Mittelohrentzündung (Otitis media) – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Eventuell kann Wärme am Ohr gut tun, beispielsweise durch eine Infrarotlampe
- Beachtung der allgemeinen Hygienemaßnahmen!
- Beim Auftreten von Fieber:
- Bettruhe und körperliche Schonung (auch bei nur geringem Fieber)
- Fieber unter 38.5 °C muss nicht unbedingt behandelt werden!
(Ausnahmen: Kinder, die zu Fieberkrämpfen neigen; alte, geschwächte Menschen; Patienten mit einem geschwächten Immunsystem) - Bei Fieber ab 39 °C können Wadenwickel helfen, die Temperatur zu senken, was oft zu einer Verbesserung des Befindens führt.
- Nach dem Fieber noch einen fieberfreien Tag Schonung, ggf. auch länger (überwiegend Bettruhe und im Haus bleiben).
- Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) inkl. Passivrauchen
- Alkoholrestriktion (Verzicht auf Alkohol)
Operative Therapie
- Parazentese: Wenn eine Otitis media (Mittelohrentzündung) nicht richtig ausheilt oder immer wieder auftritt, kann sich Flüssigkeit im Mittelohr ansammeln. Durch diesen Erguss in der Paukenhöhle wird die Hörleistung unter Umständen gemindert. Bleibt diese Hörminderung über einen längeren Zeitraum bestehen, kann sich das bei kleinen Kindern negativ auf den Spracherwerb auswirken. Zudem führen rezidivierende (wiederkehrend) Ergüsse oft zu chronischen Mittelohrentzündungen im Erwachsenenalter.
Durch eine Parazentese (kleiner Schnitt im Trommelfell) kann die Ergussflüssigkeit abgesaugt werden, sodass das Mittelohr wieder besser belüftet wird. - Bei chronisch-rezidivierenden Ergüssen Einlage von sogenannten Paukenröhrchen/Drainageröhrchen (Synonyme: Paukenröhrchen; Paukendrainage) aus Kunststoff, Titan oder Gold; dadurch wird das Trommelfell nach außen offengehalten und belüftet.
- In einer Studie wurde bei Säuglingen die Häufigkeit von Episoden einer akuten Otitis media nach Behandlung mit Paukenröhrchen versus systemisch verabreichten Antibiotika verglichen. Innerhalb von zwei Jahren wurde die Rate der erneut aufgetretenen akuten Otitiden verglichen; der Unterschied war nicht signifikant [1].
Impfungen
Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:
- Grippe-Impfung
- Pneumokokken-Impfung
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen
Ernährungsmedizin
- Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen während der Erkrankung:
- Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme! Da es im Verlauf einer fieberhaften Erkrankung zu starken Flüssigkeitsverlusten kommt, sollte die Flüssigkeitsaufnahme bei nieren- und herzgesunden Erwachsenen nach folgender Faustregel erfolgen: bei jedem Grad Körpertemperatur über 37 °C zusätzlich 0,5-1 Liter pro °C. Am besten geeignet sind Tees.
- Bei fieberhaften Erkrankungen empfiehlt sich eine leichte Vollkost. Im Rahmen dieser Ernährung sollte auf folgende Lebensmittel und Zubereitungsverfahren verzichtet werden, da sie erfahrungsgemäß häufig Beschwerden verursachen:
- voluminöse und fettreiche Mahlzeiten
- Hülsenfrüchte und Gemüse wie Weißkohl, Grünkohl, Paprika, Sauerkraut, Lauch, Zwiebeln, Wirsing, Pilze
- rohes Stein- und Kernobst
- frisches Brot, Vollkornbrot
- hartgekochte Eier
- kohlensäurehaltige Getränke
- frittierte, panierte, geräucherte, sehr stark gewürzte oder sehr süße Lebensmittel
- zu kalte bzw. zu heiße Lebensmittel
- Auf Grund des Fiebers kann es zu einem Mangel an Vitamin C kommen. Zudem ist Vitamin C wichtig für das Immunsystem. Vitamin C-reiche Lebensmittel sind Gemüse wie Spinat und Obst (Apfelsinen, Erdbeeren, Kiwis, Johannisbeeren), die zudem während einer Infektion gut vertragen werden.
- Nach der Genesung ggf. Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
- Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können. - Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.
Komplementäre Behandlungsmethoden
- Nasenballon – Methode zur Belüftung des Paukenhöhle mittels eines Otovent-Ballons; empfohlen u.a. in der Leitlinie “Seromukotympanum” der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Literatur
- Hoberman A et al.: Tympanostomy Tubes or Medical Management for Recurrent Acute Otitis Media. N Engl J Med 2021; 384:1789-1799 doi: 10.1056/NEJMoa2027278
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Seromukotympanum. (AWMF-Registernummer: 017-004), Oktober 2018. Langfassung