Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) – Operative Therapie
Indikation für operative Maßnahmen
Die operative Therapie bei Pyelonephritis ist eine Ausnahme und wird nur bei schwerwiegenden Komplikationen durchgeführt. Eine der Hauptindikationen ist das Vorliegen eines Nierenabszesses (Eiterhöhle in der Niere), der nicht auf eine antibiotische Therapie anspricht. Unbehandelt besteht die Gefahr einer Urosepsis (Blutvergiftung), die mit einer hohen Sterblichkeit einhergeht.
Operative Verfahren
- Abszessdrainage:
- Perkutane Drainage:
- Ultraschall- oder CT-gesteuerte Punktion des Abszesses mit Einlage einer Drainage.
- Geeignet für kleinere oder gut zugängliche Abszesse.
- Chirurgische Abszessdrainage:
- Offene operative Freilegung und Drainage des Abszesses bei großen oder komplizierten Befunden, insbesondere wenn die perkutane Drainage nicht möglich ist.
- Perkutane Drainage:
- Nephrektomie (Nierenentfernung):
- Indiziert bei stark zerstörtem Nierengewebe oder einer nicht beherrschbaren Infektion.
- In der Regel die letzte Option, wenn keine Erholung der Nierenfunktion möglich ist und die Infektion lebensbedrohlich bleibt.
- Korrektur zugrunde liegender Abflussbehinderungen:
- Ureterale Dekompression: Einlage eines Ureterstents (DJ-Katheter)/Überbrückung des Harnleiters oder einer perkutanen Nephrostomie (äußere Nierenbeckenableitung) bei Harnabflussstörungen.
- Behandlung von Obstruktionen (Behinderungen) durch Nierensteine oder Harnleiterstrikturen (hochgradige Veränderungen des Harnleiters), die eine Pyelonephritis begünstigen können.
Postoperative Versorgung
- Antibiotische Therapie: Breitbandantibiotika, angepasst an das Antibiogramm, werden peri- und postoperativ fortgesetzt.
- Bildgebungskontrolle: Regelmäßige Ultraschall- oder CT-Untersuchungen zur Überwachung des Behandlungserfolgs und zur Sicherstellung der vollständigen Drainage.
- Nachsorge: Langfristige Überwachung der Nierenfunktion und Kontrolle auf mögliche Residualinfektionen (verbleibende Infektionen).
Hinweise
Ein Nierenabszess stellt einen medizinischen Notfall dar und erfordert eine rasche Diagnose sowie eine frühzeitige operative Intervention. Neben der chirurgischen Sanierung ist eine konsequente systemische antibiotische Therapie essenziell, um die Infektion vollständig zu beherrschen und eine Sepsis zu verhindern. Die Entscheidung für eine operative Maßnahme sollte in enger Zusammenarbeit mit Urologen und Infektiologen erfolgen.