Bandscheibenschaden (Diskopathie) – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Diskopathie (Bandscheibenschaden) hinweisen:

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen Bandscheibenschaden und werden oft zuerst bemerkt:

  • Lumbalgie (Rückenschmerzen): Diese treten bei nahezu 90-95 % der Patienten auf und sind oft das erste Symptom.
  • Ausstrahlende Rückenschmerzen: Diese sind bei etwa 60-70 % der Patienten häufig und strahlen in die Beine oder andere Körperregionen aus.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines Bandscheibenschadens:

  • Haltungsstörungen: Diese Störungen, wie eine schmerzbedingte Schonhaltung (→ Ausweichskoliose/Schmerzskoliose), betreffen etwa 40-50 % der Patienten.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Eine Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule ist bei etwa 70-80 % der Patienten häufig.
  • Sensible Ausfälle im betroffenen Dermatom (Hautbereich, der von den sensiblen Fasern einer Spinalnervenwurzel versorgt wird): Parästhesien, Taubheitsgefühl oder Kribbeln treten bei etwa 30-50 % der Patienten auf.
  • Muskelschwäche oder Lähmungen: Diese Symptome können in etwa 20-40 % der Fälle auftreten.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Kopfschmerzen: Bei etwa 20-30 % der Patienten
  • Schmerzen im Gesäßbereich: Diese können bei etwa 30-40 % der Patienten beobachtet werden.
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit: Diese Symptome treten bei etwa 20-30 % der Patienten auf.
  • Schlafstörungen: Aufgrund von Schmerzen; bei etwa 30-40 % der Patienten

Durch Kompression von Wurzeln der Rückenmarknerven können je nach Lokalisation weitere Beschwerden auftreten:

  • Zervikobrachialsyndrom (Synonym: Schulter-Arm-Syndrom)
    • Schmerzen im Bereich des Halses, des Schultergürtels und der oberen Extremitäten
    • Ursache ist häufig die Kompression oder Irritation von Spinalnerven (Rückenmarksnerven) der Halswirbelsäule.
    • Häufigste Ursachen sind myofasziale Beschwerden (Schmerzen im Bewegungsapparat, welche nicht von Gelenken, Periost, Muskelerkrankungen oder anderen neurologischen Erkrankungen ausgehen), z. B. durch Myogelosen (Muskelverhärtung) oder Muskeldysbalance der Halswirbelsäule.
  • Ischiassyndrom (Lumboischialgie)
    • Wurzelreizsyndrom, bei dem Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und im Versorgungsbereich des Nervus ischiadicus auftreten
  • Kaudasyndrom
    • Querschnittssyndrom in Höhe der Cauda equina (anatomische Struktur, die sich innerhalb der Wirbelsäule in einem Sack aus harter Hirnhaut (Dura mater) und der dieser innen anliegenden Arachnoidea mater befindet)
    • Dieses führt zu einer Schädigung der Nervenfasern unterhalb des Conus medullaris (Bezeichnung für das konisch zulaufende, kaudale Ende des Rückenmarks), die mit einer schlaffen Parese (Lähmung) der Beine, oft mit Harnblasen- und Mastdarmstörungen, einhergeht.

Die genannten Symptome treten meist einseitig auf, können jedoch bei großen Bandscheibenvorfällen auch beidseitig vorhanden sein.

Radikulopathien

Eine Radikulopathie ist eine chronische oder akute Reizung oder Schädigung einer Nervenwurzel (Radix) mit dadurch ausgelösten Empfindungsstörungen, Schmerzen oder Paresen (Lähmungen).

Häufige Formen der zervikalen Radikulopathie (Nervenwurzelläsion/Nervenwurzelschaden im Bereich der Halswirbelsäule) [1]

Spinalwurzeln Inzidenz (%)
Kernmuskeln Muskeleigenreflex
 C5  2-14 M. deltoideus BSR, RPP
 C6  9-25 M. bizeps brachii
M. brachioradialis
BSR, RPP
 C7  56-70 M. biceps brachii TSR
 C8  4-10 M. flexor digitorum TSR

Legende: BSR = Bizepssehnenreflex, RPR = Radiusperiostreflex, TSR = Trizepssehnenreflex

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine zervikale Radikulopathie und werden oft zuerst bemerkt:

  • Nackensteifigkeit: Tritt bei etwa 60-80 % der Patienten auf und ist oft das erste bemerkte Symptom.
  • Schwäche des Arms: Diese kann in etwa 50-70 % der Fälle beobachtet werden.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer zervikalen Radikulopathie:

  • Eingeschränkte Beweglichkeit des Arms: Diese tritt bei etwa 40-60 % der Patienten auf.
  • Parästhesien (Kribbeln): Diese Symptome sind bei etwa 30-50 % der Patienten zu beobachten.
  • Taubheitsgefühl: In etwa 20-40 % der Fälle

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Kopfschmerzen: Diese können in etwa 20-30 % der Patienten auftreten, häufig als Spannungskopfschmerzen.
  • Schmerzen im Nacken: Diese treten in etwa 40-60 % der Fälle auf und können die Beweglichkeit weiter einschränken.

Häufige Formen der lumbalen Radikulopathie (Nervenwurzelläsion im Bereich der Lendenwirbelsäule; Ischiassyndrom*) [1] 

Spinalwurzeln
Inzidenz (%) 
Funktion Muskeleigenreflex
L3   Hüftbeugung
Kniesteckung
Hüftadduktion
PSR
 L4*  5 Hüftbeugung
Kniestreckung
PSR
 L5*  40 Großzehenhebung
Fußhebung
Hüftabduktion
(
Trendelenburg-Zeichen)
TPR
 S1*  55 Fußsenkung
Hüftstreckung
ASR

Legende: PSR = Patellarsehnenreflex, TPR = Tibialis-Posteriorsehnen-Reflex, ASR = Achillessehnenreflex

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine lumbale Radikulopathie und werden oft zuerst bemerkt:

  • Schwäche des Beins: Tritt bei etwa 50-70 % der Patienten auf und betrifft häufig die Muskulatur des betroffenen Beins.
  • Eingeschränkte Bewegung des Beins: Diese tritt bei etwa 40-60 % der Patienten auf.

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer lumbalen Radikulopathie:

  • Lumbalgie bzw. Lumboischialgie: Diese Rückenschmerzen, die in das Bein ausstrahlen, sind bei nahezu 80-90 % der Patienten häufig.
  • Parästhesien (Kribbeln): Diese Symptome sind bei etwa 30-50 % der Patienten zu beobachten.
  • Taubheitsgefühl: In etwa 20-40 % der Fälle

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Schmerzen im Gesäßbereich: Diese können in etwa 30-50 % der Patienten beobachtet werden.
  • Bewegungseinschränkungen im unteren Rücken: Diese Einschränkungen treten bei etwa 40-60 % der Patienten auf.

Warnzeichen (red flags) (modifiziert nach [2])

Folgende Warnzeichen machen eine unmittelbare Diagnostik und Therapie erforderlich:

  • Anamnese: 
    • Erste Episode vor dem 20. oder nach dem 50. Lebensjahr
    • Nicht erklärbare Gewichtsabnahme
    • Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Immunschwäche, Osteoporose (Knochenschwund), Neoplasie (bösartige Neubildung); intravenöser Drogenkonsum
  • Ruheschmerz (vor allem nachts), der weder von der Lage noch von der Belastung abhängig ist
  • Morgensteifigkeit (> 1 Stunde Dauer)
  • Untertherapie: Schmerz reagiert nicht bzw. nimmt zu
  • Neurologische Symptome
    • Progrediente Paresen (fortschreitende Lähmungen)
    • Progrediente Parästhesien (fortschreitende Missbildungsempfindung)
    • Miktions-/Defäkationsstörungen (Störungen der Blasen- und Stuhlentleerung)
    • Konus-/Kaudasymptomatik 8s. o.)
    • Nachlassende Schmerzen bei deutlicher Parese (Lähmung)
  • Traumata (Zustand nach Trauma)
  • Medikamente: Immunsuppression, lang andauernde Corticoidtherapie

Literatur

  1. Stewart JD: Focal Peripheral Neuropathies. 4ed. West Vancouver, Canada. JBJ Publishing, 2010
  2. Schuh A, Füssel S, Unterpaintner I, Janka M: Das HWS-Syndrom. MMW Fortschr Med. 2016; 158 (1) 52-59