Kataraktoperation

Bei einer Kataraktoperation (Synonym: Operation des grauen Stars; Staroperation) handelt es sich um ein operatives Verfahren der Ophthalmologie (Augenheilkunde), bei der die getrübte Augenlinse (Grauer Star; Katarakt) durch eine neue Kunstlinse ersetzt wird, sodass eine Verbesserung der Sehfähigkeit erreicht werden kann. Als Korrekturmaßnahmen bei einem vorliegenden Katarakt gibt es verschiedene Operationsmethoden.

Als Katarakt wird eine Trübung der unter physiologischen Bedingungen klaren Augenlinse bezeichnet, die in der Regel altersbedingt auftritt und die Sehleistung signifikant reduziert. Als Behandlungsmaßnahmen des Katarakts stellen die Kataraktoperationen den Goldstandard (Verfahren der Wahl) dar. Die verschiedenen Methoden zur Korrektur eines vorliegenden Katarakts werden im Normalfall als ambulanter Eingriff durchgeführt, sodass keine längere Erholungsphase notwendig ist. Die Kataraktoperationen stellen inzwischen eine der am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe dar, weil sich das Verfahren durch eine hohe Erfolgsrate auszeichnet und nur in sehr seltenen Fällen überhaupt Komplikationen auftreten.

Zielsetzung der Kataraktoperation

Das Hauptziel der Kataraktoperation ist die Wiederherstellung der klaren Sicht für den Patienten, indem die getrübte Linse entfernt und durch eine klare künstliche Linse ersetzt wird. Dies verbessert signifikant die Lebensqualität der Betroffenen, indem es ihnen ermöglicht, Alltagsaktivitäten ohne die durch den Grauen Star verursachten Sehbeeinträchtigungen durchzuführen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Zur operativen Behandlung eines Katarakts:
    • Im Gegensatz zu früheren Operationsmethoden zur Korrektur des Kataraktes werden heute die operativen Verfahren schon bei einer subjektiven Beeinflussung der Sehleistung, die auf einer Trübung der Linse beruht, angewendet.
    • Bei einem fortgeschrittenen Katarakt sollte eine Operation erfolgen, da gegebenenfalls schwer korrigierbare Folgeerscheinungen durch eine rechtzeitige therapeutische Maßnahme verhindert werden können (siehe dazu unter Katarakt/Einleitung).
  • Zur Behebung von Komplikationen (z. B. Engwinkelsituation, Linsenquellung nach Trauma/Verletzung oder im Rahmen vitreoretinaler Eingriffe*, Exotropie/Auswärtsschielen eines Auges)
    *Eingriffe bzgl der vitreoretinale Grenzschicht: diese bezeichnet die Verbindung zwischen dem Glaskörper und der Netzhaut.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea), die aus der Aderhaut (Choroidea), dem Strahlenkörper (Corpus ciliare) und der Regenbogenhaut (Iris) besteht; der Glaskörper kann auch beteiligt sein) – eine Uveitis stellt eine Gegenanzeige dar, weil die vorliegende Entzündungsreaktion durch die Kataraktoperation wieder aufflammen könnte.
  • Alpha-Adrenorezeptorenblocker (Alpha-1-Antagonisten) – kurz vor oder während des Eingriffes dürfen keine Alphablocker zur Blutdrucksenkung bei Kataraktoperationen eingesetzt werden, da sonst ein intraoperatives Floppy-Iris-Syndrom (IFIS) (Symptomenkomplex, der mit einem erhöhten Risiko für intraoperative Komplikationen der Kataraktchirurgie einhergeht. Ursächlich ist vermutlich die Wirkung des selektiven Alpha-Adrenozeptorantagonisten (Tamsulosin), der in der Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt wird. Medikamente dieser Gruppe führen am Auge zu einer Irisrelaxation und Miosis durch Alpha-Adrenozeptorblockade des M. dilatator pupillae) droht [6].
    Beim Vorliegen des Syndroms ist eine Folgeoperation notwendig.
  • Bei weiteren Erkrankungen wie dem Diabetes mellitus ist größere Vorsicht bei der Operation geboten. In der Regel stellt dies jedoch keine absolute Kontraindikation dar.  
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Vor der Operation

  • Augenärztliche Untersuchungen
    • Spaltlampenbiomikroskopie: Dabei wird eine Spaltlampe verwendet, um das vordere Segment des Auges, einschließlich der Linse, zu untersuchen. Dies ermöglicht es dem Augenarzt, den Grad und die Art der Katarakt sowie andere mögliche Augenanomalien zu bewerten.
    • Bestimmung der Sehschärfe (Visus): Mithilfe von Sehtafeln wird die Sehschärfe des Patienten überprüft, um zu beurteilen, wie sehr die Katarakt das Sehvermögen beeinträchtigt.
    • Refraktionsmessung: Hierbei wird die Brechkraft des Auges gemessen, um den aktuellen Refraktionsstatus und etwaige Fehlsichtigkeiten zu bestimmen.
    • Tonometrie: Diese Messung bestimmt den Augeninnendruck, um das Risiko eines Glaukoms (Grüner Star) oder anderer Komplikationen zu überprüfen.
    • Fundoskopie: Mit einem Ophthalmoskop wird der Augenhintergrund, insbesondere die Netzhaut und der Sehnerv, untersucht, um eventuelle Veränderungen oder Erkrankungen zu erkennen.
    • Optische Kohärenztomographie (OTC): Dies ist ein bildgebendes Verfahren, das hochauflösende Schnittbilder des Auges erzeugt, ähnlich wie ein Ultraschall, aber mit Lichtwellen statt Schallwellen. Es wird häufig verwendet, um die Makula zu beurteilen, den Bereich des Auges mit der höchsten Sehschärfe, sowie den optischen Nerv. Die OCT kann Schwellungen, Flüssigkeitsansammlungen und andere Anomalien in diesen Bereichen erkennen, die vor einer Kataraktoperation berücksichtigt werden sollten.
    • Keratometrie: Bei dieser Untersuchung wird die Krümmung der Hornhaut gemessen. Das ist wichtig für die richtige Auswahl und Positionierung der Intraokularlinse, die während der Kataraktoperation eingesetzt wird.
    • A-Scan-Ultraschallbiometrie: Dieses Verfahren misst die Länge des Auges (Achsenlänge). Diese Information ist entscheidend für die Auswahl der passenden Linse für den Patienten.
    • Endothelzellzählung: Hierbei werden die Zellen auf der inneren Oberfläche der Hornhaut gezählt, um sicherzustellen, dass sie gesund sind und die Operation gut verkraften.
  • Labordiagnostik –  Die Notwendigkeit einer Labordiagnostik vor einer Katarktoperation kann variieren, abhängig von den Richtlinien der jeweiligen Klinik bzw. Praxis. 
    Hier sind einige Laborparameter, die potenziell in Betracht gezogen werden könnten:
    • Kleines Blutbild 
    • Blutgerinnungstests (z. B. Blutungszeit, Quickwert (Thromboplastinzeit, TPZ), partielle Thromboplastinzeit (PTT)) 
  • Medikamentenanamnese – Antikoagulantien ("blutverdünnende" Substanzen) wie Marcumar oder Acetylsalicylsäure (ASS) dürfen vor dem Eingriff nicht eingenommen werden. 
    Für Männer: insbesondere Medikamente bei Prostatabeschwerden (z. B. Tamsulosin).
  • Narkose – vor dem Beginn des Operationsverfahrens ist eine Anästhesie (Zustand der Empfindungslosigkeit) notwendig. Da es sich jedoch um einen kleinen chirurgischen Eingriff handelt, ist es möglich, entweder eine Lokalanästhesie (lokale Betäubung) oder eine Sedoanalgesie (Dämmerschlaf) durchzuführen. In der Regel wird die Lokalanästhesie gewählt, da sowohl die Applikation mittels Spritze als auch in Form von Augentropfen schonender für den Organismus sind. Des Weiteren muss entschieden werden, ob der Eingriff stationär oder ambulant durchgeführt werden soll. Diese Entscheidung ist hauptsächlich von individuellen Risikofaktoren abhängig.

Die Operationsverfahren

Linsenextraktion

Intracapsuläre cataract extraction (ICCE)

  • Dieses Operationsverfahren wird inzwischen ausschließlich in Ausnahmefällen angewendet, da es auf der Entfernung der Linse einschließlich ihrer Kapsel beruht und des Weiteren kein Einsatz einer Kunstlinse erfolgt. Zur Entfernung der Linse wird diese mit einer Kältesonde in Verbindung gebracht und aus dem Auge gezogen. Dieser Vorgang wird auch als Kryoextraktion bezeichnet.
  • Ohne die Nutzung einer Kunstlinse ist die Anwendung einer "Star-Brille" oder von Kontaktlinsen notwendig. Die Anwendung des Verfahrens ist inzwischen nur noch bei dem Vorliegen einer Schwäche der Zonulafasern angezeigt.

Extracapsuläre cataract extraction (ECCE)

Diese Operationsvariante stellt die aktuell nahezu ausschließlich genutzte Methode für die Korrektur des Kataraktes dar, bei der die hintere Linsenkapsel im physiologischen Zustand erhalten bleibt, sodass die Kunstlinse darin befestigt werden kann. Der trübe Linseninhalt wird aus dem Kapselsack eliminiert. Es werden verschiedene extrakapsuläre Extraktionsvarianten unterschieden:

  • Phakoemulsifikation – diese Methode beinhaltet die ECCE mit einer Linsenkernverflüssigung mithilfe von Ultraschallwellen. Bei der Durchführung wird die Vorderkammer am Übergang zwischen Kornea (Hornhaut) und Sklera (Lederhaut) eröffnet. Hierzu wird in der Regel ein kornealer Tunnelschnitt eingesetzt. Nachdem die vordere Linsenkapsel mithilfe einer speziellen Mikropinzette eröffnet wurde, kann anschließend, der Linsenkern mit Ultraschallwellen verflüssigt werden. Nach der Verflüssigung des Kerns ist es nun möglich, diesen abzusaugen. Mit einem Saugspülgerät wird danach die verbliebene dünne Rindenschicht im Kapselsack abgesaugt. Von entscheidender Bedeutung ist der Erhalt der Hinterkapsel, damit man eine Hinterkammerlinse anstelle der fehlenden Linse applizieren kann.
  • Expression des Kerns – im Gegensatz zur Phakoemulsifikation erfolgt die Entnahme des Linsenkerns nicht über eine Zerkleinerung, sondern stattdessen als ganzer Bestandteil. Zur besseren Entfernung wird der Kern mit einer Flüssigkeit herausgespült. Von besonderem Nutzen ist das Verfahren bei einer massiv getrübten und harten Linse.
  • Eröffnung und Fragmentierung der Linse mit dem Femtosekundenlaser (FLACS, engl. Femtosecond laser assisted cataract surgery/Femtosekundenlaserunterstützte Kataraktchirurgie): für die vollständige Zerlegung des Linsenkerns ist oft ein deutlich geringerer Einsatz von Ultraschallenergie und zum Teil auch gar keine notwendig.

Linsenimplantation

Zur Linsenimplantation werden künstliche Blaufilterlinsen (zur möglichen AMD-Prophylaxe?/Prophylaxe der altersbedingten Makuladegeneration) aus Kunststoff verwendet. Hierbei unterscheidet man zwischen Hinterkammerlinsen – nach extrakapsulärer Linsenextraktion und Vorderkammerlinsen – nach intrakapsulärer Linsenentfernung.

Monofokallinse

Alle Arten von Kunstlinsen, die die natürliche Linse ersetzen oder ergänzen, werden als Intraokularlinse (IOL) bezeichnet. Die Standardlinse ist eine Monofokallinse

Da eine Monofokalelinse starr ist und nicht wie eine natürliche Augenlinse an unterschiedliche Entfernungen adaptieren können, muss auch nach der Linsenimplantation eine Brille getragen werden, insbesondere zum Lesen.

Multifokallinse

Eine Multifokallinse korrigiert Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit (Presbyopie) und eine vorhandene Hornhautverkrümmung in einem Eingriff. 

Nachteile einer Multifokallinse sind: 

  • Nachtarbeiter wird von diesem Eingriff abgeraten, da es zu einer erhöhten Licht- und Blendempfindlichkeit kommen kann.
  • Kontraste können bei der Weitsicht manchmal weniger ausgeprägt sein.
  • In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass eine zusätzliche Augenoperation nach einigen Monaten notwendig.

Eine implantierte Linse bleibt für den Rest des Lebens im Auge und muss nicht mehr erneuert oder ausgetauscht werden.

Die Brechkraft des Auges nach Operation ist nah der Zielfraktion: Mehr als 90 % der Patienten zeigen nach der Operation Refraktionsergebnisse, die maximal 1 Dioptrie ( +/- ) von der Zíelfraktion abweichen [7].

Anästhesieverfahren: 

  • Lokalanästhesie (anästhesierende Augentropfen) [häufigste Methode]
  • Peribulbäre oder retrobulbäre Anästhesie: Diese Methoden beinhalten die Injektion eines Anästhetikums in den Bereich um den Augapfel, um tiefer gehende Betäubung zu erreichen. Sie werden seltener verwendet und sind in der Regel für komplexere Fälle oder Patienten mit bestimmten medizinischen Bedingungen vorgesehen.

Eine Kataraktoperation dauert bei einem geübten Operateur im Durchschnitt 15 bis 30 Minuten und wird jeweils nur an einem Auge durchgeführt.

Nach der Operation

Unmittelbar nach dem Eingriff (ersten 24 Stunden)

  • Verband: Nach dem Eingriff wird ein Verband über das operierte Auge gelegt. Es ist wichtig, dass der Patient das Auge nicht berührt oder manipuliert, um das Risiko von Infektionen oder Komplikationen zu minimieren.
  • Fahrtauglichkeit: Unmittelbar nach der Operation besteht keine Fahrtauglichkeit. Eine Begleitperson sollte den Patienten nach Hause begleiten.
  • Medikation: In den ersten 14 Tagen wird üblicherweise eine Kombination aus antibiotischen und corticoidhaltigen Augentropfen verabreicht. Diese Kombination dient sowohl der Infektionsprophylaxe als auch der Kontrolle der postoperativen Entzündung.
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit: Es ist normal, dass Patienten nach der Operation lichtempfindlicher sind. Das Tragen einer Sonnenbrille hilft, das Auge vor starker Lichteinstrahlung zu schützen.
  • Kontrolluntersuchung am Folgetag: Am Tag nach der Operation wird der Verband entfernt, und der Operateur führt eine gründliche Untersuchung des Auges durch. Der Augeninnendruck wird überprüft, und nach postoperativen Komplikationen, wie Infektionen oder Entzündungen, wird gesucht. Anweisungen zur weiteren Anwendung der Augentropfen werden dem Patienten mitgeteilt.
  • Weitere Kontrolluntersuchungen: Etwa vier Tage nach der Operation erfolgt eine erneute Untersuchung, um den Heilungsverlauf zu überwachen. Die Häufigkeit weiterer Kontrollen wird individuell festgelegt.

Erste Woche nach der Operation

  • Sehvermögen: In der Regel verbessert sich das Sehvermögen täglich etwas mehr, jedoch kann es mehrere Wochen dauern, bis das endgültige Ergebnis erreicht wird.
  • Rötungen und Hämatome: Leichte Rötungen oder Blutergüsse am Auge sind nach der Operation normal, sollten aber im Laufe der ersten Woche abklingen.
  • Medikation fortsetzen: Die regelmäßige Anwendung der verschriebenen Augentropfen ist entscheidend, um das Risiko von Infektionen und Entzündungen zu minimieren.
  • Körperliche Schonung: Schwere körperliche Aktivitäten und das Heben von Gegenständen über 4-6 Kilogramm sollten vermieden werden. Aktivitäten, bei denen Wasser ins Auge gelangen könnte, wie Duschen, sollten mit Vorsicht durchgeführt werden.
  • Augenschutz: In den ersten Nächten nach der Operation sollte eine Augenklappe oder ein Schutzschild getragen werden, um das Auge vor unbewussten Bewegungen im Schlaf zu schützen. Tagsüber sollte der Augenschutz in Umgebungen wie beim Duschen oder in staubigen Räumen verwendet werden.
  • Trockenes Auge: Manche Patienten haben nach der Operation mit trockenen Augen zu kämpfen. Künstliche Tränen können helfen, sollten aber nur nach Absprache mit dem Augenarzt verwendet werden.

Erste zwei Wochen nach der Operation

  • Vorsicht beim Duschen: Achten Sie darauf, dass keine irritierenden Substanzen wie Seife oder Shampoo ins Auge gelangen. Beim Duschen sollte der Kopf nach hinten geneigt werden.
  • Vermeidung von schwerer körperlicher Anstrengung: In den ersten zwei Wochen sollten keine intensiven körperlichen Anstrengungen durchgeführt werden. Leichte Hausarbeit ist in der Regel unproblematisch.
  • Keine Sauna oder Schwimmen: Der Besuch von Saunen, öffentlichen Schwimmbädern und Whirlpools sollte vermieden werden, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
  • Medikation fortsetzen:
    • Die regelmäßige Anwendung der verschriebenen kombinierten antibiotischen und corticoidhaltigen Augentropfen ist in den ersten 14 Tagen entscheidend, um das Risiko von Infektionen und Entzündungen zu minimieren.
    • Nach 14 Tagen: Das Antibiotikum wird abgesetzt, und die Corticoidtherapie wird allein weitergeführt.

Zwei bis vier Wochen nach der Operation

  • Rückkehr zu normalen Aktivitäten: Leichte Aktivitäten, wie Spazierengehen, können schon nach wenigen Tagen (ca. 2-3 Tage) wieder aufgenommen werden. Andere normale tägliche Aktivitäten können ab der 2. Woche schrittweise wieder aufgenommen werden. Allerdings sollte weiterhin Vorsicht geboten sein, insbesondere bei Tätigkeiten, die das Auge belasten könnten.
  • Reduktion der Corticoiddosis:
    • Nach Absetzen des Antibiotikums wird die Dosis der corticoidhaltigen Augentropfen schrittweise reduziert (z. B. von 3-mal täglich auf 2-mal täglich für 1-2 Wochen, dann 1-mal täglich für 1 Woche).
    • Bei stabiler Wundheilung erfolgt eine schrittweise Dosisreduktion bis zum vollständigen Absetzen.
  • Sehvermögen stabilisiert sich: Das Sehvermögen sollte sich in diesem Zeitraum stabilisieren. Es kann aber bei manchen Patienten mehrere Wochen dauern, bis das endgültige Ergebnis erreicht wird.
  • Vermeidung intensiver sportlicher Aktivitäten: Sportarten wie Fußball, Tennis oder Tauchen, bei denen größere Kräfte auf das Auge wirken, sollten mindestens einen Monat lang vermieden werden.
  • Moderates Training: Intensiveres körperliches Training, wie z. B. auf dem Crosstrainer, sollte erst nach mindestens 6 Wochen wieder aufgenommen werden, abhängig vom Heilungsverlauf und nach Freigabe durch den Augenarzt.

Ein Monat bis mehrere Monate nach der Operation

  • Langfristige Kontrolluntersuchungen: Weitere Kontrolluntersuchungen sollten nach einem, zwei und drei Monaten erfolgen. Danach wird eine jährliche Nachsorge empfohlen.
  • Vollständige Heilung: Nach etwa einem Monat sollte das Auge vollständig geheilt sein und das Sehvermögen stabil sein.
  • Sehhilfe: Eine Brillenverordnung kann abhängig vom Heilungsverlauf etwa 3 Wochen bis 3 Monate nach der Operation erfolgen.
  • Nachstar-Bildung: In einigen Fällen kann es zur Bildung eines Nachstars kommen, der durch einen kurzen Lasereingriff (YAG-Laser-Kapsulotomie) behoben werden kann.

Zusätzliche Hinweise

  • Vermeiden von Augenreiben: Patienten sollten das operierte Auge für mindestens 4 Wochen nicht reiben. Auch danach sollte mit Vorsicht vorgegangen werden, um Reizungen oder Infektionen zu vermeiden.
  • Sonnenbrille bei Lichtempfindlichkeit: Falls eine Lichtempfindlichkeit besteht, wird empfohlen, eine Sonnenbrille zu tragen. Diese schützt das Auge vor starker Lichteinstrahlung und Umwelteinflüssen.
  • Vermeidung von Zugluft: Zugluft sollte vermieden werden, um das Auge vor unnötigen Reizungen zu schützen. Klimaanlagen und stark belüftete Räume können das Auge austrocknen.
  • Autofahren: Autofahren sollte erst dann wieder aufgenommen werden, wenn die Sehkraft ausreichend wiederhergestellt ist. Der behandelnde Augenarzt sollte dazu konsultiert werden.

Ernährungsunterstützung und Supplemente

  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Heilungsprozesses nach einer Augenoperation. Besonders wertvoll sind Nährstoffe, die die Gesundheit der Augen fördern und die Regeneration beschleunigen.
  • Empfohlene Supplemente und Inhaltsstoffe:
    • Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA): Diese Fettsäuren tragen nachweislich zur Reduzierung von Entzündungen und zur Unterstützung der Heilung im Augenbereich bei. DHA ist zudem ein wesentlicher Bestandteil der Retina, und ein ausreichender Spiegel kann die Sehkraft fördern.
    • Omega-6-Fettsäuren (GLA): Gamma-Linolensäure kann ebenfalls entzündungshemmende Eigenschaften besitzen und die Zellregeneration unterstützen, was für die Genesung der Augen von Vorteil ist.
    • Lutein und Zeaxanthin: Diese Carotinoide wirken als Antioxidantien und schützen das Auge vor schädlichen UV-Strahlen sowie blauem Licht. Sie spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der Netzhaut und unterstützen die Erholung und Erhaltung der Sehkraft.
    • Heidelbeer-Extrakt (Anthocyanidine): Anthocyanidine sind starke Antioxidantien, die die Augen vor oxidativem Stress schützen können. Dieser Schutzmechanismus ist insbesondere in der postoperativen Phase hilfreich, da er die Wundheilung und die allgemeine Augengesundheit unterstützt.
    • Vitamin A: Essentiell für die Aufrechterhaltung der normalen Sehkraft und die Reparatur von Gewebe im Auge. Es trägt auch zur Gesundheit der Schleimhäute bei, die während der Heilungsphase wichtig sind.
    • Vitamin C: Ein starkes Antioxidans, das die Kollagenbildung unterstützt und somit eine wichtige Rolle bei der Wundheilung spielt. Vitamin C schützt die Zellen vor oxidativem Stress, der bei der Genesung des Auges relevant ist.
    • Vitamin E: Vitamin E ist ebenfalls ein Antioxidans, das den Schutz der Augen vor Schäden durch freie Radikale unterstützt. Es kann helfen, entzündliche Reaktionen zu mindern, die nach der Operation auftreten können.
    • Vitamin D3: Dieses Vitamin spielt eine Rolle im Immunsystem und trägt dazu bei, die Heilung zu fördern, indem es die Immunantwort stärkt und das Risiko von postoperativen Komplikationen verringert.
    • Vitamin B-Komplex (B2, B6, B12, Folsäure): Diese Vitamine unterstützen den Zellstoffwechsel und die Geweberegeneration, insbesondere im Bereich des Nervensystems und der Augengesundheit. Sie sind besonders bei der Wundheilung und der allgemeinen Genesung von Bedeutung.
    • Selen und Zink: Diese Spurenelemente sind entscheidend für die Unterstützung des Immunsystems und fördern die Wundheilung. Zink spielt zudem eine wichtige Rolle im antioxidativen Schutz des Auges.

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Mögliche Komplikationen

Akute Komplikationen

  • Entzündung – als Folge der Kataraktoperation können Entzündungsreaktionen auftreten. In klinischen Studien konnten diese durch Erhöhungen der Entzündungsmediatoren (Botenstoffe) nachgewiesen werden.
  • Endophthalmitis – schwere intraokulare Infektion (Infektion im Inneren des Auges). Die Mehrheit der Fälle einer postoperativer Endophthalmitis nach einer Kataraktoperation tritt in den ersten Tagen bis zur ersten Woche nach der Operation auf. Nach der ersten Woche sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Endophthalmitis signifikant. Die kritischste Phase ist oft die erste Woche, insbesondere die ersten 5 Tage. Nach 4-6 Wochen ist das Risiko einer postoperativen Endophthalmitis deutlich reduziert.
    Die 
    Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt zwischen 0,04 % und 0,2 %.
  • Ruptur der hinteren Linsenkapsel – eine Ruptur (Einriss) der Hinterkapsel stellt eine verhältnismäßig seltene Komplikation dar, die jedoch beispielsweise bei Diabetikern häufiger auftreten kann.
  • Retinaablösung (Netzhautablösung) – sehr seltene Komplikation; erfordert jedoch eine umgehende Behandlung.
  • Intraoperatives Floppy Iris-Syndrom (IFIS) – Komplikation, die während der Operation auftritt; charakterisiert durch die Trias einer "undulierenden" Iris (wellenförmige Bewegung der Regenbogenhaut des Auges), Irisvorfall sowie intraoperativer progredienter Miosis (fortschreitende Pupillenverengung); Assoziation mit dem selektiven Alpha-1A-Rezeptorantagonist Tamsulosin ist beschrieben [8]. Häufigkeit: ca. 1,2 %.
    Fazit: Tamsulosin sollte so früh wie möglich vor einer Kataraktoperation abgesetzt werden.
  • Korneaödem (Hornhautödem; Wassereinlagerung in die Hornhaut) – Kann durch chirurgische Manipulation oder durch Verwendung bestimmter Medikamente während der Operation verursacht werden. Es kann vorübergehend sein, aber wenn es anhält, kann eine Hornhauttransplantation erforderlich sein.

Chronische Komplikationen

  • Zystoides Makulaödem (CME) – Schwellung im zentralen Bereich der Netzhaut, die zu verschwommenem Sehen führt. Kann Wochen bis Monate nach der Operation auftreten.
  • PCO (posterior capsule opacification; Nachstar): Auch als sekundärer Katarakt bekannt – entsteht durch Restzellen, die nach der Operation auf der Kapsel verbleiben.
    Ein Nachstar kann bei etwa 20-30 % der Patienten innerhalb von 2-5 Jahren nach der Kataraktoperation auftreten. Die durchschnittliche Zeitspanne ist variabel, aber viele Fälle treten bereits innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Operation auf.
    • Typische PCO-Symptome sind: 
      • Verschwommenes Sehen: Dies ist eines der häufigsten Symptome. Das Sehen wird trüb oder unscharf, ähnlich wie bei einem grauen Star.
      • Blendung: Lichtquellen können stärker blenden, was das Sehen bei hellem Licht erschwert.
      • Verminderte Kontrastempfindlichkeit: Patienten können Schwierigkeiten haben, Feinheiten und Details zu erkennen.
      • Veränderung der Farbempfindung: Die Wahrnehmung von Farben kann beeinträchtigt sein.
      • Halos um Lichtquellen: Ein häufiges Symptom, bei dem es zu einem Lichtring um Lichtquellen kommt.
      • Verschlechterung der Sehschärfe: Die Sehschärfe kann abnehmen.
  • Diabetische Retinopathie (DR) – Nach einer Katarktoperation erhöhte sich das Risiko für Diabetiker, erstmals eine diabetische Retinophatie (DR) zu entwickeln, im Vergleich zu einer nicht-operierten Kontrollgruppe um 38 Prozent. Für Patienten, die präoperativ bereits eine DR hatten, war das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung hinterher um 46 Prozent erhöht [12]. 

Weitere Hinweise

  • Eine Kataraktoperation war in einer prospektiven Beobachtungsstudie mit einem signifikanten Rückgang des Demenzrisikos um 29 % verbunden [9].
  • Pro und Contra für die zeitgleiche Operation beider Augen: Eine Cochrane-Analyse auf der Basis von 14 Studien mit 276.260 Teilnehmenden ergab keinen wesentlichen Unterschied zwischen einer Operation beider Augen am selben Tag gegenüber einer Operation an verschiedenen Tagen in Bezug auf die klinischen Ergebnisse: Endophthalmitis (Entzündung des Augeninneren), Notwendigkeit einer Brillenkorrektur nach der Operation, Komplikationen und Sehvermögen mit Brille [10].
    Einschränkung: Die Autoren geben die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz je nach Endpunkt zwischen „sehr gering“ und „moderat“ an.
  • Vergleich Femtosekundenlaser-unterstützte Kataraktoperation mit einer Standard-Kataraktoperation bei erwachsenen Personen auf der Grundlage von mehr als 30 randomisierte kontrollierte Studien mit rund 7.200 behandelten Augen bei circa 5.500 Patienten:  Für die Zielgrößen wie z. B. „Sehschärfe“ oder „sehkraft-bezogene Lebensqualität“ fanden die Autoren keine Nachweise für Vor- oder Nachteile einer Femtosekundenlaser-unterstützten Kataraktoperation im Vergleich zu einer Standard-Kataraktoperation [11].

Literatur

  1. Herrmann WA, Heimann H, Helbig H: Kataraktoperation. Der Ophthalmologe. 2010. 107:975-986
  2. Schneider M, Puls S, Dick HB: Postoperative Komplikation nach Kataraktoperation. Der Ophthalmologe. 2002. 99:392-393
  3. Grehn F: Augenheilkunde. Springer Verlag 2008
  4. Mayer S, Wirbelauer C, Häberle H, Altmeyer M, Pham DT: Zur Notwendigkeit eines Augenverbandes nach Kataraktoperation in Tropfanästhesie. Klinisches Monatsblatt Augenheilkunde. 2005 . 222:41-45
  5. Kanski J:Diagnoseatlas Augenheilkunde. Urban & Fischer Verlag 2007
  6. Handzel DM, Briesen S, Rausch S, Käble T: Kararaktchirurgie bei Patienten unter Therapie mit Alpha-1-Antagonisten. Dtsch Arzteblatt Int 2012; 109(21): 379-84. doi: 10.3238/arztebl.2012.0379
  7. Simon SS et al.: Achieving target refraction after caract surgery. Ophtalmology 2014; 121:440-4
  8. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Intraoperatives Floppy-Iris-Syndrom im Zusammenhang mit Tamsulosin („UAW-News International“) Deutsches Ärzteblatt, Jg. 117, Heft 37, 11.09.2020
  9. Lee CS et al.: Association Between Cataract Extraction and Development of Dementia JAMA Intern Med. Published online December 6, 2021. doi:10.1001/jamainternmed.2021.6990
  10. Dickmann MM et al.: Immediate sequential bilateral surgery versus delayed sequential bilateral surgery for cataracts Cochrane Library Version published: 25 April 2022 https://doi.org/10.1002/14651858.CD013270.pub2
  11. IQWiG: Grauer Star: Bietet die Operation mit dem Femtosekundenlaser für die Betroffenen Vorteile gegenüber anderen Verfahren? Themennummer: 155; Projektnummer: HTT22.04; Vorschlagszeitraum: 08/2020 bis 07/2021
  12. Lee SH et al.: Incidence and Progression of Diabetic Retinopathy After Cataract Surgery: A Systematic Review and Meta-Analysis American Journal of Ophthalmology, 2024;269:105-115