Nierenzellkarzinom (Hypernephrom) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Hypernephroms (Nierenzellkarzinom) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie genetisch bedingte Erkrankungen?
- Leiden Familienmitglieder an Nierenerkrankungen oder Krebs?
- Leiden Familienmitglieder an Syndromen wie dem von Hippel-Lindau-Syndrom oder hereditärer (angeborenen) papillären Nierenzellkarzinomen?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie in Ihrem Beruf schädigenden Arbeitsstoffen wie Trichlorethen (Trichlorethylen) ausgesetzt?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Sie Blut im Urin bemerkt?*
- Erleben Sie Flankenschmerzen oder eine tastbare Schwellung im Bauchraum?
- Leiden Sie unter ungewolltem Gewichtsverlust?*
- Leiden Sie unter unerklärlichem Fieber oder nächtlichem Schweiß?*
- Fühlen Sie sich häufig müde und schlapp?*
- Leiden Sie unter Übelkeit?
- Haben Sie eine linksseitige Krampfaderbildung am Hoden festgestellt?*
- Seit wann bestehen diese Symptome?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Haben Sie ungewollt Gewicht verloren? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Wie ist Ihr Appetit?
- Haben Sie in letzter Zeit Veränderungen in Ihrem Ernährungsverhalten bemerkt?
- Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Hypertonie (Bluthochdruck)?
- Chronische Nierenerkrankungen?
- Krebserkrankungen?
- Haben Sie in der Vergangenheit eine Nierentransplantation erhalten?
- Haben Sie in der Vergangenheit eine Strahlentherapie im Bauch- oder Beckenbereich erhalten?
- Werden Sie regelmäßig dialysiert?
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein? Wenn ja, welche?
Umweltanamnese
- Aristolochiasäure (Bestandteil der gewöhnlichen Osterluzei; früher auch Hauptbestandteil von Frauengold) – Osterluzei ist eine vermeintliche Heilpflanze, die in Balkanregionen häufig das Getreide verunreinigt [1]. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft die Aristolochiasäure als karzinogen (krebserregend) ein.
- Arsen [2]
- Männer: Mortalitätsrisiko (Sterberisiko)/relatives Risiko (RR) 1,75 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,49-2,05)
- Frauen: Mortalitätsrisiko/relatives Risiko 2,09 (95-Prozent-Konfidenzintervall 1,69-2,57)
- Schwermetallbelastung, vor allem Blei oder Cadmium, wird diskutiert
- Trichlorethen oder Trichlorethylen – Latenzzeit von mindestens 10 Jahren bis zum Auftreten des Nierenzellkarzinoms
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.
Literatur
- Scelo G et al.: Variation in genomic landscape of clear cell renal cell carcinoma across Europe. Nature Communications 5, Article number: 5135 doi:10.1038/ncomms6135
- Smith AH et al.: Lung, Bladder, and Kidney Cancer Mortality 40 Years After Arsenic Exposure Reduction. JNCI: Journal of the National Cancer Institute, djx201, https://doi.org/10.1093/jnci/djx201