Intimchirurgie

Die Intimchirurgie  (vaginale Rejuvenation) ist ein weites Gebiet, das sowohl durch funktionelle Indikationen als auch durch ästhetische Beweggründe geprägt ist. Neben den konventionellen gynäkologischen oder urologischen operativen Eingriffen am weiblichen bzw. männlichen Genitale, gibt es eine Reihe von ästhetischen Eingriffen auf dem Gebiet der plastischen Chirurgie. Mit der Veränderung der Einstellung zur individuellen Sexualität führt eine vorsichtige Enttabuisierung zur stetigen Entwicklung des Bereiches der Intimchirurgie.

Zielsetzung der Intimchirurgie

  • Verbesserung der Lebensqualität: Durch die Korrektur von körperlichen Unannehmlichkeiten oder Schmerzen, die durch angeborene Merkmale, Alterungsprozesse, Schwangerschaften oder Krankheiten wie Tumoren verursacht werden, strebt die Intimchirurgie danach, das tägliche Wohlbefinden und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
  • Steigerung des Selbstwertgefühls: Ästhetische Eingriffe können dazu beitragen, das Selbstbild zu verbessern, insbesondere wenn das Erscheinungsbild der Genitalien als Quelle von Scham oder psychischem Stress empfunden wird.
  • Wiederherstellung und Erhaltung der Funktion: Bei einigen Patienten können strukturelle Veränderungen der Genitalien die Funktion beeinträchtigen, beispielsweise beim Geschlechtsverkehr oder anderen körperlichen Aktivitäten. Operative Korrekturen können diese Funktionen wiederherstellen oder verbessern.
  • Ästhetische Korrekturen: Viele Eingriffe, wie die Labioplastik oder Penisverlängerungen, zielen darauf ab, das ästhetische Erscheinungsbild zu optimieren, was indirekt das psychologische Wohlbefinden und das intime Erleben der Patienten fördern kann.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Vor allem Frauen leiden oft unter den Veränderungen im Intimbereich. Ursachen für ein unansehnliches Genitale, das zu einer starken Belastung für die Psyche des Patienten führen kann, sind wie folgt:

  • Funktionelle Beeinträchtigungen
    • Schmerzen oder Beschwerden bei alltäglichen Aktivitäten und beim Geschlechtsverkehr, die durch anatomische Anomalien wie ungewöhnlich geformte oder vergrößerte Schamlippen verursacht werden.
  • Angeborene Anomalien
    • Große oder asymmetrische Schamlippen, die nicht nur ästhetische Bedenken hervorrufen, sondern auch funktionelle Probleme wie Schwierigkeiten bei der persönlichen Hygiene oder beim Tragen enger Kleidung.
  • Veränderungen durch Lebensereignisse
    • Schwangerschaften und Alterung können zu einer Erschlaffung des Gewebes führen, was zu einem unansehnlichen Erscheinungsbild und psychischem Stress führen kann.
    • Postoperative oder posttraumatische Veränderungen, wie sie nach Tumoroperationen auftreten können, erfordern oft rekonstruktive Maßnahmen zur Wiederherstellung sowohl der Funktion als auch der Ästhetik.
  • Psychologischer Leidensdruck
    • Ein erhebliches Maß an psychischem Stress aufgrund der Unzufriedenheit mit dem Aussehen des Genitalbereichs, das das Selbstwertgefühl und das intime Erleben stark beeinflussen kann.

Die Veränderungen in Intimbereich gehen mit einer ständigen Beeinträchtigung im Alltagsleben einher: Schmerzen bei Tätigkeiten wie Fahrrad fahren oder das Tragen von enger Bekleidung bzw. von Schwimmkleidung ist nicht möglich. Neben dem Alltag ist sehr häufig auch das Sexualleben erheblich beeinträchtigt. Neben Frauen sind auch Männer betroffen, dabei handelt es sich meist um Konflikte bzw. Stigmatisierungen, die durch ein kleines, als unzureichend empfundenes Genitale (z. B. ein zu kleiner Penis) hervorgerufen werden und zur starken psychischen Belastung werden können.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Psychische Instabilität oder unrealistische Erwartungen: Patienten mit psychischen Erkrankungen oder überzogenen Erwartungen an das Ergebnis.
  • Akute Infektionen im Genitalbereich: Wie Pilz- oder bakterielle Infektionen.
  • Schwere systemische Erkrankungen: Die den Heilungsprozess beeinträchtigen könnten.
  • Unkontrollierte Diabetes oder Blutgerinnungsstörungen: Diese Zustände können das Risiko für Komplikationen erhöhen.
  • Schwangerschaft oder Stillzeit: In diesen Phasen werden ästhetische Eingriffe im Intimbereich in der Regel nicht empfohlen.
  • Vorangegangene Operationen oder Bestrahlungen im Bereich: Die zu Narbenbildung oder veränderten Gewebeverhältnissen geführt haben.

Vor der Operation

Vor der Operation sollte ein intensives Anamnesegespräch durchgeführt werden, das die Krankengeschichte und die Motivation zu dem Eingriff einschließt. Die Durchführung, eventuelle Nebenwirkungen und die Folgen der Operation sollten ausführlich erörtert werden.
Die Patientin sollte auch darauf hingewiesen werden, dass Männer der Genitalregion deutlich weniger kritisch gegenüberstehen und eigentlich fast jede Vulva erotisch finden.
Beachte: Die Anforderungen der Aufklärung sind strenger als üblich, da Gerichte im Bereich der ästhetischen Chirurgie eine „schonungslose“ Aufklärung fordern.

Des Weiteren sollten Sie vor der Operation für die Dauer von sieben bis zehn Tagen weder Acetylsalicylsäure (ASS) noch Schlafmittel oder Alkohol zu sich nehmen. Sowohl Acetylsalicylsäure als auch andere Schmerzmittel verzögern die Blutgerinnung und können zu unerwünschten Blutungen führen.
Raucher sollten ihren Nikotinkonsum bereits vier Wochen vor dem Eingriff stark einschränken, um die Wundheilung nicht zu gefährden.

Das Verfahren

Im Folgenden wird eine kurze Zusammenfassung unterschiedlicher operativer Eingriffe aus dem Bereich der Intimchirurgie gegeben, um einen Einblick in die Thematik zu gewinnen. Es werden verschiedene Operationen genannt und charakterisiert.

Ästhetische Eingriffe am weiblichen Genitale:

  • Labioplastik (Labiaplastik; Schamlippenkorrektur) – Durch verschiedene Gründe wie z. B. altersbedingt oder durch eine Bindegewebsschwäche kann es zu Veränderungen der Schamlippen kommen. Natürlicherweise bedecken die äußeren Schamlippen die inneren Schamlippen, ragen die inneren Schamlippen über die äußeren oder sind die äußeren Schamlippen erschlafft, erhöht sich das Risiko von Infektionen. Außerdem sind Schmerzen möglich. Diesem Prozess kann mit einer Schamlippenverkleinerung oder einer Schamlippenvergrößerung begegnet werden.
  • Labienreduktion (Schamlippenverkleinerung) – Diese Operation kann unter Lokalanästhesie durchgeführt werden und dient der Korrektur innerer Schamlippen, die vergrößert sind bzw. über die äußeren Schamlippen hinausragen.
  • Augmentation der Labien (Schamlippenvergrößerung) – Durch Implantation von körpereigenem Fett werden meist die äußeren Schamlippen vergrößert, falls diese die inneren Schamlippen nicht überdecken.
  • Liposuktion am Venushügel – Ein sehr ausgeprägter Schamhügel kann durch Fettabsaugung in diesem Bereich korrigiert werden.
  • Korrektur der Klitoris – Bei Vergrößerung der Klitorisvorhaut kann diese verkleinert werden.
  • Vaginalverengung (Scheidenverengung) – Durch verschiedene Prozesse, vor allem aber durch Schwangerschaften, kann die Vagina stark laxiert (gedehnt bzw. überdehnt) sein. Durch Raffung/Readaption/Rekonstruktion der subepithelialen Faszienstrukturen ("Scheidenraffung") kann das sexuelle Empfinden verbessert werden.
  • Hymen-Rekonstruktion – Wiederherstellung des Hymens (Jungfernhäutchen)
  • Rekonstruktive, plastische Eingriffen nach Verletzungen, Tumoren oder anderweitigen Veränderungen

Ästhetische Eingriffe am männlichen Genitale:

  • Zirkumzision – Dieser Begriff bezeichnet die Beschneidung der Vorhaut, die sowohl aus rituellen Gründen als auch aus medizinischen Gründen (z. B. bei einer Phimose/Vorhautverengung) durchgeführt wird.
  • Penisvergrößerung/Penisverlängerung – Hierbei handelt es sich um ein umstrittenes Verfahren, das einen Längengewinn von ca. 2-3 cm erreicht.

Hier nicht aufgeführt sind Operationen zum Zwecke der Geschlechtsumwandlung bei transsexuellen Menschen.

Anästhesieverfahren: Lokalanästhesie (örtliche Betäubung)/Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)
Operationsdauer: 1-3 Stunden

Nach der Operation

Nach einer intimchirurgischen Operation ist eine angemessene Nachsorge entscheidend für eine erfolgreiche Heilung und das Erreichen des gewünschten Ergebnisses. Hier sind die wichtigsten Aspekte, die Patienten nach solchen Eingriffen beachten sollten:

Direkt nach der Operation

  • Ruhe und Erholung: Unmittelbar nach dem Eingriff ist es wichtig, sich auszuruhen und körperliche Anstrengungen zu vermeiden.
  • Kühlung: Bei Schwellungen kann vorsichtiges Kühlen des Operationsgebiets hilfreich sein.
  • Schmerzmanagement: Schmerzmittel können nach Anweisung des Arztes eingenommen werden, um Beschwerden zu lindern.
  • Hygiene: Besondere Aufmerksamkeit sollte auf die Hygiene im Operationsbereich gelegt werden, um Infektionen zu vermeiden.

In den ersten Tagen bis Wochen

  • Vermeidung von Druck und Reibung: Direkter Druck oder Reibung im Operationsgebiet sollte vermieden werden, um Irritationen und Störungen der Wundheilung zu verhindern.
  • Tragen von spezieller Unterwäsche: Oft wird empfohlen, unterstützende oder kompressive Unterwäsche zu tragen, um Schwellungen zu reduzieren und die Heilung zu unterstützen.
  • Kontrolle von Schwellungen und Blutergüssen: Diese sind normal, sollten aber im Laufe der Zeit abklingen.
  • Vermeidung von Geschlechtsverkehr und intensiver körperlicher Aktivität: Bis zur vollständigen Heilung sollten sexuelle Aktivitäten und intensive körperliche Anstrengungen vermieden werden.

Langfristige Nachsorge

  • Nachuntersuchungen: Regelmäßige Kontrollen beim Arzt sind wichtig, um den Heilungsverlauf zu überwachen.
  • Beachtung von Veränderungen: Bei Anzeichen von Infektionen oder anderen Komplikationen sollte sofort ein Arzt kontaktiert werden.
  • Geduld mit dem Endergebnis: Das endgültige Ergebnis der Operation kann erst beurteilt werden, wenn die vollständige Heilung abgeschlossen ist, was mehrere Wochen bis Monate dauern kann.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Blutungen und Hämatome: Auftreten von Blutungen oder Blutergüssen im Operationsgebiet.
  • Infektionen: Risiko von bakteriellen Infektionen im operierten Bereich.
  • Schmerzen und Schwellungen: Häufig in den ersten Tagen nach dem Eingriff.
  • Wundheilungsstörungen: Verzögerte Heilung oder Wunddehiszenz (Auseinanderweichen von Wundrändern).

Spätkomplikationen

  • Narbenbildung: Sichtbare oder störende Narben im Genitalbereich.
  • Sensibilitätsstörungen: Veränderte Empfindlichkeit im Operationsbereich.
  • Ästhetisch unbefriedigende Ergebnisse: Asymmetrien oder nicht den Erwartungen entsprechende Ergebnisse.
  • Sexuelle Funktionsstörungen: Verändertes sexuelles Empfinden oder Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr.
  • Psychische Belastung: Insbesondere, wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen entspricht.

Ihr Nutzen

Die Intimchirurgie stellt eine Möglichkeit zur Korrektur psychisch belastender Veränderungen der Geschlechtsorgane dar. Allerdings sollte so einem Eingriff immer eine kritische Auseinandersetzung mit der Notwendigkeit und dem Nutzen vorausgehen.