Nierenzellkarzinom (Hypernephrom) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild (Hb-Wert, Anzahl der Thrombozyten)
- Differentialblutbild (Anzahl der Neutrophilen)
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
- Urinstatus (Schnelltest auf: Nitrit, Eiweiß, Hämoglobin, Erythrozyten, Leukozyten, Urobilinogen) inkl. Sediment, ggf. Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm, das heißt Austestung geeigneter Antibiotika auf Sensibilität/Resistenz)
- Urinzytologie – bei Verdacht auf maligne (bösartige) Veränderung
- Calcium i. S. [Hypercalcämie (Calciumüberschuss): ca. 3 % der Patienten]
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin
- LDL
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance
- Alkalische Phosphatase (AP)-Isoenzyme, Ostase, Calcium im Urin (die Tumorhypercalcämie (Synonym: tumorinduzierte Hypercalcämie (Calciumüberschuss), TIH) ist eine der häufigsten Symptome bei paraneoplastischen Syndromen), PTHrP (Parathormon-related Protein; die Konstellation mit verminderten Parathormon (PTH) und erhöhtem PTHrP ist typisch für die Tumorhypercalcämie) – bei Verdacht auf Knochenmetastasen
Laborparameter 2. Ordnung – fakultative Laboruntersuchungen
- Stanzzylinderbiopsie (Gewebeentnahme): mindestens 2 Biopsien unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle
Indikationen:
- Unklare Raumforderung der Niere, wenn die Biopsie die Therapiewahl beeinflussen kann.
- Vor ablativer Therapie (vor Entfernung der erkrankten Niere)
- Wenn bislang keine histopathologische ("feingewebliche") Sicherung eines Nierenzellkarzinoms und des Subtyps vorliegt; hier soll eine Biopsie aus dem Primarius (Primärtumor) oder einer Metastase (Tochtergeschwulst) vor systemischer Therapie erfolgen.
- Bei metastasierter Erkrankung kann vor geplanter zytoreduktiver Nephrektomie (Entfernung eines Großteils der Tumormassen (zur Senkung der Tumorlast)) eine Biopsie durchgeführt werden.
Mögliche Komplikationen: Hämatome (4,9 %), Schmerzen (1,2 %), Makrohämaturie (1,0 %), Pneumothorax (0,6 %) und Blutungen (0,4 %) [2] - Eine Studie auf Grundlage von 2.979 Patienten mit 3.113 Biopsien beurteilt die Validität von Stanzen wie folgt: Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) 96,2 %, Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit im Test erkannt wird, d. h. ein positives Resultat auftritt) 97,5 %, das führte zu einem positiven Vorhersagewert von 99,8 %; negativer Vorhersagewert: selbst in den Studien mit dem geringsten Verzerrungspotential bei nur 72,7 % [2].
- Molekulargenetische Analyse – bei Verdacht auf einen erblichen Tumor
Literatur
- S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 043-017OL), Februar 2023 Kurzfassung Langfassung
- Patel HD et al.: Diagnostic Accuracy and Risks of Biopsy in the Diagnosis of a Renal Mass Suspicious for Localized Renal Cell Carcinoma: Systematic Review of the Literature. J Urol 2016, online 18. Februar; doi: 10.1016/j.juro.2015.11.029
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 043-017OL), September 2024 Kurzfassung Langfassung