Osteochondrose der Wirbelsäule – Einleitung

Osteochondrose der Wirbelsäule ist eine degenerative Erkrankung, die durch den Abbau von Knochen- und Knorpelgewebe im Bereich der Wirbelsäulengelenke und Epiphysen (Gelenkende mit Knochenkern) gekennzeichnet ist. Dieser Prozess führt zu einer Sklerosierung (Verhärtung durch Verkalkung) und unregelmäßigen Konturen der betroffenen Strukturen. Hauptursache ist eine langjährige Fehlbelastung der Wirbelsäule, bedingt durch wiederholtes Stehen, dauerhaftes Sitzen oder Bewegungsmangel.

Synonyme und ICD-10: Adoleszenten-Kyphose; ausgeprägte Osteochondrose der Brustwirbelsäule; ausgeprägte Osteochondrose der Halswirbelsäule; Ausgeprägte Osteochondrose der Lenden- und Sakralwirbelsäule; ausgeprägte Osteochondrose der Lendenwirbelsäule; ausgeprägte Osteochondrose der Wirbelsäule mit Foraminaeinengungen; BWS-Osteochondrose; Calvé-Krankheit; Calvé-Syndrom; HWS-Osteochondrose; Juvenile Wirbelkörperosteochondrose; Juvenile Wirbelsäulenosteochondrose; Lumbosakrale Osteochondrose mit Retrolisthese; Massive Osteochondrose der Lendenwirbelsäule; Massive Osteochondrose der Wirbelsäule; Morbus Scheuermann; Osteochondrose der Brustwirbelsäule; Osteochondrose der Halswirbelsäule; Osteochondrose der Lenden- und Sakralwirbelsäule; Osteochondrose der Lendenwirbelsäule; Osteochondrose der LWS; Osteochondrose der unteren Halswirbelsäule; Osteochondrose der Wirbelsäule; Osteochondrose der Wirbelsäule beim Erwachsenen; Scheuermann-Krankheit; Scheuermann-Osteochondrose; Scheuermann-Syndrom; Schmorl-Knorpelknötchen bei Scheuermann-Krankheit; Schwere Osteochondrose der LWS; Vertebrale Epiphysitis; Vertebra plana; WS-Osteochondrose; Zervikale Osteochondrose; ICD-10-GM M42,-: Osteochondrose der Wirbelsäule

Formen der Erkrankung

Juvenile Osteochondrose (Morbus Scheuermann)

  • Beschreibung: Diese Form tritt vorwiegend im Jugendalter auf und ist durch eine familiär gehäuft vorkommende Entwicklungsstörung der Wirbelsäule gekennzeichnet. Sie betrifft typischerweise die Brustwirbelsäule und führt zu einer Keilform der Wirbel, was eine strukturelle Kyphose (Rundrücken) verursacht.
  • Histologische Klassifikation: Degeneration der Wachstumszonen der Wirbelkörper, Sklerosierung der Deckplatten und Bildung von Schmorl-Knötchen.

Osteochondrose des Erwachsenen

  • Beschreibung: Diese Form der Osteochondrose tritt im Erwachsenenalter auf und ist oft das Resultat langjähriger Fehlbelastung der Wirbelsäule. Am häufigsten sind die Lenden- und Halswirbelsäule betroffen.
  • Pathophysiologie: Es kommt zur Höhenminderung der Zwischenwirbelräume, Spondylophytenbildung (Knochenanbauten am Rand der Wirbelkörper) und möglichen Spinalkanalstenosen (Verengung des Spinalkanals, durch den das Rückenmark läuft), die zu lokalen Schmerzen und neurologischen Symptomen führen können.

Ursachen

  • Mechanische Überbelastung: Langjähriges Stehen, Sitzen und mangelnde Bewegung führen zu einer chronischen Überlastung der Bandscheiben und Wirbelkörper.
  • Genetische Prädisposition: Besonders bei der juvenilen Form (Morbus Scheuermann) spielen genetische Faktoren eine bedeutende Rolle.
  • Degenerative Veränderungen: Im Alter kommt es zu natürlichem Verschleiß von Knorpel und Bandscheiben, der durch ungünstige Belastungen beschleunigt wird.

Differentialdiagnosen

  • Spondylarthrose: Verschleiß der Wirbelbogengelenke, der ebenfalls zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
  • Rheumatoide Arthritis: Eine entzündliche Erkrankung, die zu ähnlichen Symptomen führen kann, aber meist mit systemischen Entzündungszeichen einhergeht.
  • Bandscheibenvorfall: Kann ähnliche Symptome verursachen, insbesondere bei Spinalkanalstenose, aber zeigt spezifische Veränderungen im MRT.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis

  • Morbus Scheuermann: Jungen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (Verhältnis 2:1).
  • Osteochondrose des Erwachsenen: Kein spezifisches Geschlechterverhältnis; tritt allgemein häufiger mit zunehmendem Alter auf.

Häufigkeitsgipfel

  • Juvenile Osteochondrose: Tritt hauptsächlich im Alter von 11 bis 15 Jahren bei Mädchen und 12 bis 17 Jahren bei Jungen auf.
  • Osteochondrose des Erwachsenen: Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu, am häufigsten betroffen sind Personen ab dem 40. Lebensjahr.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz von Morbus Scheuermann liegt bei 1-8 % in Deutschland.

Verlauf und Prognose

Verlauf:

  • Juvenile Osteochondrose: Die Krankheit verläuft typischerweise schleichend und geht mit einer zunehmenden Keilwirbelbildung, Bandscheibenverschmälerung und Deckplatteneinbrüchen einher. Dies kann zu einer strukturellen Kyphose führen.
  • Osteochondrose des Erwachsenen: Es kommt zu einer fortschreitenden Degeneration der Bandscheiben und Wirbelkörper, die zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und neurologischen Komplikationen führen können, insbesondere bei Spinalkanalstenose.

Prognose:

  • Juvenile Osteochondrose (Morbus Scheuermann): Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung kann das Fortschreiten der Deformität begrenzt werden. Bei unbehandelter Erkrankung droht eine bleibende Kyphose.
  • Osteochondrose des Erwachsenen: Die Prognose ist abhängig vom Ausmaß der degenerativen Veränderungen. Eine frühzeitige konservative Therapie kann die Symptome lindern und das Fortschreiten verlangsamen. Bei fortgeschrittenen Fällen mit neurologischen Ausfällen kann eine operative Intervention erforderlich sein.