Kunsthaarimplantation (NIDO Kunsthaar)

Die Kunsthaarimplantation ist ein ästhetisches Verfahren, das bei Haarausfall einen Haarersatz zur Verfügung stellen kann. Alopecia (Haarausfall) ist ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild, da vor allem das psychische Wohlbefinden des Patienten darunter leidet. Das Selbstwertgefühl und die Zufriedenheit über das eigene Äußere haben einen maßgeblichen Einfluss auf das Wohlbefinden und das soziale Leben der Patienten. Dabei können sowohl Frauen als auch Männer betroffen sein. Die Kunsthaarimplantation stellt eine Alternative sowohl zur medikamentösen Behandlung (z. B. mit Minoxidil – Medikament, das den Haarwuchs anregen kann) als auch zur operativen Implantation von Echthaar bei Patienten, die z. B. nicht über genügend verpflanzbares Haar verfügen dar. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Methode der Kunsthaarimplantation.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Alopecia (Haarausfall)
  • Optische Mängel bei schütterem Haar, z. B. Geheimratsecken

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Allergien oder Überempfindlichkeit: Gegen die Materialien, aus denen die Kunsthaare hergestellt sind.
  • Aktive Kopfhautinfektionen: Wie Mykosen (Pilzerkrankungen) oder bakterielle Infektionen.
  • Autoimmunerkrankungen: Wie Lupus erythematodes, die das Risiko von Abstoßungsreaktionen erhöhen können.
  • Blutgerinnungsstörungen: Patienten mit Gerinnungsstörungen oder die Antikoagulantien (Blutverdünner) einnehmen, können ein erhöhtes Blutungsrisiko haben.
  • Vorbestehende entzündliche Kopfhauterkrankungen: Wie Psoriasis (Schuppenflechte) oder schwere seborrhoische Dermatitis.
  • Unrealistische Erwartungen: Patienten mit überzogenen Erwartungen hinsichtlich des Ergebnisses der Kunsthaarimplantation.

Vor der Operation

Vor der Operation sollte ein intensives Anamnesegespräch durchgeführt werden, das die Krankengeschichte und die Motivation zu dem Eingriff einschließt. Die Durchführung, eventuelle Nebenwirkungen und die Folgen der Operation sollten ausführlich erörtert werden. 
Beachte: Die Anforderungen der Aufklärung sind strenger als üblich, da Gerichte im Bereich der ästhetischen Chirurgie eine „schonungslose“ Aufklärung fordern.

Des Weiteren sollten Sie vor der Operation für die Dauer von sieben bis zehn Tagen weder Acetylsalicylsäure (ASS) noch Schlafmittel oder Alkohol zu sich nehmen. Sowohl Acetylsalicylsäure als auch andere Schmerzmittel verzögern die Blutgerinnung und können zu unerwünschten Blutungen führen.
Raucher sollten ihren Nikotinkonsum bereits vier Wochen vor dem Eingriff stark einschränken, um die Wundheilung nicht zu gefährden.

Das Operationsverfahren

Die Kunsthaare bestehen aus Polybuthylen-Terephtarat (PBT), einem chemischen Stoff, der den Kunsthaaren ein hohes Maß an Biegsamkeit und Reißfestigkeit verleiht. Ein häufig verwendetes Produkt sind die Kunsthaare des japanischen Unternehmens NIDO. Die Kunsthaare haben eine Länge von etwa 15 cm und sind in verschiedenen Farben verfügbar. Das Material wird außerdem auf dem medizinischen Fachgebiet der Gefäßchirurgie eingesetzt. Die Kunsthaare sind mit Kollagen beschichtet und der untere ist Teil mit Silberionen überzogen, die eine antibakterielle Wirkung erzielen. Der Durchmesser beträgt analog zum echten Haar 95 Nanometer. Weiterhin sind die Kunsthaare widerstandsfähig gegen Föhnhitze und andere alltägliche chemische Substanzen (Haarpflege-Produkte).

Die Behandlung erfolgt in Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung), in einer angenehmen Sitzposition. Nach der Betäubung wird mithilfe eines speziellen Implantationsgerätes (eine Art Stift, mit dem die Haare aufgefädelt und dann in die Kopfhaut eingebracht werden) jedes Haar einzeln implantiert. Dabei wird vor allem auf eine sterile Vorgehensweise geachtet. Die Implantation verursacht einen Stichkanal mit einem Durchmesser von 0,3 Millimeter und somit keine bzw. minimale Blutungen.

An einem Ende der Kunsthaare ist eine winzige Schlaufe, die in die Kopfhaut eingesetzt wird. Beim Einheilen wächst Bindegewebe durch diese Schlaufe, dadurch wird das Haar vor unbeabsichtigtem Auszupfen geschützt.

Die Behandlung dauert ca. 2-4 Stunden, je nach Anzahl der Kunsthaare. Pro Sitzung können 1 bis 3.000 Kunsthaare implantiert werden.

Weiterhin ist es möglich, eine Kunsthaarimplantation mit einer Eigenhaartransplantation zu kombinieren. Da die Kunsthaare nicht nachwachsen, sollten Sie erst zum Friseur gehen, wenn die übrigen Haare länger als 15 cm sind bzw. länger als die Länge der Kunsthaare.

Nach der Operation

Nach der Behandlung wird der Kopf noch gewaschen, und Sie können nach Hause gehen (oder in ein benachbartes Hotel). Am Folgetag und am Tag 3 wird die Kopfhaut kontrolliert. Der Patient erhält eine Broschüre mit Pflegetipps und den Nachsorgeplan bzw. wird durch den behandelnden Arzt entsprechend eingewiesen. Wie bei echten Haaren halten die Kunsthaare nicht ewig, mit einem Verlust von etwa 10-20 % pro Jahr ist zu rechnen. Ein Ersatz dieser Haare ist jederzeit problemlos möglich.

Mögliche Komplikationen

  • Abstoßungsreaktionen: Langfristig kann das Immunsystem die Kunsthaare als Fremdkörper erkennen und zu chronischen Entzündungsreaktionen führen.
  • Haarverlust: Kunsthaare haben eine begrenzte Lebensdauer und können mit der Zeit ausfallen.
  • Narbenbildung: Durch die Implantation können kleine Narben auf der Kopfhaut entstehen.
  • Änderungen der Haarstruktur: Die Textur und das Aussehen der Kunsthaare können sich im Laufe der Zeit ändern.

Literatur

  1. Altmeyer P: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Verlag 2005