Mittelohrentzündung (Otitis media) – Prävention
Zur Prävention der Otitis media (Mittelohrentzündung) muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) und Passivrauchen – Rauchexposition erhöht signifikant das Risiko für eine Otitis media bei Kindern.
- Kontakt mit vielen Menschen
- Der Aufenthalt in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten kann die Infektionsgefahr erhöhen. Dennoch ist dies kein Grund, Kinder dauerhaft von sozialen Kontakten fernzuhalten.
- Laktation
- Stillen in den ersten drei Lebensmonaten ist essenziell für den Aufbau eines gut funktionierenden Immunsystems und senkt das Risiko für Mittelohrentzündungen.
- Hygiene
- Unzureichende Handhygiene kann die Übertragung von Erregern begünstigen.
Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)
- Luftqualität
- Belastung durch Rauch, Staub und trockene Luft erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Infektion der oberen Atemwege, die in eine Otitis media übergehen kann.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Stillen
- Exklusives Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten kann das Risiko einer Otitis media signifikant reduzieren [2].
- Vermeidung von Tabakrauchexposition
- Kinder sollten nicht Zigarettenrauch ausgesetzt werden [2, 3].
- Impfungen
- Haemophilus influenzae-Impfung – Reduziert das Risiko von bakteriellen Infektionen, die zu einer Otitis media führen können.
- Influenza-Impfung (Grippe-Impfung) – Kinder, die gegen Influenza geimpft sind, erkranken um durchschnittlich 20 % seltener an einer akuten Otitis media [4].
- Pneumokokken-Impfung – Reduziert signifikant die Inzidenz von Otitis media und die Notwendigkeit von Paukenröhrchen [1].
- Vermeidung von Schnullern und Saugflaschen
- Der Verzicht auf diese Hilfsmittel kann das Risiko für Mittelohrentzündungen senken [S2k-Leitlinie].
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, eine frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung von Otitis media zu ermöglichen, um Komplikationen zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Otoskopie – Untersuchung des Trommelfells zur Erkennung von Entzündungen.
- Hörtests – Zur Erkennung von Hörverlust infolge einer Mittelohrentzündung.
- Medikamentöse Behandlung
- Antibiotika – In schweren Fällen oder bei chronischer Otitis media erforderlich.
- Schmerzmittel – Zur Linderung von Beschwerden.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- Chirurgische Maßnahmen
- Einlage von Paukenröhrchen – Bei wiederkehrenden Mittelohrentzündungen kann dies die Belüftung des Mittelohrs verbessern.
- Adenotomie (Entfernung der Rachenmandeln) – Kann in Kombination mit Paukenröhrchen notwendig sein, um chronische Entzündungen zu behandeln.
- Langzeittherapie und Nachsorge
- Hörgeräteversorgung – Bei bleibenden Hörverlusten erforderlich.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen – Zur Überwachung des Krankheitsverlaufs und Verhinderung von Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung).
Literatur
- Poehling KA, Szilagyi PG, Grijalva CG, Martin SW, LaFleur B, Mitchel E, Barth RD, Nuorti JP, Griffin MR: Reduction of frequent otitis media and pressure-equalizing tube insertions in children after introduction of pneumococcal conjugate vaccine. Pediatrics. 2007 Apr;119(4):707-15.
- Paradise JL, Rockette HE, Colborn DK, et al.: Otitis media in 2253 Pittsburgh-area infants: prevalence and risk factors during the first two years of life. Pediatrics 1997; 99: 318-33.
- Alpert HR, Behm I, Connolly GN, Kabir Z: Smoke-free households with children and decreasing rates of paediatric clinical encounters for otitis media in the United States. Tob Control 2011; 20: 207-11.
- Norhayati MN, Ho JJ, Azman MY (2015) Influenza vaccines for preventing acute otitis media in infants and children. Cochrane Database Syst Rev 3:CD010089
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Ohrenschmerzen. (AWMF-Registernummer: 053-009), November 2014. Langfassung