Tinnitus – Operative Therapie

1. Ordnung

Die operative Behandlung von Tinnitus wird in ausgewählten Fällen durchgeführt, wenn der Tinnitus mit spezifischen pathologischen Veränderungen assoziiert ist. Folgende operative Verfahren kommen hierbei infrage:

Stapesplastik (Mittelohroperationen mit Einsetzen einer Gehörknöchelchenprothese)

  • Indikation:
    • Patienten mit Otosklerose oder anderen Erkrankungen des Steigbügels, die zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit führen und sekundären Tinnitus verursachen.
  • Verfahren:
    • Entfernung des fixierten Steigbügels und Einsatz einer Prothese zur Wiederherstellung der Schallübertragung.
  • Ergebnisse:
    • In bis zu 80 % der Fälle Tinnitusreduktion oder -auflösung.

Cochlea-Implantation (Cochlea-Implantat)

  • Indikation:
    • Hochgradige sensorineurale Schwerhörigkeit, vollständige Ertaubung oder nicht mehr ausreichend funktionierende Hörnerven mit assoziiertem Tinnitus.
  • Verfahren:
    • Elektronische Stimulation des Hörnervs durch ein implantiertes Gerät.
  • Ergebnisse:
    • Signifikante Reduktion des Tinnitus bei über 70 % der Patienten.
Gefäßchirurgie bei Gefäßmissbildungen
  • Indikation:
    • Objektiver (pulsierender) Tinnitus durch vaskuläre Pathologien wie arteriovenöse Fisteln, Glomustumoren oder Sinusvenenthrombosen.
  • Verfahren:
    • Entfernung vaskulärer Tumoren (Gefäßtumoren), endovaskuläre Embolisation oder Gefäßrekonstruktion.
  • Ergebnisse:
    • Hohe Erfolgsraten mit oft vollständiger Tinnitusauflösung.

Tympanoplastik (Rekonstruktive Mittelohroperation)

  • Indikation:
    • Chronische Mittelohrerkrankungen wie Trommelfelldefekte oder chronische Otitis media (Mittelohrentzündung), die mit einem Tinnitus assoziiert sind.
  • Verfahren:
    • Rekonstruktion des Trommelfells und/oder der Gehörknöchelchenkette zur Verbesserung der Schallübertragung und zur Reduktion der Mittelohrpathologie.
  • Ergebnisse:
    • Reduktion von Schallleitungstinnitus in bis zu 70 % der Fälle.

Mikrovaskuläre Dekompression

  • Indikation:
    • Neurovaskuläre Konflikte, insbesondere zwischen Hirnnerven (z. B. Nervus cochlearis) und Blutgefäßen, die zu einem subjektiven oder pulsierenden Tinnitus führen.
  • Verfahren:
    • Operative Trennung der betroffenen Gefäße vom Hörnerv durch Implantation eines Teflonpolsters oder einer anderen Dekompressionstechnik.
  • Ergebnisse:
    • Linderung des Tinnitus in über 60 % der Fälle.

Implantierbare Hörgeräte (Bone-Anchored Hearing Aid, BAHA)

  • Indikation:
    • Patienten mit einseitiger Taubheit und Tinnitus auf der tauben Seite (z. B. nach Akustikusneurinom oder bei sensorineuralem Hörverlust).
  • Verfahren:
    • Implantation eines knochenverankerten Hörsystems, das Schallsignale über den Schädelknochen auf die gegenüberliegende Seite leitet.
  • Ergebnisse:
    • Verbesserung der Hörwahrnehmung und Tinnitusreduktion bei einer hohen Patientenzufriedenheit.

Neurochirurgische Verfahren bei Tumoren

  • Indikation:
    • Tinnitus infolge von Hirnstammtumoren, Akustikusneurinomen oder anderen raumfordernden Prozessen im Bereich des Hör- und Gleichgewichtsnervs.
  • Verfahren:
    • Tumorresektion oder stereotaktische Radiotherapie (z. B. Gamma-Knife-Therapie).
  • Ergebnisse:
    • Beseitigung des Tinnitus möglich, abhängig von der Nervenintegrität und dem chirurgischen Ergebnis.

Laserbasierte Therapien

  • Indikation:
    • Experimentell: Tinnitus durch Innenohrdegeneration oder -durchblutungsstörungen.
  • Verfahren:
    • Low-Level-Laser-Therapie (LLLT) zur Förderung der Mikrozirkulation im Innenohr.
  • Ergebnisse:
    • Wirksamkeit kontrovers; Studien zeigen gemischte Ergebnisse.