Nierensteine (Nephrolithiasis) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Nephrolithiasis (Nierensteine) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie häufig Nierenerkrankungen/Stoffwechselstörungen?
Soziale Anamnese
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Leiden Sie unter Brennen/Schmerzen beim Wasserlassen?
- Wie häufig müssen Sie Wasserlassen?
- Wie sieht der Urin aus? Gab es Veränderungen?
- Welche Symptome sind Ihnen noch aufgefallen?
- Wie lange bestehen diese Symptome schon?
- Ist Ihnen eine Veränderung des Urins (Blut/Menge/Aussehen) aufgefallen?
- Hatten Sie schon einmal im Rahmen der Veränderung eine Kolik?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Sind Sie übergewichtig? Geben Sie uns bitte Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Wie sehen Ihre Ernährungsgewohnheiten aus?
- Proteinreiche (eiweißreiche) Ernährung (tierisches Protein)
- Hohe Aufnahme oxalsäurehaltiger Lebensmittel (Mangold, Kakaopulver, Spinat, Rhabarber)
- Hohe Aufnahme von Calcium
- Hohe Purinaufnahme (Innereien, Hering, Makrele)
- Hoher Kochsalzkonsum (z. B. Konserven und Fertiggerichte)
- Fructosehaltige Getränke
- Wie viel trinken Sie täglich?
- Bewegen Sie sich täglich ausreichend?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen (Nierenerkrankungen, Stoffwechselstörungen, entzündliche Darmerkrankungen, Hyperurikämie (Gicht), Osteoporose)
- Operationen
- Allergien
Medikamentenanamnese
- Chronische Antibiotikatherapie – Medikamente zur Therapie von bakteriellen Infekten; drei bis zwölf Monate nach der Verordnung steig das Risiko für Nierensteine um 30-130 % [1]:
- Sulfonamide (z. B. Sulfamethoxazol) (Odds Ratio, OR 2,3)
- Cephalosporinen (OR 1,9)
- Fluorchinolonen (OR 1,7)
- Nitrofurantoin (OR 1,7)
- Breitspektrum-Penicilline (OR 1,3)
- Laxantienabusus – Abhängigkeit von Abführmitteln
- Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker) – signifikante jährliche Zunahme des Nierensteinrisikos um 5 % und des Rezidivrisikos um 10 % im Vergleich zu solchen ohne PPI [2]
- Vitamin D-Intoxikation (z. B. wg. Rachitisprophylaxe/Vorbeugung der Knochenerweichung bei Kindern)
*Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Literatur
- Tasian GE et al.: Oral Antibiotic Exposure and Kidney Stone Disease. J Am Soc Nephrol 2018 Jun;29(6):1731-1740. doi: 10.1681/ASN.2017111213.
- Liu W et al.: Association of proton pump inhibitor use with risk of kidney stones: an analysis of cross-sectional data from the US National Health and Nutrition Examination Survey (2007–2018). BMJ Open 2023;13:e075136. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2023-075136