Osteoporose der Wirbelsäule – Einleitung

Osteoporose der Wirbelsäule, umgangssprachlich auch als Knochenschwund bezeichnet, ist eine systemische Skeletterkrankung, die durch eine Verminderung der Knochenmasse und eine Verschlechterung der Mikroarchitektur des Knochengewebes charakterisiert ist. Diese Veränderungen betreffen insbesondere die Wirbelsäule und führen zu einer reduzierten Festigkeit der Wirbelkörper, wodurch das Risiko für Wirbelkörperfrakturen (Knochenbrüche) erheblich erhöht wird.

Synonyme und ICD-10: LWS-Osteoporose; Osteoporose der Lendenwirbelsäule; Osteoporose der Wirbelsäule; WS-Osteoporose; ICD-10-GM M81.98: Osteoporose, nicht näher bezeichnet: Sonstige [Hals, Kopf, Rippen, Rumpf, Schädel, Wirbelsäule]

Anatomie und Funktionen

Osteoporose betrifft das gesamte Skelettsystem, insbesondere aber die trabekulären Knochenstrukturen, wie sie in der Wirbelsäule, dem proximalen Femur (Hüftbereich) und dem distalen Radius (Unterarm) vorkommen. Die Trabekel, kleine knöcherne Strukturen im Inneren des Knochens, werden dünner und weniger zahlreich, was die Knochen schwächt. Die kortikalen Knochen, die die äußere Schicht des Knochens bilden, werden ebenfalls dünner.

  • Knochendichte: Die Knochenmasse pro Volumeneinheit ist reduziert.
  • Mikroarchitektur: Die komplexe Struktur des Knochengewebes wird zunehmend abgebaut, was zu einer erhöhten Porosität führt.

Formen der Osteoporose

Die Osteoporose kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:

  • Primäre Osteoporose: Tritt ohne erkennbare Grunderkrankung auf.
    • Postmenopausale Osteoporose: Betrifft hauptsächlich Frauen nach der Menopause (Wechseljahre) aufgrund des Östrogenmangels.
    • Senile Osteoporose: Betrifft Männer und Frauen im höheren Alter (> 70 Jahre) aufgrund altersbedingter Abnahme der Knochenmasse.
  • Sekundäre Osteoporose: Tritt als Folge anderer Erkrankungen oder durch Medikamenteneinnahme auf, wie z. B. bei chronischen Niereninsuffizienzen (Nierenschwäche), rheumatoider Arthritis oder durch Glukokortikoidtherapie.
  • Lokalisierte Osteoporose: Betrifft spezifische Körperbereiche, häufig ausgelöst durch Immobilität oder Traumata (Verletzungen).

Ursachen

Die Ursachen der Osteoporose sind vielfältig und können in primäre und sekundäre Faktoren unterteilt werden:

  • Primäre Osteoporose
    • Hormonelle Veränderungen: Insbesondere Östrogenmangel nach der Menopause.
    • Altersbedingte Veränderungen: Reduzierte osteoblastische Aktivität und erhöhte Knochenresorption.
  • Sekundäre Osteoporose
    • Medikamenteninduziert: Langzeittherapie mit Glucocorticoiden.
    • Erkrankungsbedingt: Chronische Niereninsuffizienz, endokrine Störungen (z. B. Hyperthyreose).
    • Ernährungsbedingte Faktoren: Calcium- und Vitamin-D-Mangel.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 2.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt vorwiegend bei älteren Menschen (> 70 Jahre) und bei Frauen nach der Menopause (Wechseljahre) auf.

Prävalenz
: In der Altersgruppe der 50- bis 79-Jährigen liegt die Prävalenz bei 12 %. In Deutschland sind circa 9 Millionen Menschen betroffen.

Inzidenz
: In Deutschland treten pro Jahr mindestens 400.000 Frakturen aufgrund von Osteoporose auf, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule und der Hüfte.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Osteoporose führt häufig zu Frakturen, insbesondere der Wirbelkörper, des proximalen Femurs und des distalen Radius.
  • Durch die Deformierung der Wirbelsäule kommt es zu statischen Veränderungen, die chronische Schmerzen verursachen.
  • Nach einer ersten Fraktur steigt das Risiko für weitere Frakturen signifikant an.

Prognose

  • Der Verlauf ist chronisch-progressiv.
  • Die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen nehmen durch die Frakturen und die damit einhergehenden Schmerzen ab.
  • Ein wesentliches Ziel der Therapie ist die Schmerzfreiheit und die Vermeidung weiterer Frakturen.
  • Gemäß der neuen S3-Leitlinie sollte für beide Geschlechter ab dem 70. Lebensjahr eine Osteoporosebasisdiagnostik erfolgen. Diese besteht aus Basislaborbestimmungen, einer Knochendichtemessung und ggf. einer bildgebenden Wirbelsäulenuntersuchung. 

Leitlinien

  1. DVO Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern. Kurzfassung 2023
  2. S3-Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr. (AWMF-Registernummer: 183-001), September 2023 Langfassung