Lungentransplantation
Die Lungentransplantation (LUTX) ist ein chirurgisches Verfahren, bei dem ein irreversibel geschädigtes Lungengewebe durch eine Spenderlunge ersetzt wird. Sie gilt als letzte Therapieoption (Ultima ratio) für terminale Lungenerkrankungen und hat sich seit den 1980er Jahren durch Fortschritte in Organkonservierung, Immunsuppression und Überbrückungsverfahren etabliert.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD)
- Interstitielle Lungenerkrankungen (Erkrankungen des Lungenzwischengewebes))
- Mukoviszidose (zystische Fibrose; angeborene Stoffwechselerkrankung)
- Pulmonale Hypertonie (PH; Lungenhochdruck)
- Akutes respiratorisches Distress-Syndrom (ARDS) in Einzelfällen
- Bronchiektasen (Erweiterungen der Bronchien)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Aktives Rauchen (inklusive Nikotinersatz und E-Zigaretten)
- Bösartige Erkrankungen ohne ausreichendes rezidivfreies (krankheitsfreies) Intervall
- Lungenversagen bei invasiver Beatmung ohne vorherige Wartelistenaufnahme
- Besiedelung mit therapieresistenten Erregern (z. B. Mycobacterium abscessus)
- Unkontrollierte psychische Erkrankungen oder fehlende Compliance
Vor der Operation
- Umfassende medizinische Evaluierung: Einschluss von Lungenfunktionstests, Bildgebung und Laboruntersuchungen.
- Psychosoziale Bewertung: Einschätzung der Patientenfähigkeit zur langfristigen Nachsorge.
- Aufklärung über Risiken und Lebensstiländerungen.
- Festlegung der Dringlichkeit und Erfolgsaussicht: Berechnung des Lung Allocation Score (LAS) (Bewertung der Dringlichkeit und Erfolgsaussicht).
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Das Verfahren
- Anschluss an die Herz-Lungen-Maschine (HLM) (Gerät zur Übernahme der Herz- und Lungenfunktion): Sicherstellung von Oxygenierung und Durchblutung.
- Zugangöffnung: Meist mittels transsternaler Thorakotomie/Längsdurchtrennung des Brustbeins ("Clamshell-Zugang") oder anterolateraler Thorakotomie (seitlicher Zugang zum Brustkorb).
- Entfernung des erkrankten Lungengewebes: Resektion (chirurgische Entfernung) über Bronchus, Pulmonalarterie und -venen (Lungenarterie und -venen).
- Implantation der Spenderlunge: Anastomosierung (Verbindung) der Blutgefäße und Bronchien.
- Wiederherstellung der Funktion: Möglicher Einsatz von extracorporeal life support (ECLS) zur Stabilität.
- Verschluss des Thorax: Abschluss der Operation und Kontrolle auf Dichtigkeit.
Nach der Operation
- Intensivüberwachung: Kontrolle von Vitalparametern und Graftfunktion (Funktion des Transplantats).
- Immunsuppression: Kombination aus Calcineurin-Inhibitoren, Mycophenolat und Prednisolon.
- Physiotherapie: Mobilisation und Atemübungen.
- Regelmäßige Nachsorge: Lungenfunktionsanalysen, Bildgebung und Surveillance-Bronchoskopien.
Mögliche Komplikationen
Frühkomplikationen
- Primäre Graft-Dysfunktion (PGD; akute Störung des Transplantats)
- Infektionen
- Thrombosen und Blutungen
- Herzrhythmusstörungen
Spätkomplikationen
- Chronische Graft-Dysfunktion (CLAD): Haupttodesursache, gekennzeichnet durch progredienten Funktionsverlust.
- Infektionen und Malignome (Krebserkrakungen): Langzeitfolgen der Immunsuppression.
- Niereninsuffizienz und Diabetes mellitus: Häufige Begleiterkrankungen.
Ergebnisse
- Überleben: Das mediane Überleben liegt bei 6 Jahren. Nach 5 Jahren leiden 41 % der Patienten an einer chronischen Graft-Dysfunktion.
- Lebensqualität: Deutliche Verbesserung, jedoch Einschränkungen durch Begleiterkrankungen im Langzeitverlauf.
Schlussfolgerung
Trotz Fortschritten bleibt die chronische Graft-Dysfunktion eine große Herausforderung. Eine individualisierte Immunsuppression ist entscheidend, um Abstoßungen und Infektionen zu minimieren. Zukunftsperspektiven wie die Xenotransplantation (Verpflanzungen von tierischen Organen auf den Menschen) und das Bioengineering von Lungen können die Allotransplantation langfristig ergänzen.