Gehörgangsentzündung (Otitis externa) - Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Otitis externa ist eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, die durch verschiedene infektiöse Erreger sowie mechanische und chemische Reize ausgelöst werden kann. Sie betrifft das Epithel des äußeren Gehörgangs und kann sich in verschiedenen Formen manifestieren.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

1. Bakterielle Infektionen

Die häufigsten Erreger einer bakteriellen Otitis externa sind:

Pseudomonas aeruginosa (58 %): Ein Wasserkeim, der besonders nach Bagatellverletzungen des Gehörgangs (z. B. durch Ohrspülen oder Schwimmen) zu einer Entzündung führt.
Staphylococcus aureus (18 %): Dieser Erreger kann nach einer Verletzung oder durch Hautreizungen im Gehörgang eine Infektion verursachen. Weitere bakterielle Erreger sind:
Proteus mirabilis (4 %)
Streptococcus pyogenes (2 %)
Escherichia coli (2 %)
Enterococcus sp. (2 %)

2. Pilzinfektionen (Mykosen)

Eine Otitis externa mycotica (Pilzinfektion) tritt besonders häufig nach Antibiotika- oder Kortisontherapien auf, da diese das normale mikrobielle Gleichgewicht im Gehörgang stören. Die häufigsten Erreger sind:

Aspergillus sp. (2 %)
Candida albicans

3. Virale Infektionen

In seltenen Fällen können auch Viruserkrankungen den äußeren Gehörgang betreffen. Zu den häufigsten viralen Erregern zählen:

Herpes zoster oticus: Ein Reaktivieren des Varicella-zoster-Virus, das neben der Haut auch den Gehörgang und das Ohr betrifft.
Herpes simplex: Eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus kann ebenfalls den äußeren Gehörgang betreffen.

Formen der Otitis externa

1. Otitis externa diffusa

Diese Form wird meist durch Pseudomonas aeruginosa ausgelöst, einen gefährlichen Wasserkeim (Nasskeim). Die Infektion entsteht häufig nach kleinen Verletzungen im Gehörgang, etwa durch Ohrspülen oder Schwimmen. Charakteristisch ist eine diffuse, entzündliche, ödematöse Schwellung des äußeren Gehörgangs, oft begleitet von Schmerz, Juckreiz und Hörminderung.

2. Otitis externa circumscripta

Bei dieser Form, die durch hämolysierende Staphylokokken verursacht wird, insbesondere Staphylococcus aureus, handelt es sich um eine umschriebene Entzündung des Gehörgangs. Sie ist durch eine Rötung, Schwellung und die Bildung von Lymphdrüsenabszessen gekennzeichnet. Meistens handelt es sich um eine lokal begrenzte Entzündung.

3. Otitis externa necroticans (Otitis externa maligna)

Die Otitis externa necroticans ist eine seltene, aber gefährliche Komplikation, die vor allem bei Patienten mit Diabetes mellitus oder anderen Immunschwächen auftritt. Der dominierende Erreger ist Pseudomonas aeruginosa. Unbehandelt kann die Infektion zur Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung) der Schädelbasis und in schweren Fällen zur Meningitis (Hirnhautentzündung) führen. Diese Form erfordert eine sofortige medizinische Behandlung, um schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.

Sekundäre pathophysiologische Mechanismen

Entzündliche Reaktionen: Die entzündliche Reaktion führt zu einer Schwellung und Überproduktion von Sekret im Gehörgang, was zu einer mechanischen Blockade und Hörminderung führt.
Schädigung des Epithels: Wiederholte Entzündungen oder mechanische Reize, wie das Einführen von Wattestäbchen, können das Epithel des Gehörgangs schädigen und zu chronischen Entzündungen führen.
Vermehrung von Erregern: In einer feuchten Umgebung, wie sie durch Sekretansammlungen im Gehörgang entsteht, können sich Erreger wie Pseudomonas und Pilze besonders gut vermehren.

Klinische Manifestation

Leitsymptome

Schmerzen im Gehörgang, die sich beim Kauen oder Ziehen am Ohr verschlimmern.
Juckreiz im Ohr.
Sekretion: Eitriges oder wässriges Sekret aus dem Ohr, insbesondere bei bakteriellen Infektionen.
Hörminderung: Durch die Schwellung und die Sekretansammlung kann das Hörvermögen beeinträchtigt sein.
Rötung und Schwellung des Gehörgangs.

Fortgeschrittene Symptome

Lymphdrüsenabszesse: Bei der Otitis externa circumscripta kann es zur Bildung von Abszessen kommen.
Knochenentzündung (Osteomyelitis): Bei der Otitis externa necroticans kann die Infektion auf die Knochen übergreifen.
Meningitis: Bei schwerwiegenden Verläufen kann es zur Ausbreitung der Infektion auf die Hirnhäute kommen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Otitis externa ist eine entzündliche Erkrankung des äußeren Gehörgangs, die durch verschiedene Erreger wie Bakterien, Pilze oder Viren verursacht werden kann. Je nach Auslöser und Form der Otitis externa kann die Erkrankung unterschiedlich schwer verlaufen, von einer lokal begrenzten Entzündung bis zu einer schwerwiegenden Infektion, die den Knochen oder die Hirnhäute betreffen kann. Die häufigsten Erreger sind Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus, während Pilzinfektionen meist durch Aspergillus- oder Candida-Arten verursacht werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden und die Beschwerden zu lindern.

Ätiologie (Ursachen) der Otitis externa diffusa

Verhaltensbedingte Ursachen

Übertriebene "Ohrhygiene" (Seifenwasser; Manipulation mit Ohren- bzw. Wattestäbchen), die zur Mikrotraumatisierung der Gehörgangshaut führen kann
Feuchte Umgebung (insbesondere der Besuch von Schwimmbädern)
Irritationen der Haut durch Piercing, Ohrringe, Ohrpassstücke
Allergische Reaktionen/Ekzeme gegen Haarwaschmittel, Haarsprays, Kosmetika

Krankheitsbedingte Ursachen

Chronische Otitis media (Mittelohrentzündung)
Dermatosen (Hauterkrankungen) mit Beteiligung des Gehörgangs (z. B.atopisches Ekzem (Neurodermitis), Psoriasis (Schuppenflechte))
Diabetes mellitus und andere Stoffwechselkrankheiten
Fremdkörper
Gehörgangsexostosen (Gehörgangwucherungen)
Gehörgangstrauma
Kontaktdermatitiden (Haarshampoos, Ohrpassstücke von Hörgeräten, Otologika/Arzneimittel, die bei Ohrenerkrankungen eingesetzt werden)
Mittelohreiterung

Weitere Ursachen

"Schwimmbadinfektion"
Verwendung von Hörgeräten

Ätiologie (Ursachen) der Otitis externa circumscripta