Morbus Menière – Differentialdiagnosen

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Zervikalsyndrom – Syndrom der Halswirbelsäule mit Nervenkompression/-schädigung

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Akustikusneurinom (AKN) – gutartiger Tumor, der von den Schwanńschen Zellen des vestibulären Anteils des VIII. Hirnnerven, dem Hör- und Gleichgewichtsnerven (Nervus vestibulocochlearis), ausgeht und im Kleinhirnbrückenwinkel oder im inneren Gehörgang gelegen ist. Das Akustikusneurinom ist der häufigste Kleinhirnbrückenwinkeltumor. Mehr als 95 % aller AKN sind einseitig. Bei Vorliegen von Neurofibromatose Typ 2 tritt das Akustikusneurinom hingegen typischerweise beidseitig auf.
  • Kleinhirnbrückenwinkeltumor, nicht näher bezeichnet

Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)

  • Hörsturz
  • Lermoyez-Syndrom – seltenes Krankheitsbild des Innenohres mit anfallsartigem Charakter, das von einigen Autoren wird es als eine Sonderform der Menierschen Erkrankung und nicht als eigenständige Erkrankung angesehen wird

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Multiple Sklerose (MS)
  • Neuronitis vestibularis – Entzündung des Nervus vestibularis, die zu einer Störung des Gleichgewichtsorgans mit akutem Schwindel und Erbrechen führt
  • Subclavian-Steal-Syndrom (Vertebralisanzapfsyndrom) – gehört zu den sogenannten Anzapfphänomenen (Steal-Syndromen) und bezeichnet Blutdruckabsenkungen oder -schwankungen distal von vorübergehenden oder nicht vollständigen Stenosen (Gefäßverschlüssen) der Arteria subclavia (Schultergürtelarterie) noch vor dem Abgang der Arteria vertebralis
  • Vestibuläre Migräne (VM) – attackenförmig auftretender Schwindel, mit Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen) (mehrere Minuten bis zu einer halben Stunde); anschließend halbseitige Kopfschmerzen und den typischen Migräne-Begleitsymptomen (z. B. Licht- und Lärmempfindlichkeit) und Verschlechterung bei körperlicher Belastung
    Das Auftreten nachfolgender Symptome unterscheidet sich in den beiden Gruppen statistisch signifikant voneinander: Tinnitus (98 % der Patienten mit Morbus Menière (MM) vs. 62 % bei Patienten mit VD), Hörverlust (90 % vs. 43 %), Phonophobie/
    Angst vor bestimmten Geräuschen bzw. Überempfindlichkeit bei Geräuschen (10 % vs. 43 %), Photophobie/Lichtscheu (8 % vs. 43 %), Migräne-Symptome (14 % vs. 68 %). In der MRT des Innenohrs nach transtympanaler Injektion von Gadolinium zeigt sich beim MM häufig ein endolymphatischen Hydrops (übermäßige Ansammlung von Endolymphe in der Hörschnecke oder im Vestibularapparat), bei VM dagegen eher selten [1].
  • Vertebrobasiläre Insuffizienz – verminderten Blutfluss durch die Arteria vertebralis und die Arteria basilaris.
  • Wallenberg-Syndrom (Synonyme: Hirnstammsyndrom, Dorsolaterales Medulla-oblongata-Syndrom oder Arteria-cerebellaris-inferior-posterior-Syndrom; engl. PICA Syndrom) – besondere Form des Apoplex (Schlaganfall)
  • Zerebrale Durchblutungsstörungen, nicht näher bezeichnet

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Caisson-Krankheit (Synonyme: Dekompressionskrankheit, Pressluftkrankheit; engl.: decompression sickness (DCS), decompression illness, DCI) – entsteht durch zu schnelle Druckentlastung beim Auftauchen eines Tauchers aus der Tiefe
  • Kinetose (Synonyme: Bewegungs-/Reise-/Seekrankheit)

Literatur

  1. Xiao H et al.: Differentiating Meniere’s Disease and Vestibular Migraine: Insights from Gadolinium-Enhanced Magnetic resonance imaging and Clinical Features. Laryngoscope 2023; https://doi.org/10.1002/lary.30858