Lärmtrauma – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beim Lärmtrauma kommt es verschiedene äußere Einflüsse wie Knall oder Explosion zu einer Schädigung der Haarzellen des Corti-Organs (Cortisches Organ; Bezeichnung für die Schnittstelle zwischen den akustischen mechanischen Schwingungen und den Nervensignalen in der Schnecke des Innenohrs).
Beim Überschreiten der Adaptationfähigkeit des Ohres kommt es zu einem Tonschwelleschwund, der vorübergehend oder bleibend sein kann.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Berufe – Berufe mit Aufenthalt in sehr lauter Umgebung

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Drogenkonsum
    • GHB (4-Hydroxybutansäure, veraltet auch Gamma-Hydroxy-Butansäure oder Gamma-Hydroxy-Buttersäure; "Liquid Ecstasy")
  • Aufenthalt in sehr lauter Umgebung

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Stumpfes Schädeltrauma

Medikamente (ototoxische Arzneimittel/ototoxische (gehörschädigende) Medikamente)

  • Analgetika (Schmerzmittel)
    • Nicht-steroidale Antiphlogistika (NSAID): Acetylsalicylsäure (ASS) [Hörschaden: > 1,95 g, dosisabhängig und reversibel nach kurzer Zeit [1]; Hörstörungen: > 10 g/d; Ohrgeräusche: ab 6-8 g]; Salicylate (Innenohrschwerhörigkeit)
  • Antibiotika
    • Aminoglycosidantibiotika (Aminoglykoside; Störungen besonders im Bereich der höheren Frequenzen) – Amikazin, Gentamycin (Gentamicin), Kanamycin, Neomycin, Netilmicin, Paromomycin, Streptomycin, Tobramycin
    • Glykopeptid-Antibiotika (Vancomycin, Teicoplanin)
    • Gyrasehemmer (Ciprofloxacin, Ofloxacin)
    • Makrolide (Störungen im Bereich des kompletten Frequenzspektrums) – Azithromycin, Erythromycin, Clarithromycin
  • Anti-Malaria-Mittel wie Chloroquin oder Chinin (Chininalkaloide)
  • Antikonvulsiva wie Carbamazepin, Phenytoin, Streptomycin
  • Diuretika (entwässernde Medikamente)
    • Carboanhydrasehemmer (Acetazolamid)
    • Schleifendiuretika (Bumetanid; Etacrysäure; Furosemid – hier tritt die Nebenwirkung vor allem bei schneller intravenöser Injektion bei gleichzeitig bestehender Niereninsuffizienz auf)
  • Phosphodiesterase-5-Hemmer (Avanafil, Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil)  
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – Omeprazol
  • Thalidomidschäden durch Einnahme des Medikaments Contergan® in den 1960er Jahren
  • Zytostatika wie Cisplatin, Carboplatin, Bleomycin, Vincristin

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Explosionstrauma
  • Lärm – so besteht bei konstantem oder jahrelangem Schallpegel von 85 dB(A) die Gefahr der Lärmschwerhörigkeit; auch kurzzeitiger starker Lärm wie laute Diskomusik (110 dB) sollte vermieden werden; unten den anerkannten Berufskrankheiten (Berufskrankheiten-Liste; BK-Liste) ist die Lärmschwerhörigkeit mit ca. 40 % die häufigste Berufserkrankung
  • Gewerbliche Stoffe wie Arsen, Blei, Cadmium, Quecksilber, Zinn; Kohlenmonoxid; Fluorkohlenstoffverbindungen; Schwefelkohlenstoff; Kohlenstoffdisulfid; Styrol; Tetrachlorkohlenstoffverbindungen; Toluol; Trichlorethylen; Xylol

Literatur

  1. Kyle ME et al.: Ubiquitous Aspirin A Systematic Review of Its Impact on Sensorineural Hearing Loss. Otolaryngol Head Neck Surg October 30, 2014, doi: 10.1177/0194599814553930