorne
  • Kreuzbein mit fünf knöchern verschmolzenen Wirbeln und dem Steißbein mit vier bis fünf verschmolzenen Wirbelrudimenten (individuell unterschiedlich), wölbt sich nach hinten

Wirbel
Jeder Wirbel besteht aus einem kompakten Wirbelkörper, an den sich der knöcherne Wirbelbogen anschließt. Die einzige Ausnahme ist der Atlas (C1; erste Halswirbel), der keinen kompakten Wirbelkörper besitzt. In der Mitte des Wirbelknochens ergibt sich ein Hohlraum, die Gesamtheit dieser Hohlräume bildet den Wirbelkanal, der dem darin gelegenen Rückenmark und seinen Häuten Schutz bietet.
Das Rückenmark reicht vom Abgang des ersten Halsnervs bis zum sogenannten Markkegel (Conus medullaris), der beim Erwachsenen in Höhe des ersten Lendenwirbels endet. Die Wirbelbögen zweier benachbarter Wirbel lassen als Zwischenraum auf jeder Seite das Zwischenwirbelloch frei, durch welches auf jeder Etage ein Spinalnerv (Rückenmarksnerv) aus dem Wirbelkanal austritt.

Querfortsatz und Dornfortsatz

Auf jeder Seite des Wirbelbogens entspringt ein Querfortsatz, welcher im Thoraxbereich (Brustbereich) eine Gelenkfläche besitzt, an die die Rippen ansetzen und auf der Rückseite der Dornfortsatz. Diese knöchernen Vorsprünge dienen Bändern und Muskeln als Ansatzstellen. Um einen stabilen Kontakt jedes einzelnen Wirbels mit seinen Nachbarwirbeln zu gewährleisten, sind diese untereinander über die kleinen Wirbelgelenke miteinander verbunden. Auch diese Wirbelgelenke nehmen ihren Ursprung von den Wirbelbögen. Über die rein stabilisierende Wirkung hinaus nehmen die Wirbelkörper noch eine weitere wichtige Aufgabe wahr, indem sie in ihrem im Inneren gelegenen Knochenmark Blutzellen bilden.

Wirbelgelenke

Mit Ausnahme des ersten und zweiten Halswirbels und der miteinander verschmolzenen Kreuz- und Steißbeinwirbel sind zwei benachbarte Wirbel immer durch eine Bandscheibe (Discus intervertebralis) miteinander verbunden. Diese liegt jeweils zwischen den beiden Wirbelkörpern und besteht aus Faserknorpel mit einem relativ festen, äußeren, bindegewebigen Ring und einem weichen, inneren Kern (Nucleus pulposus – zentral gelegener Anteil der Zwischenwirbelscheibe (Discus intervertebralis); dieser besteht aus einer gallertigen Masse und weist einen hohen Wassergehalt auf).
Aufgaben der Bandscheiben sind das Abdämpfen von Erschütterungen und Stößen sowie die bewegliche Verbindung der einzelnen Wirbel miteinander. Die Bandscheiben bilden unechte Gelenke (Symphyse). Daneben gibt es noch echte Gelenke (Wirbelbogengelenke genannt) zwischen den einzelnen Wirbeln.

Bänder und Muskulatur

Die Stabilität der Wirbelsäule wird vor allem durch kräftige Bänder gewährleistet:

  • vorderes Längsband (Ligamentum longitudinale anterius) – zieht über die Vorderseite der Wirbelkörper; es stellt eine stabilisierende Grenze der Wirbelsäule in Richtung Bauchraum (Abdomen) dar.
  • hinteres Längsband (Ligamentum longitudinale posterius) – verläuft über alle hinteren Flächen der Wirbelkörper; es kleidet den Wirbelkanal in seinem vorderen Bereich aus.
  • gelbe Bänder (Ligamenta flava) – nehmen den Raum zwischen den einzelnen Wirbelbögen ein.
  • Zwischenquerfortsatzbänder (Ligamenta intertransversaria) – verbinden die Querfortsätze der einzelnen Wirbel miteinander.
  • Zwischendornfortsatzbänder (Ligamenta interspinalia) – ziehen von Dornfortsatz zu Dornfortsatz und verbinden die Rückseiten der einzelnen Wirbel miteinander.
  • Überdornfortsatzband (Ligamentum supraspinale) – ein über alle Dornfortsätze ziehendes Band; stellt das am weitesten hinten gelegene stabilisierende Band der Wirbelsäule dar.

Diese sechs Bänder bzw. Bandsysteme sind für die Stabilität der Wirbelsäule von großer Bedeutung. Unterstützt werden sie von den zahlreichen Rückenmuskeln.
Bänder geben der Wirbelsäule Halt und Beweglichkeit. Die stabilisierenden und elastischen Strukturen der Wirbelsäule ermöglichen zahlreiche Bewegungen.

Allein betrachtet, wäre die Wirbelsäule nicht sonderlich stabil. Erst durch die zahlreichen Muskeln und Bänder, die sie stützen, wird sie zu einem stabilen Element, das den Belastungen des Alltags standhalten kann.

Häufig wird der Rücken unphysiologisch (unnatürlich) belastet. Während einige Muskeln überbeansprucht werden, werden andere kaum benutzt.
Falsches Sitzen und hohe Beanspruchungen belasteten die Bandscheiben, die mitunter stark gequetscht werden. Dies kann zu einem Bandscheibenvorfall führen, was oft mit starken Schmerzen verbunden ist. Wer Kenntnisse über den Rücken und seine Funktionsweise hat, kann gezielt falsche Bewegungs- und Belastungsmuster abbauen und vermeiden.

Im theoretischen Teil der Rückenschule lernen Sie verstehen, wie ein gesunder Rücken aufgebaut ist und was dieses System aus Knochen, Muskeln und Bändern aus dem Gleichgewicht bringen kann.

Nur wer weiß, was Rückenprobleme verursacht, kann auch gezielt vorbeugen.