Reizblase (Urethralsyndrom) – Einleitung
Beim Urethralsyndrom – umgangssprachlich Reizblase genannt – handelt es sich um einen Reizzustand der Harnblase, bei dem keine auslösende Ursache gefunden werden kann. In der Regel bleibt die Kontinenz erhalten.
Synonyme und ICD-10: Frequency-urgency-Syndrom; hyperaktive Blase; hyperreflexive Blase; hyperreflexive Harnblase; Irritable bladder; klimakterische Reizblase; psychosomatisches Urethralsyndrom; Reizblasensyndrom;urethral pain syndrome; Urethralsyndrom (engl.: „urethral pain syndrome“); vegetative Reizblase; ICD-10-GM N32.8: Sonstige näher bezeichnete Krankheiten der Harnblase
Formen des Urethralsyndroms
- Overactive Bladder dry (OAB dry; überaktive Harnblase trocken):
- Überaktive Blase ohne Urinverlust.
- Wet OAB (nasse überaktive Harnblase):
- Überaktive Blase mit Dranginkontinenz, bei der der Patient einen starken Harndrang verspürt und bereits beim Gang zur Toilette Urin verliert (siehe dazu unter: Harninkontinenz/Blasenschwäche).
Das Urethralsyndrom ist eine Erscheinungsform des chronischen Beckenschmerzsyndroms (CPPS) und wird in den aktuellen Leitlinien der „European Association of Urology“ (EAU) dem Themenkomplex des chronischen Beckenschmerzes zugeordnet [1].
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Die Reizblase tritt fast ausschließlich bei Frauen auf.
Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 3. und 5. Lebensjahrzehnt auf.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 10-45 %, vor allem im Alter (in Europa und Kanada).
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Patienten mit einer sogenannten Reizblase (Urethralsyndrom) kommen oft erst nach mehrjähriger Leidensgeschichte in eine urologische Betreuung. Aufgrund der unbekannten Ätiologie (Ursache) der Reizblase werden unterschiedlichste Methoden wie Blasen- und Beckenbodentraining (Beckenbodengymnastik) oder psychologische Beratung eingesetzt.
- Eine Pharmakotherapie kann ebenfalls angewendet werden, wobei es längere Zeit (unter Umständen mehrere Wochen) dauern kann, bis sich die Beschwerden bessern.
Prognose
- Die Prognose des Urethralsyndroms ist variabel und hängt stark von der individuellen Reaktion auf die Behandlung ab. Einige Patienten erfahren eine deutliche Besserung ihrer Symptome, während andere nur begrenzte Linderung erfahren. Eine konsequente Therapie und Anpassung der Behandlungsstrategien können jedoch die Lebensqualität verbessern.
Komorbiditäten
Häufig bestehen Assoziationen mit Stress, Depressionen oder Angststörungen.
Literatur
- Engeler D, Baranowski AP, Borovicka J et al.: Chronic pelvic pain. European association of urology guidelines. Elsevier, 2015, pp 1050-1132
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Harninkontinenz der Frau. (AWMF-Registernummer: 015 - 091), Januar 2022 Langfassung