Brustwirbelsäulen-Syndrom (BWS-Syndrom) – Einleitung
Das BWS-Syndrom – umgangssprachlich Brustwirbelsäulen-Syndrom genannt – bezeichnet Beschwerden bzw. Schmerzzustände, die von der Brustwirbelsäule (BWS) ausgehen oder den Bereich der Brustwirbelsäule betreffen.
Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM M54.6: Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule
Die Brustwirbelsäule ist der Abschnitt zwischen der Hals- und Lendenwirbelsäule (HWS, LWS) und besteht beim Menschen aus 12 Wirbeln.
Im Vergleich zu Beschwerden im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule treten Beschwerden im Bereich der Brustwirbelsäule seltener auf.
Formen des BWS-Syndroms
- Akutes BWS-Syndrom
- Plötzlich auftretende, starke Schmerzen, oft nach körperlicher Belastung oder Traumata (Verletzungen).
- Meist durch Muskelverspannungen oder akute Bandscheibenschäden verursacht.
- Subakutes BWS-Syndrom
- Schmerzen, die über Wochen anhalten, jedoch noch nicht chronisch sind.
- Häufig eine Folge von anhaltender Fehlhaltung oder wiederholter Überlastung.
- Chronisches BWS-Syndrom
- Anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen, die oft durch degenerative Veränderungen oder chronische Muskelverspannungen verursacht werden.
- Kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Ursachen des BWS Syndroms
- Muskelverspannungen: Häufig durch schlechte Haltung, Stress oder Überanstrengung.
- Degenerative Veränderungen: Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule wie Osteochondrose oder Spondylose.
- Bandscheibenschäden: Diskopathien, die zu Protrusionen (Hervortreten der Bandscheiben) oder Prolapsen (Vorfall der Bandscheiben) führen können.
- Traumatische Verletzungen: Frakturen oder Prellungen nach Unfällen.
- Entzündliche Erkrankungen: Arthritis (entzündliche Gelenkerkrankung) oder Spondylitis (Wirbelkörperentzündung).
- Fehlhaltungen und Überlastungen: Durch berufliche oder alltägliche Belastungen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Beschwerden treten häufig im mittleren bis höheren Lebensalter auf, besonders bei Personen über 40 Jahren.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Etwa 10-20 % der Bevölkerung leiden mindestens einmal im Leben unter Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule.
Verlauf und Prognose
Verlauf
Akuter Verlauf
- Symptome: Plötzlich auftretende, starke Schmerzen, oft nach körperlicher Belastung oder Traumata (Verletzungen).
- Behandlung: Schmerztherapie, physiotherapeutische Maßnahmen und Schonung.
- Prognose: Die meisten akuten Fälle verbessern sich mit konservativen Maßnahmen innerhalb von Tagen bis Wochen.
Subakuter Verlauf
- Symptome: Schmerzen, die über Wochen anhalten, jedoch noch nicht chronisch sind.
- Behandlung: Fortsetzung der konservativen Therapie, möglicherweise intensivere physiotherapeutische Maßnahmen.
- Prognose: Gute Aussichten auf vollständige Genesung, wenn die Behandlung konsequent fortgesetzt wird.
Chronischer Verlauf
- Symptome: Anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen, die oft durch degenerative Veränderungen oder chronische Muskelverspannungen verursacht werden.
- Behandlung: Langfristige physiotherapeutische Maßnahmen, gegebenenfalls medikamentöse Schmerztherapie und ergonomische Anpassungen im Alltag.
- Prognose: Chronische Verläufe können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, erfordern langfristige Managementstrategien.
Prognose
Die Prognose bei einem BWS-Syndrom variiert je nach Ursache, Schweregrad und Behandlung:
- Gute Prognose: Bei rechtzeitiger und adäquater Behandlung von akuten und subakuten Fällen.
- Chronische Verläufe: Können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und erfordern langfristige Therapieansätze.
- Rückfallrisiko: Besteht insbesondere bei unzureichender Behandlung und fehlender Prävention.
Therapieansätze
Konservative Therapie
- Medikamentöse Behandlung: Schmerzmittel (z. B. Nicht steroidale Antirheumatika, NSAR), Muskelrelaxantien.
- Physiotherapie: Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur, Dehnübungen und manuelle Therapie.
- Ergotherapie: Schulung in ergonomisch korrektem Verhalten und Anpassung des Arbeitsplatzes.
- Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation zur Reduktion von Stress und Muskelverspannungen.
Invasive Therapie
- Injektionstherapien: Lokale Injektionen von Corticosteroiden oder Lokalanästhetika (örtliche Betäubungsmittel) zur Schmerzlinderung.
- Operative Eingriffe: In seltenen Fällen, bei anhaltenden Beschwerden und nach Ausschöpfung aller konservativen Maßnahmen, kann ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden.
Prävention
Um einem BWS-Syndrom vorzubeugen, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Regelmäßige Bewegung: Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder gezieltes Rückentraining.
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Anpassung des Arbeitsplatzes an ergonomische Prinzipien.
- Stressbewältigung: Anwendung von Entspannungstechniken zur Reduktion von Stress und Muskelverspannungen.
- Richtige Körperhaltung: Schulung und Einhaltung einer aufrechten und entlastenden Körperhaltung im Alltag.