Vergiftungen (Intoxikationen) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf Intoxikationen (Vergiftungen) hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Intoxikation (Vergiftung) und werden oft zuerst bemerkt:
- Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit
- Krampfanfälle
- Atemstörungen bis zum Atemstillstand
- Herzkreislaufstörungen bis zum Herzkreislaufstillstand
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Intoxikation:
- Pupillenstörungen (z. B. erweiterte oder verengte Pupillen)
- Halluzinationen
- Extrapyramidale Störungen: Beeinträchtigung der Bewegungsabläufe (z. B. Zittern, Verlangsamung)
- Herzrhythmusstörungen
- Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen)
- Foetor ex ore (Mundgeruch)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Lungenödem (Flüssigkeitsansammlung in der Lunge)
- Schock
- Cephalgie (Kopfschmerzen)
- Vertigo (Schwindel)
- Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen)
- Diarrhoe (Durchfall) oder Obstipation (Verstopfung)
- Nierenfunktionsstörungen
- Veränderungen des Hautkolorits (Hautfarbe): z. B. rosige oder graue Haut
Vergiftungen können sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome äußern.
Toxidrome von Substanzen bzw. Substanzklassen
Toxidrome |
BD |
Puls |
Temp |
AF |
Pupille |
Verhalten |
Haut |
Leitsymptome |
Toxine (Beispiele) |
Anticholinerges |
↑ | ↑ | ↓* |
Mydriasis (weit) |
agitiert |
heiß und trocken |
Mundtrockenheit, Obstipation (Verstopfung), Harnverhalt, Darmparalyse (Darmlähmung), ventrikuläre Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute), |
Antidepressiva* (trizyklische), Antihistaminika der 1. Generation (z. B. Diphenhydramin), Atropin, Atropa belladonna (Schwarze Tollkirsche, Tödlicher Nachtschatten), Antipsychotika (Neuroleptika), Bisperiden, Scopolamin, |
|
Cholinerges Syndrom |
↕ |
↓ |
↕ |
↑ |
Miosis (eng) |
ängstlich, unruhig, Vigilanzminderung |
feucht |
Akkomodations-störung, Diarrhoe (Durchfall), Schwitzen, Salivation (Speichelfluss) und Rhinorrhoe (Tränenfluss) |
Alkylphosphate (E605), Carbamate (Insektizid), Cholinergika, Cholinesterase-Hemmer (einige), Methyl-Carbamate, Physostigmin, Muskarin-haltige Pilze (Trichterlinge: Clitocybe, Risspilze: (Inocybe)) |
Epileptogenes Syndrom |
↑ |
↑ |
↔ |
↑ |
Hyperreflexie, Tremor (Zittern) |
Ethanol (Äthanol; Alkohol), Ethylenglykol, Kokain |
|||
Halluzinogenes Syndrom |
↑ |
↑ |
↑ |
↕ |
meist weit |
halluzinierend |
warm |
akute Psychose, Nystagmus (nicht willkürlich beeinflussbare rhythmische Bewegung des Auges) |
Amphetamine, |
Malignes Neuroleptika-Syndrom |
↓ | ↓ | ↑ | ↑ |
Akkomodations-störungen |
flukturierender Bewusst-seinszustand |
autonome Instabilität, Rigidität, Katalepsie (längeres Verharren in teilweise bizarrer Körperhaltung) |
Neuroleptika |
|
Opioid-Syndrom |
↓ | ↓ | ↓ | ↓ |
Miosis |
Ateminsuffizienz (Atemschwäche), Lungenödem (Wassereinlagerung in den Lunge), Bewusstseins-einschränkung; verringerte Darmmotilität |
Opiate (Morphin, Heroin u.v.m.), Fentanyl, Methadon, synthetische Opioide |
||
Sedierend-narkotisches Syndrom |
↓ |
↓ |
↓ |
↓ |
Meist eng |
Vigilanzminderung |
Ateminsuffizienz (Abwehrschwäche), Hyporeflexie (verminderte Reflexe), Stupor (Starrezustand des ganzen Körpers bei wachem Bewusstsein), Koma |
Ethanol (Äthanol; Alkohol), Antihistaminika Barbiturate, Benzodiazepine, MDMA, Opiate, Opioide |
|
Serotonin-Syndrom |
↑ | ↑ | ↑ | ↑ |
agitiert, verwirrt, Aggressivität |
autonome Instabilität, Schweißausbrüche, Krämpfe, Myoklonien (Schüttelkrampf), Tremor (Zittern) |
MAO-Hemmer, SRRI (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor)) |
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Sympatho- |
↑ |
↑ |
↑ |
↑ |
Mydriasis (weit) |
agitiert, unruhig |
heiß und feucht |
Hyperreflexie, Kopfschmerzen, Tachyarrhythmien |
Amphetamine, Ecstasy, Ephedrin, Kokain, MAO-Hemmer, MDMA |
Legende: AF (= Atemfrequenz), BD (= Blutdruck), Temperatur (= Körpertemperatur)
Kohlenmonoxidvergiftung
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Kohlenmonoxidvergiftung und werden oft zuerst bemerkt:
- Cephalgie (Kopfschmerzen): Tritt bei den meisten Fällen auf und ist ein frühes Warnsignal
- Vertigo (Schwindel): Häufiges Symptom, besonders bei steigenden Kohlenmonoxidkonzentrationen
Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer Kohlenmonoxidvergiftung:
- Pektanginöse Beschwerden (Brustschmerzen): Besonders bei schwereren Vergiftungen
- Orientierungsverlust: Mit zunehmender Schwere der Vergiftung
- Ohnmacht (Bewusstlosigkeit): Typisches Anzeichen einer fortgeschrittenen Vergiftung
- Tod: Bei sehr hohen Kohlenmonoxidkonzentrationen und fehlender Behandlung kann dies zum Herz- oder Atemstillstand führen.
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Nausea (Übelkeit) und Emesis (Erbrechen): Können ebenfalls auftreten, besonders bei mittlerer bis schwerer Vergiftung
- Tachypnoe (beschleunigte Atmung): Als Kompensationsmechanismus bei schwerer Vergiftung
- Muskelkrämpfe: Möglich bei schweren Intoxikationen
Beachte: Die viel zitierte "kirschrote" Hautfarbe der Vergiftungsopfer wird in der Praxis selten beobachtet.
Giftzentralen im deutschsprachigen Raum
Ort | Notfalltelefonnummer |
Berlin | 030 - 19240 |
Bonn | 0228 -19240 |
Erfurt | 0361 - 730730 |
Freiburg | 0761 - 19240 |
Göttingen | 0551 - 383180 |
Homburg/Saar | 06841 - 19240 |
Mainz | 0631 - 19249 |
München | 089 - 19240 |
Nürnberg | 0911 - 389-2451 |
Wien | 0043 - 1 - 4064343 |
Zürich | 0041 - 44 - 2515151 |