Hörverlust (Hypakusis) – Medizingerätediagnostik

Zur Diagnostik von Hörstörungen werden audiometrische Testverfahren angewandt.

Zu diesen Untersuchungen zählen unter anderem:

  • Tonschwellenaudiometrie – Luft- und Knochenleitung zur Unterscheidung von Störungen des Innenohres (bestehend aus: Cochlea (Schnecke) und dem Gleichgewichtsorgan/betreffend: Schallempfindungsstörung) oder des Mittelohres (betreffend: Schallleitungsstörung)
    [Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis): symmetrische Beeinträchtigung des Hörvermögens mit Schrägabfall in den höheren Hörfrequenzen]
  • Impedanzmessung – Messung des akustischen Scheinwiderstandes des Trommelfells (Teil der Schallwellen, der vom Trommelfell reflektiert wird). Der Widerstand ändert sich mit der Spannung des Trommelfells und ist ein Maß für die Beweglichkeit des Trommelfells.
  • Distorsionsprodukte otoakustischer Emissionen (DPOAE) – Innenohrfunktionsprüfung
  • Sprachaudiometrie – Untersuchung des Gehörs im Hinblick auf die Wahrnehmung und Verständlichkeit von Sprache
  • Dichotischer Sprachtest – Überprüfung des zentralen Hörverarbeitung bei Erwachsenen und Kindern (ab etwa 5 Jahren)
  • Binaural Masking Level Difference (BMLD) – Erfassung von Störungen der zentralen Hörbahn

Mit Hilfe dieser Tests kann festgestellt werden, ob eine Altersschwerhörigkeit eher auf Veränderungen der Haarzellen des Innenohres beruht oder aber auf neurodegenerativen Veränderungen der zentralen Hörbahn. Bei Altersschwerhörigkeit liegt in etwa der Hälfte der Fälle eine kombinierte Störung von Haarzellen (= Schallempfindungsstörung) und zentraler Hörbahn (= Schallverarbeitungsstörung) vor.

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Röntgen des Schädels – bei Verdacht auf Morbus Paget
  • Computertomographie des Schädels (Schädel-CT, craniale CT bzw. cCT)
  • Magnetresonanztomographie des Schädels (Schädel-MRT, craniale MRT bzw. cMRT) – z. B. bei Verdacht auf Akustikusneurinom, Multiple Sklerose

Welche der beiden Methoden eingesetzt wird, hängt von der genauen Lokalisation der vermuteten Schädigung sowie der Verfügbarkeit der Methoden ab:

  • cCT vor allem zur Untersuchung des Mittelohrs und des Mastoids (Warzenfortsatz)
  • cMRT überwiegend zur Untersuchung des Innenohrs sowie des Hörnervs

Nachfolgend audiometrische Testverfahren in Abhängigkeit von der Art der Schwerhörigkeit

 Methode Schallleitungs-
schwerhörigkeit
Schallempfindungs-
schwerhörigkeit
Neurale Schwerhörigkeit
Zentrale Schwerhörigkeit
 Flüstertest  +  +    
 Stimmgabeltest  +  +    
 Hörweitenbestimmung  +  +    +
 Reintonaudiogramm  +  +  +  +
 Sprachaudiogramm    +  +  +
 Otoakustische Emissionen    +    
 Überschwellige Testverfahren      +  +
 Hörermüdungstest      +  +
 Elektrische Reaktionsaudiometrie      +  +

 Weitere Hinweise

  • Vermessung von retinalen Gefäßen (Netzhautgefäßen): Breitere Netzhautvenolen (venöse Abschnitt von Kapillaren) und schmalere Netzhautarteriolen (arterieller Abschnitt von Kapillaren) waren in einer Studie mit Hörverlust im mittleren Alter assoziiert. Die breiteren Netzhautvenolen waren schon im Durchschnittsalter von 11 Jahren mit einem schlechteren Gehör assoziiert [1].

Literatur

  1. Wang J et al.: Associations of Retinal Vessel Caliber With Hearing Status in Childhood and Midlife: A Cross-Generational Population-Based Study. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2020; https://doi.org/10.1001/jamaoto.2019.4484