Osteoporose der Wirbelsäule – Klassifikation

Densitometrische Klassifikation der Osteoporose (WHO-Stadieneinteilung)

Grad
 Klassifikation
 T-Score
   Normal
 ≥ - 1 + keine Frakturen (Knochenbrüche)
0
 Osteopenie (Minderung der Knochendichte)
 - 1,0 bis - 2,5 + keine Frakturen
1  Osteoporose
 ≤ - 2,5 + keine Frakturen
2
 Manifeste Osteoporose
 ≤ - 2,5 + 1-3 osteoporosebedingte Frakturen (Knochenbrüche)
3
 Fortgeschrittene Osteoporose ≤ - 2,5 + multiple Wirbelkörperfrakturen, oft auch extraspinale Frakturen

Legende

  • T-Score (T-Wert) ist ein statistisches Maß, das die Differenz der Messergebnisse zum Mittelwert der Knochendichte junger Erwachsener (25 - 40 Jahre) gleichen Geschlechts angibt. Der T-Score wird in Standardabweichungen (SD) ausgedrückt und ist für die Einschätzung des Frakturrisikos entscheidend.

Die Osteoporose nach Ringe wird in eine primäre und eine sekundäre Form eingeteilt [1]:

Primäre oder Idiopathische Osteoporose

  • Kindliche und juvenile Osteoporose (seltene Form, die zwischen dem 8. und 14. Lebensjahr auftreten kann)
  • Primäre Osteoporose vom Typ I – adulte, postmenopausale Osteoporose
  • Primäre Osteoporose vom Typ II – senile (altersbedingte) Osteoporose

Primäre Osteoporose vom Typ I

Von dieser Art der Osteoporose sind überwiegend Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren betroffen. Als Hauptursache wird ein Mangel des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen angenommen, der durch die Hormonumstellung während des Klimakteriums (Wechseljahre) ausgelöst wird. Der Östrogenmangel bewirkt hierbei einen Anstieg verschiedener Zytokine (Botenstoffe), die die Osteoklasten (Zellen, die das Knochengewebe wieder abbauen) stimulieren, wodurch die Knochensubstanz kontinuierlich abgebaut wird. Daher wird diese Form der Osteoporose auch postmenopausale Osteoporose genannt.

Primäre Osteoporose vom Typ II

Diese Art der Osteoporose – auch senile Osteoporose genannt – betrifft gleichermaßen Frauen und Männer im Alter von über 70 Jahren. Bei dieser Form der Osteoporose ist neben der Spongiosa (Knochenbälkchen; diese verleihen dem Knochen die Stabilität, also die Bruchfestigkeit) vermehrt die Kompakta (äußere Randschicht des Knochen) betroffen. Daher kommt es hier vorwiegend zu Frakturen (Knochenbrüchen) der Röhrenknochen. Bei dieser auch Altersosteoporose genannten Erkrankung kommt es zu einer im Alter auftretenden Vitamin-D-Resistenz und Vitamin-D-Mangel, die unter anderem zu einer Verminderung der Calcium-Resorption aus dem Darm führt.

Die sekundäre Osteoporose – die circa 5 % aller Osteoporosen ausmacht – betrifft  Frauen und Männer gleichermaßen und entsteht aufgrund einer vorbestehenden Grunderkrankung. Die Folgen sind die gleichen wie bei der primären Osteoporose.

Sekundäre Osteoporosen

  • Endokrinologisch bedingte Osteoporosen
    Hormonmangel:

    • Hypogonadismus (Keimdrüsenunterfunktion)
      • Frau und Mann
      • Anorexia nervosa
      • Hochleistungssportlerinnen
      • Ovarektomie (Eierstockentfernung)
    • Wachstumshormonmangel (Hypophyseninsuffizienz)
    Hormonüberschuss:
    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
    • Hypercortisolismus (dauerhaftes Überangebot an Cortisol; Cushing-Syndrom)
    • Hyperprolaktinämie
    • Primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT)
  • Weitere Endokrinopathien:
    • Diabetes mellitus Typ 1
  • Komplexe Osteopathien:
    • Nutritionstörungen
      • Malabsorption
      • Maldigestion
      • Malnutrition (Hungerosteoporose)
      • Alkoholismus
  • Renale Osteopathie
  • Osteoporose aufgrund neoplastischer Erkrankungen/Krebserkrankungen:
    • Plasmozytom
    • Paraneoplasien
    • Tumorkachexie
  • Osteoporose bedingt durch entzündliche Erkrankungen:
    • Rheumatoide Arthritis
    • Entzündliche Enteropathien
  • Osteoporose bedingt durch hereditäre (genetisch bedingte) Bindegewebserkrankungen
    • Ehler-Danlos-Syndrom (EDS) – Gruppe von Krankheiten, die durch eine Störung der Kollagensynthese bedingt sind
      Gendefekt im Kollagen Typ-I-alpha-1-Gen
    • Glykogenspeicherkrankheiten
    • Homozystinurie (Homocystinurie) – Stoffwechselkrankheiten, die zu einer erhöhten Konzentration der Aminosäure Homocystein im Blut und Homocystin im Urin führen und zu Marfan-Syndrom ähnlichen Symptomen führt
    • Marfan-Syndrom – systemische Bindegewebserkrankung, auf der Grundlage einer Genmutation; sie kann autosomal-dominant vererbt werden oder vereinzelt (als Neumutation) auftreten; sie fällt vor allem durch Hochwuchs auf
    • Osteogenesis imperfecta (OI) – Erkrankung des Bindegewebes, die sich durch eine unvollständige Knochenbildung mit erhöhter Knochenbrüchigkeit auszeichnet
  • Mechanisch bedingte Osteoporosen:
    • Bettruhe
    • Schwerelosigkeit
    • Immobilisation
  • Iatrogen-medikamentöse Ursachen: s. u. "Ursachen/Medikamente"

Literatur

  1. Ringe JD (Hrsg): Osteoporose: Pathogenese, Diagnostik, Therapiemöglichkeiten. De Gruyter, Berlin, New York.1991:157-216.