Narbenkorrektur
Die Narbenkorrektur ist ein Verfahren der ästhetischen Medizin und dient der Beseitigung bzw. Verschleierung von störenden und schmerzhaften Narben. Eine Narbe ist definiert als zell- und gefäßarmes Bindegewebe, das als Ersatz des vorherigen, ortsständigen Gewebes nach tief reichenden Verletzungen dient.
Zielsetzung und Wirkungsweise einer Narbenkorrektur
Zielsetzung
- Ästhetische Verbesserung: Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes durch Reduzierung der Sichtbarkeit von Narben.
- Funktionswiederherstellung: Korrektur von Narbenkontrakturen, die Beweglichkeit einschränken, besonders über Gelenken.
- Schmerzreduktion: Behandlung schmerzhafter Narben, die das tägliche Leben beeinträchtigen.
- Psychosoziales Wohlbefinden: Erhöhung des Selbstwertgefühls und der Lebensqualität von Patienten, die durch das Erscheinungsbild ihrer Narben psychisch belastet sind.
Wirkungsweise
- Mechanische Modifikation: Durch chirurgische Techniken wie Z-Plastik, Dermabrasion oder Lappenplastiken wird die Struktur der Narbe physisch verändert, um sie weniger sichtbar zu machen und ihre Elastizität zu verbessern.
- Chemische Modifikation: Einsatz von Sklerotherapeutika oder Steroiden, um überschießendes Narbengewebe zu reduzieren und die Narbe flacher zu machen.
- Physikalische Modifikation: Verwendung von Lasertherapie und anderen lichtbasierten Behandlungen zur Verbesserung der Hauttextur und -farbe und zur Stimulierung der Kollagenneubildung im Narbenbereich.
- Präventive Maßnahmen: Anwendung von Druckverbänden und Silikonfolien nach operativen Eingriffen zur Minimierung der Narbenbildung.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Eine Narbenkorrektur ist in erster Linie ein ästhetischer Eingriff und dient hier dem psychosozialen Wohlbefinden des Patienten. Sie ist aber vor allem dann sinnvoll, wenn es sich nicht nur um einen rein kosmetischen Eingriff handelt, wie z. B. bei einer Narbenkontraktur über einem Gelenk. Eine solche Narbenkontraktur kann die Beweglichkeit des Patienten erheblich einschränken (z. B. im Bereich der Hände) und sollte behandelt werden. Auch schmerzhafte Narben sind eine Indikation für eine Narbenkorrektur.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Akute Infektionen oder entzündliche Erkrankungen im Bereich der Narbe
- Unkontrollierte systemische Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herzerkrankungen
- Schwere Blutgerinnungsstörungen oder Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten
- Schwere psychische Erkrankungen oder unrealistische Erwartungen an das Ergebnis
- Bekannte Allergien auf Anästhetika oder Materialien, die bei der Operation verwendet werden
Vor der Behandlung
Vor der Narbenkorrektur sollte ein intensives Anamnesegespräch durchgeführt werden, das die Krankengeschichte und die Motivation zu dem Eingriff einschließt. Die Durchführung, eventuelle Nebenwirkungen und die Folgen der Operation sollten ausführlich erörtert werden.
Beachte: Die Anforderungen der Aufklärung sind strenger als üblich, da Gerichte im Bereich der ästhetischen Chirurgie eine „schonungslose“ Aufklärung fordern.
Des Weiteren sollten Sie vor dem Eingriff für die Dauer von sieben bis zehn Tagen weder Acetylsalicylsäure (ASS) noch Schlafmittel oder Alkohol zu sich nehmen. Sowohl Acetylsalicylsäure als auch andere Schmerzmittel verzögern die Blutgerinnung und können zu unerwünschten Blutungen führen.
Raucher sollten ihren Nikotinkonsum bereits vier Wochen vor dem Eingriff stark einschränken, um die Wundheilung nicht zu gefährden.
Die Operationsverfahren
Das auszuwählende Behandlungsverfahren richtet sich nach der Beschaffenheit der Narbe. Die klinische Beschreibung einer Narbe beinhaltet Breite, Länge, Dicke, Kontur, Konsistenz, Elastizität, Sensibilität, Pigmentierung und die Ausrichtung des Narbenverlaufs in Bezug auf die Hautlinien. Es werden aktive (pathologisches Gewebe, das metabolisch aktiv ist und z. B. weiter wächst) und ruhende Narben unterschieden.
- Aktive Narben: Keloide (Wulstnarben; überschießende Narbenbildung, die über die ursprüngliche Wunde hinausgeht), hypertrophe Narben
- Ruhende Narben: flächenhafte Narbenplatten, narbige Konturdefekte, dehiszente Narben (Narben, die durch erhöhte Hautspannung platzen oder größer werden), Narben, die mit tieferen Strukturen verbacken sind, Narbenkontrakturen (z. B. über Gelenken), funktionsbeeinträchtigende Narben
Aktive Narben werden in erster Linie mit einer konservativen Therapie behandelt. Eine operative Therapie erfolgt, wenn keine Besserung erreicht werden kann oder wenn es sich um ruhende Narben handelt. Die konservative Therapie wird auch als Ergänzung zur operativen Therapie angewendet und beinhaltet folgende Elemente:
- intraläsonale Injektion von Corticosteroiden (Triamcinolonacetonid, TAC; wirkt antiinflammatorisch (entzündungshemmend) und kann die Fibroblastensynthese inhibieren/hemmen) [s. u. Cicatrix (Narben)]
- Kryochirurgie – gezielte Vereisung des Narbengewebes mit nachfolgender Nekrose (Gewebetod) der Läsion
- lokale Silikonfolien
- zur Prophylaxe einer De-novo-Entstehung (Neubildung) von hypertrophen Narben oder Keloiden (Wulstnarben) bei Risikopatienten
- nach operativer Therapie
- Kompression der Narbe durch Druckverbände (meist in Kombination mit Silikonfolien)
Als Mittel der Wahl wird heute häufig die Kombination aus Kryotherapie und intraläsionalen Corticosteroiden (TAC) angesehen. Die Vereisung lockert das Narbengewebe auf, sodass sich das Corticosteroid leichter injizieren lässt.
Die operative Narbenkorrektur orientiert sich vor allem an der Form und Qualität der Narbe. Die Schnittführung sollte entlang der Hautspannungslinien führen, um die Abheilung zu verbessern und die Narbe weniger sichtbar zu gestalten. Es handelt sich um einen ästhetisch-plastischen Eingriff, der die Narbe meist nicht vollständig entfernen kann. Trotzdem können deutlich verbesserte Ergebnisse erreicht werden.
Folgende Operationsverfahren machen eine Narbenkorrektur möglich:
- Dermabrasion – ein Abschleifen der Epidermis (oberste Hautschicht) zur Korrektur großflächiger Vernarbungen
- Z-Plastik – ein dreieckiger Hautlappen wird im 45°-Winkel an den Narbenverlauf angelegt, um den natürlichen Hautspannungslinien zu entsprechen. Die Narbe ist nun Z-förmig und weniger auffällig.
- Komplette Exzision – Herausschneiden des Narbengewebes mit anschließender Readaption (direktes Anfügen der Wundränder durch Vernähen) bzw. Verschiebeplastik (ein Hautlappen aus einer benachbarten Region wird zum Verschluss der Wunde genutzt)
- Lappenplastik – ein Hautlappen mit bestehender Blutversorgung wird über der Läsion vernäht, um diese zu verschließen
- Hauttransplantation
Die operative Narbenkorrektur kleinerer Defekte wird in der Regel ambulant vorgenommen. Bei Behandlung größerer Narben (z. B. bei einer Lappenplastik) ist mit einem stationären Aufenthalt von mehreren Tagen zu rechnen. Kleinere Korrekturen finden unter einer Lokalanästhesie (lokale Betäubung) statt, aber auch eine Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) ist möglich.
Anästhesieverfahren: Lokalanästhesie/Allgemeinanästhesie
Operationsdauer 1-3 Stunden
Nach der Behandlung
- Direkt nach der Behandlung wird ein Verband angelegt, um die Narbe zu schützen und den Heilungsprozess zu unterstützen.
- Schmerzen nach dem Eingriff können mit Schmerzmitteln behandelt werden.
- Die Fäden werden in der Regel nach einer Woche entfernt, abhängig von der Größe und Tiefe der Narbe.
- Bei Narbenkontrakturen über Gelenken kann eine physiotherapeutische Behandlung notwendig sein, um die volle Beweglichkeit wiederherzustellen.
- Die Patienten sollten körperliche Anstrengungen und direkte Sonneneinstrahlung auf die Narben vermeiden, um den Heilungsprozess nicht zu stören.
- Es ist wichtig, dass Patienten regelmäßige Nachuntersuchungen wahrnehmen, um den Heilungsverlauf zu kontrollieren und ggf. frühzeitig auf Komplikationen reagieren zu können.
Ihr Nutzen
Narben sind nicht nur unästhetische Hautveränderungen. Sie können schmerzhaft sein und im Falle einer Kontraktur die Beweglichkeit von Gelenken erheblich einschränken. Aus diesem Grund ist eine Narbenkorrektur eine sinnvolle medizinische Maßnahme, die sowohl das Selbstbewusstsein als auch das Wohlbefinden positiv beeinflussen kann.
Literatur
- Petres J, Rompel R: Operative Dermatologie: Lehrbuch und Atlas. Springer Verlag 2006
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Therapie pathologischer Narben (hypertrophe Narben und Keloide). (AWMF-Registernummer: 013 - 030), März 2020 Langfassung