Hörverlust (Hypakusis) – Operative Therapie

Der Hörverlust (Hypakusis, Schwerhörigkeit) kann verschiedene Ursachen haben und wird in Schallleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit und kombinierte Schwerhörigkeit unterteilt. Die operative Therapie richtet sich nach der Ursache und der Schwere des Hörverlusts.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Schallleitungsschwerhörigkeit infolge von Mittelohrerkrankungen (Erkrankungen des Mittelohres), Trommelfelldefekten oder Gehörknöchelchenschäden.
  • Schallempfindungsschwerhörigkeit bei fortgeschrittenem sensorineuralen Hörverlust (Hörverlust durch Schädigung der Haarsinneszellen oder des Hörnervs), insbesondere wenn Hörgeräte keine ausreichende Verbesserung mehr erzielen.
  • Angeborene oder erworbene beidseitige Taubheit (vollständiger Hörverlust auf beiden Ohren), insbesondere wenn eine frühzeitige Intervention erforderlich ist.
  • Otosklerose (Verknöcherung im Bereich des Innenohres) mit zunehmender Fixation der Steigbügelfußplatte.
  • Hörverlust nach Trauma (Verletzung) oder Otitis media (Mittelohrentzündung), insbesondere mit Persistenz nach adäquater konservativer Therapie.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Ohrinfektionen (akute Entzündungen des Ohres), die eine operative Versorgung verzögern können.
  • Fehlende cochleäre Strukturen (Fehlen der Hörschnecke) oder schwere retrocochleäre Läsionen (Schädigungen des Hörnervs oder des Hirnstamms), die eine Cochlea-Implantation unmöglich machen.
  • Schwere neurologische oder kognitive Einschränkungen (starke geistige oder neurologische Beeinträchtigungen), die eine erfolgreiche Rehabilitationsphase verhindern.

Operationsverfahren

1. Ordnung: Operationsverfahren zur Rekonstruktion des Schallleitungsapparats

  • Tympanoplastik (Wiederherstellung des Trommelfells und/oder der Gehörknöchelchenkette) – Verbesserung der Schallleitung durch Rekonstruktion des Trommelfells oder der Gehörknöchelchen.
    • Indikation: Schallleitungsschwerhörigkeiten aufgrund von chronischer Otitis media (chronischer Mittelohrentzündung), Trommelfelldefekten oder Gehörknöchelchenunterbrechung.
  • Ossikuloplastik (Rekonstruktion oder Ersatz der Gehörknöchelchenkette) – Einsatz von körpereigenem oder künstlichem Material zur Wiederherstellung der Schallübertragung.
  • Stapesplastik (Steigbügeloperation, Ersatz der Steigbügelfußplatte durch eine Prothese)
    • Indikation: Otosklerose (Verknöcherung des Steigbügels im Innenohr) mit fortschreitendem Hörverlust.
  • Hammerkopffixations-Operation (Lösung eines fixierten Hammerkopfes im Mittelohr) – Verbesserung der Schallübertragung durch Mobilisation des Hammerkopfes.

2. Ordnung: Innenohr- und Implantat-gestützte Verfahren

  • Cochlea-Implantation (Cochlea-Implantat, elektrisches Innenohrimplantat zur Wiederherstellung des Hörvermögens)

    • Indikation:
      • Beidseitige Taubheit (kompletter Hörverlust auf beiden Ohren) oder hochgradige Innenohrschwerhörigkeit (stark eingeschränktes Hörvermögen durch Schädigung der Haarsinneszellen im Innenohr) mit unzureichendem Nutzen durch Hörgeräte.
      • Postlinguale Ertaubung (Hörverlust nach dem Spracherwerb) mit fehlender Sprachverständlichkeit trotz Hörgeräte.
      • Einseitige Taubheit mit starken Einschränkungen der räumlichen Orientierung und Sprachverständlichkeit.
    • Therapie der Wahl bei einseitiger oder beidseitiger Ertaubung.
    • Langfristige Erfolge sind besonders bei frühzeitiger Implantation im Kindesalter oder innerhalb eines kurzen Zeitfensters nach Ertaubung zu erwarten.
  • Mittelohrimplantate (teilimplantierbare oder vollimplantierbare elektronische Hörsysteme zur Verstärkung des Schalls im Mittelohr)

    • Indikation:
      • Mittelschwerer bis schwerer sensorineuraler Hörverlust (Hörverlust aufgrund geschädigter Haarsinneszellen im Innenohr).
      • Schallleitungsschwerhörigkeit (verminderte Schallübertragung im Mittelohr), wenn herkömmliche Hörgeräte nicht ausreichen.
    • Vorteil:
      • Natürlicheres Klangbild als konventionelle Hörgeräte.
      • Keine Ohrpassstücke erforderlich, was die Sprachverständlichkeit verbessern kann.

Postoperative Nachsorge

  • Anpassung und Aktivierung des Implantats ca. 4-6 Wochen nach Cochlea-Implantation.
  • Regelmäßige audiologische Kontrollen (Überprüfung des Hörvermögens durch Fachärzte für Audiologie oder HNO-Heilkunde).
  • Intensive Hör- und Sprachtherapie, insbesondere nach Cochlea-Implantation.
  • Vermeidung von Infektionen (z. B. Mittelohrentzündung), um postoperative Komplikationen zu reduzieren.

Mögliche Komplikationen

  • Infektionen im Operationsgebiet (z. B. Wundinfektionen, Mittelohrentzündung, Innenohrentzündung).
  • Prothesenlockerung oder Dislokation der Gehörknöchelchenprothese.
  • Persistierende oder unzureichende Hörverbesserung nach der Operation.
  • Schwindel (postoperativer vestibulärer Schwindel durch Irritation des Gleichgewichtsorgans im Innenohr).
  • Elektrodenfehlplatzierung oder fehlende Stimulation bei Cochlea-Implantaten.

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Tympanoplastik Schallleitungsschwerhörigkeit bei Mittelohrerkrankungen Wiederherstellung der natürlichen Schallleitung Erfolg abhängig von Knöchelchenstatus
Ossikuloplastik Defekte Gehörknöchelchenkette Verbesserung der Hörleistung ohne externe Hilfsmittel Risiko für Prothesenlockerung
Stapesplastik (Steigbügel-OP) Otosklerose Hohe Erfolgsrate, langfristige Hörverbesserung Risiko für Schwindel oder Innenohrschädigung
Cochlea-Implantation Hochgradige Innenohrschwerhörigkeit oder Taubheit Wiederherstellung des Hörvermögens Aufwendige Rehabilitationsphase erforderlich
Mittelohrimplantate Schwerhörigkeit mit Problemen bei konventionellen Hörgeräten Kein Ohrpassstück nötig, bessere Klangqualität Kostenintensiv, nicht für jeden Patienten geeignet

Fazit

Die operative Therapie des Hörverlusts (Hypakusis, Schwerhörigkeit) hängt von der Ursache und Schwere der Erkrankung ab. Gelenkerhaltende Verfahren wie die Tympanoplastik und Stapesplastik sind bei Schallleitungsschwerhörigkeiten indiziert, während die Cochlea-Implantation die Therapie der Wahl bei hochgradigem Innenohrhörverlust oder Taubheit ist. Mittelohrimplantate können eine Alternative für Patienten sein, die mit konventionellen Hörgeräten nicht zurechtkommen. Eine umfassende postoperative Rehabilitation ist essenziell für ein optimales Hörergebnis.