Nierensteine (Nephrolithiasis) – Metaphylaxe bei Calciumoxalatsteinen
Therapieziel
- Vermeidung von Steinrezidiven (Wiederauftreten von Harnsteinen)
Therapieempfehlungen
Reduktion der Risikofaktoren
- Krankheitsbedingte Risikofaktoren
- Hypercalcämie (Calciumüberschuss)
- Hypercalciurie (erhöhte Calciumausscheidung im Urin)
- Hyperoxalurie (vermehrte Ausscheidung von Oxalsäure im Urin), primäre (> 0,8 mmol/Tag) sowie sekundär bei verschiedenen Erkrankungen wie Morbus Crohn, Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüsenschwäche) etc.
- Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion), primärer (pHPT) oder sekundärer Hyperparathyreoidismus
- Hyperurikosurie (übermäßige Ausscheidung von Harnsäure im Harn) – begünstigt Wachstum von Calciumoxalatkristallen, da zwischen Harnsäure- und Calciumoxalatkristallen eine Co-Kristallisation auftritt
- Renale tubuläre Azidose (RTA) – genetischer Defekt der Niere (Defekt der H+-Ionensekretion im Tubulussystem der Niere)
- Medikamente
- Vitamin D-Intoxikation (z. B. wg. Rachitis-Prophylaxe/Vorbeugung der Knochenerweichung bei Kindern)
Bei ca. 70 % der betroffenen Patienten lassen sich keine Risikofaktoren nachweisen, weshalb diese zu den sogenannten idiopathischen Calciumoxalatsteinenbildnern gerechnet werden.
Saure Harn-pH-Werte < 5,8 deuten auf eine Säurestarre hin, konstant basische Harn-pH-Werte > 5,8 können ein Hinweis auf Harnwegsinfekte (HWI) oder renal-tubuläre Azidose (s. o.) sein.
Ernährungstherapie
- Flüssigkeitszufuhr 2,5-3 l/Tag
- Diät mit verminderter Zufuhr von Natrium (erhöhter Natrium-Aufnahme führt zu einem erhöhter Verlust von Calcium über die Niere) und Proteinen (erhöhen ich die Ausscheidung von Calcium über den Urin)
- Calcium-Zufuhr auf 800-1.200 mg/Tag einstellen – Einschränkung im Verzehr von Käse und Gemüse (Brokkoli, Fenchel, Spinat, Grünkohl)
- Magnesiumreiche Kost wie beispielsweise Reis, Hülsenfrüchte, Spinat; magnesiumhaltiges Mineralwasser trinken (Magnesium hemmt die Bildung von Calciumoxalatsteinen durch enterale Oxalatabsorption/Aufnahme von Oxalat durch den Darm)
- Oxalsäurereiche/oxalathaltige Lebensmittel reduzieren oder ganz vermeiden bei Hyperoxalurie (> 0,5 mmol/Tag) (Mangold, Nüssen, Spinat, Rhabarber, Blockschokolade, Kakaopulver, Schokolade, Rote Bete)
- Basenreiche, alkalisierende Kost mit Kartoffeln, Gemüse, Salate, Hülsenfrüchte und Obst; Nahrungsergänzungsmittel mit alkalisierenden (basischen) Mineralstoffverbindungen Kaliumcitrat, Magnesiumcitrat und Calciumcitrat sowie Vitamin D und Zink (Zink trägt zum normalen Säure-Basen-Haushalt bei)
Wirkstoffe der Metaphylaxe
- Falls die Notwendigkeit zur Stoffwechselkorrektur besteht, so gilt die Therapie mittels Alkalicitraten bzw. Natriumbicarbonat als erste Wahl.
- Falls eine medikamentöse Metaprophylaxe erforderlich ist, wird zur Korrektur einer Hypercalciurie Chlortalidon (harntreibendes Arzneimittel) oder Indaparamid (harntreibendes Arzneimittel empfohlen.
- Gemäß einer doppelblinden und randomisierten Studie – 414 Patientinnen und Patienten – rund 80% waren Männer – mit rezidivierenden calciumhaltigen Nierensteinen (mindestens zwei Episoden) wirkt Hydrochlorothiazid (HCT) in der Metaphylaxe nicht besser als ein Placebo [1].
Operative Therapie
- Parathyreoidektomie (Entfernen der Nebenschilddrüsen) – bei Vorliegen eines primären Hyperparathyreoidismus/Nebenschilddrüsenüberfunktion
- (erhöhtes Calcium im Serum; Labordiagnostik: Bestimmung des intakten Parathormons)
Literatur
- Dhayat ND et al.: Hydrochlorothiazide and Prevention of Kidney-Stone Recurrence. N Engl J Med 2023;388:781-91; doi: 10.1056/NEJMoa2209275