Morbus Menière – Einleitung

Der Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die durch wiederkehrende Anfälle von Drehschwindel, Tinnitus (Ohrgeräusche) und einer vorübergehenden oder dauerhaften Hypakusis (Hörminderung) gekennzeichnet ist. Diese Symptome resultieren aus einem endolymphatischen Hydrops, einer übermäßigen Ansammlung von Endolymphe im Innenohr, verursacht durch eine Störung der Rückresorption dieser Flüssigkeit.

Synonyme und ICD-10: Angioneurotische Oktavuskrise; Angiopathia labyrinthica; Endolymphatischer Hydrops; Labyrinthhydrops; Labyrinth-Vertigo; Menière-Krankheit; Menière-Schwindel; Menière-Symptomenkomplex; Menière-Syndrom; Menièresches Syndrom; Menière-Vertigo; Vestibularis-Syndrom; ICD-10-GM H81.0: Menière-Krankheit

Bei der Erkrankung kommt es zur Bildung eines endolymphatischen Hydrops (vermehrtes Auftreten von Wasser beziehungsweise seröser Flüssigkeit) durch eine Rückresorptionsstörung der Endolymphe (kaliumreich) im Innenohr. Beim M. Menière sollte deshalb als eine hydropische Innenohrerkrankung bezeichnet werden [1].

Anatomie und Funktionen

Beim Morbus Menière kommt es zur Störung der Funktion des Innenohrs, insbesondere des endolymphatischen Systems, welches für das Gleichgewicht und das Hören entscheidend ist. Der Innenohrbereich, der als Labyrinth bezeichnet wird, besteht aus einem knöchernen und einem membranösen Teil. Innerhalb des membranösen Labyrinths zirkuliert die Endolymphe, eine kaliumreiche Flüssigkeit, die für das Funktionieren des Gleichgewichtsorgans und der Cochlea (Hörschnecke) essenziell ist. Die Dysfunktion des Endolymphsystems führt zu den typischen Symptomen der Erkrankung.

Charakteristische Laborbefunde

  • Audiometrie: Hörverlust, insbesondere im Tieftonbereich, kann festgestellt werden.
  • Vestibuläre Funktionsprüfung: Hinweise auf vestibuläre Dysfunktion.
  • Bildgebung: MRI zur Ausschlussdiagnose von anderen Erkrankungen wie Tumoren des Innenohrs.

Formen der Erkrankung

  • Klassischer Morbus Menière: Betrifft typischerweise nur ein Ohr, zeigt jedoch die volle Symptomtrias (Drehschwindel, Tinnitus (Ohrgeräusche), Hypakusis (Hörminderung).
  • Bilateraler Morbus Menière: Betrifft beide Ohren, oft im späteren Verlauf der Krankheit.
  • Cochleäre Menière: Überwiegend oder ausschließlich Symptome im Bereich des Hörens (Tinnitus, Hypakusis).
  • Vestibuläre Menière: Überwiegend oder ausschließlich Schwindelsymptome ohne deutliche Hörminderung.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Allerdings ist die Studienlage in vielen Fällen widersprüchlich.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens des Morbus Menière liegt zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr.

Lebenszeitprävalenz (Krankheitshäufigkeit während des gesamten Lebens): Diese liegt bei 0,5 % (in Deutschland).

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Diese beträgt ca. 1 Erkrankung pro 1.000 Einwohner pro Jahr (in den Industrieländern).

Verlauf und Prognose

Verlauf

Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs, die durch plötzliche Anfälle von Drehschwindel, Hypakusis (Hörminderung) und Tinnitus (Ohrgeräusche) gekennzeichnet ist. Die Erkrankung resultiert aus einem endolymphatischen Hydrops, einer übermäßigen Ansammlung von Endolymphe (wässrige Körperflüssigkeit) im Innenohr, die durch eine Rückresorptionsstörung der Flüssigkeit verursacht wird.

Anfänglich betrifft Morbus Menière meist nur ein Ohr. Im Verlauf der Erkrankung kann jedoch auch das andere Ohr betroffen sein. Die Häufigkeit und Intensität der Anfälle sind unvorhersehbar: Während einige Patienten wöchentlich mehrere Anfälle erleben, haben andere nur einige Anfälle pro Jahr. Zwischen den Anfällen können Monate oder sogar Jahre symptomfrei verlaufen. Im Laufe der Jahre kann es bei vielen Betroffenen zu einer fortschreitenden Hypakusis kommen.

Prognose

Die Prognose von Morbus Menière ist variabel und hängt von der individuellen Ausprägung und dem Verlauf der Erkrankung ab. Obwohl die Erkrankung chronisch ist und sich über viele Jahre hinziehen kann, ist sie nicht lebensbedrohlich. Die Schwere der Symptome kann im Laufe der Zeit schwanken. Einige Patienten finden Linderung durch medikamentöse und physikalische Therapien, während bei anderen die Symptome persistieren und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.

In schweren Fällen kann eine operative Behandlung in Erwägung gezogen werden, um die Schwindelanfälle zu reduzieren. Es ist wichtig, dass die Patienten regelmäßig von einem HNO-Arzt überwacht werden, um den Verlauf der Erkrankung zu verfolgen und die Therapie entsprechend anzupassen.

Literatur

  1. Gürkov R et al.: Clinical manifestations of hydropic ear disease (Menière's). Eur Arch Otorhinolaryngol. 2018.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Vestibuläre Funktionsstörungen. (AWMF-Registernummer: 017 - 078), März 2021 Langfassung