Entzündung und Verschluss der Tuba auditiva – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Tuba auditiva (Ohrtrompete), auch Eustachische Röhre genannt, ist eine etwa 30 bis 35 mm lange Röhre, die den Nasenrachenraum mit der Paukenhöhle (Mittelohr) verbindet. Sie dient primär dem Druckausgleich zwischen dem Nasenrachenraum und dem Mittelohr sowie der Drainage von Sekreten aus dem Mittelohr.

Anatomische Struktur

Die Tuba auditiva besteht aus zwei Teilen:

  • Pars ossea (knöcherner Anteil): Dieser Abschnitt befindet sich näher am Mittelohr.
  • Pars cartilaginea (knorpeliger Anteil): Dieser Teil befindet sich näher am Nasenrachenraum.

Die Tuba auditiva ist normalerweise geschlossen und öffnet sich nur beim Schlucken, Gähnen oder Sprechen, um den Druck im Mittelohr auszugleichen und überschüssige Sekrete abzuleiten.

Primäre pathophysiologische Mechanismen

1. Entzündung der Schleimhaut

Eine Infektion der oberen Atemwege (z. B. durch Viren oder Bakterien) führt zu einer Schwellung der Schleimhaut in der Tuba auditiva. Das respiratorische Epithel (Flimmerepithel), welches die Tuba auditiva auskleidet, wird dabei gereizt und entzündet. Diese Schwellung verursacht eine Belüftungsstörung, da die Ohrtrompete nicht mehr richtig geöffnet werden kann.

2. Verschluss der Tuba auditiva

Durch die Schwellung der Schleimhaut kommt es zu einem funktionellen Verschluss der Tuba auditiva. Dies verhindert den Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum, was zu einem Unterdruck im Mittelohr führt. Dieser Unterdruck verursacht eine Einziehung des Trommelfells, die oft mit Beschwerden wie Druckgefühl, Schmerzen und Hörminderung verbunden ist.

3. Paukenerguss (Flüssigkeitsansammlung)

Durch den gestörten Druckausgleich und die eingeschränkte Drainagefunktion kann sich Flüssigkeit im Mittelohr ansammeln, was als Paukenerguss bezeichnet wird. Diese Flüssigkeitsansammlung entsteht durch die Sekretbildung der entzündeten Schleimhaut im Mittelohr. Der Paukenerguss kann durch verschiedene Mechanismen verursacht werden:

  • Bakterielle Infektionen: Die entzündliche Reaktion auf bakterielle Erreger kann die Produktion von Sekreten erhöhen und deren Abfluss behindern.
  • Immunmodulatorische Mechanismen: Die Reaktion des Immunsystems auf eine Infektion kann ebenfalls zu einer erhöhten Flüssigkeitsproduktion führen.
  • Allergische Reaktionen: Bei manchen Patienten können allergische Mechanismen eine Rolle spielen, die ebenfalls zu einer Schleimhautschwellung und vermehrten Sekretproduktion führen.

Sekundäre pathophysiologische Mechanismen

  • Trommelfelleinziehung: Durch den Unterdruck im Mittelohr zieht sich das Trommelfell nach innen, was zu Hörminderungen und Druckgefühl führt.
  • Chronische Mittelohrentzündung: Bei länger bestehendem Verschluss der Tuba auditiva kann es zu wiederkehrenden Mittelohrentzündungen kommen, die zu dauerhaften Schäden im Mittelohr führen können.

Klinische Manifestation

Leitsymptome

  • Druckgefühl im Ohr.
  • Hörminderung durch Flüssigkeitsansammlung (Paukenerguss).
  • Ohrenschmerzen bei entzündlichen Prozessen.
  • Knacken oder Knistern im Ohr beim Schlucken oder Gähnen.

Fortgeschrittene Symptome

  • Chronische Mittelohrentzündungen: Bei länger andauernder Störung des Druckausgleichs.
  • Trommelfelleinziehungen: Durch den anhaltenden Unterdruck im Mittelohr.
  • Komplikationen: In seltenen Fällen können unbehandelte Belüftungsstörungen zu Schallleitungsschwerhörigkeit oder einer chronischen Otitis media (Mittelohrentzündung) führen.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die Pathogenese der Entzündung und des Verschlusses der Tuba auditiva basiert auf einer Schwellung der Schleimhaut infolge von Infektionen oder allergischen Reaktionen, die die Funktion der Tuba auditiva beeinträchtigen. Dies führt zu einer Belüftungsstörung des Mittelohrs, einem Unterdruck, der zur Einziehung des Trommelfells und einer Flüssigkeitsansammlung (Paukenerguss) führt. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen wie chronische Mittelohrentzündungen zu vermeiden.

Ätiologie (Ursachen)

Krankheitsbedingte Ursachen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Gaumenspalte oder weitere kraniofaziale Fehlbildungen

Atmungssystem (J00-J99)

  • Allergisch bedingte Schleimhauterkrankungen; eine allergische Verschwellung der Tubenostien ("Mündung einer Tube") kann ein Seromukotympanon (Sekretansammlung in der Paukenhöhle (Cavum tympani)) begünstigen
  • Behinderte Nasenatmung, nicht näher bezeichnet
  • Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • Rachenmandelhyperplasie (Rachenmandelwucherungen; adenoide Vegetationen) oder Entzündungen derselben ‒ führt zur Behinderung der Nasenatmung
  • Rhinitis (Schnupfen)
  • Septumdeviation ‒ Verkrümmung der Nasenscheidewand
  • Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), akute und chronische
  • Zilienfunktionsstörungen ‒ Störung der Beweglichkeit des Flimmerepithels

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Immunschwäche, nicht näher bezeichnet

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Myxödem (pastöse (aufgeschwemmt; gedunsen) Haut, die ein nicht eindrückbares, teigiges Ödem (Schwellung) zeigt, das nicht lageabhängig ist; vor allem an den Unterschenkeln auftretend), vor allem im Rahmen einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder andere nicht näher bezeichnete endokrinologische Ursachen

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (Synonyme: GERD, Gastro-oesophageal reflux disease; Gastroesophageal Reflux Disease (GERD); Gastroösophageale Refluxkrankheit (Refluxkrankheit); Gastroösophagealer Reflux; Reflux-Ösophagitis; Refluxkrankheit; Refluxösophagitis; peptische Ösophagitis) – entzündliche Erkrankung der Speiseröhre (Ösophagitis), die durch den krankhaften Rückfluss (Reflux) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten hervorgerufen wird

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Neubildungen des Nasenrachenraums, nicht näher bezeichnet

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Barotrauma ‒ vor allem bei Tauchern auftretende Erkrankung, die durch schnelle Luftdruckveränderungen bedingt ist

Weitere Ursachen

  • Druckerhöhungen in der Luft (Flugzeug, Tauchen)
  • Iatrogene Ursachen (Ursachen, die durch ärztliches Handeln bedingt sind) – wie beispielsweise transnasale Intubation (künstliche Beatmung über einen Beatmungsschlauch, der durch die Nase eingeführt wird), nasogastrale Sonde (Magensonde), Nasentamponade
  • Zustand nach Radiatio (Strahlentherapie) im Kopf-Hals-Bereich