Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Nierensonographie (Ultraschalluntersuchung der Nieren) – als Basisdiagnostikum [ggf. zeigt sich ein verbreiterter, echoarmer Parenchymsaum auf; ggf. Nachweis von komplizierenden Faktoren wie z. B. Harnsteine, Harnstauung, Abszessbildung (Bildung einer Eiterhöhle), Restharnbildung]
    Beachte: Nur in circa 50 % aller akuten Pyelonephritiden wird ein pathologisches (von der Norm abweichendes) Sonogramm gefunden.
    Bei Säuglingen ist die Vergrößerung des Nierenvolumens (> 2 SD) ein Hinweis auf eine wahrscheinliche Pyelonephritis.

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Röntgen-Abdomenübersicht – zum Ausschluss von begleitenden Erkrankungen
  • i.v. Pyelogramm (Synonyme: IVP; i.v. Urogramm; Urogramm; i.v. Urographie; Ausscheidungsurographie; Ausscheidungs-Pyelogramm; intravenöses Ausscheidungsurogramm; röntgenologische Darstellung der Harnorgane bzw. des harnableitenden Systems) – zum Ausschluss von Harnabflussstörungen
  • Miktionszystourethrographie (MZU; Untersuchungsmethode, bei der die Harnblase und die Harnröhre vor und während der Miktion mithilfe von Kontrastmittel im Rahmen einer Röntgenuntersuchung dargestellt werden) oder sonographisch als Miktionsurosonographie (MUS) – zum Ausschluss bzw. Nachweis eines vesikoureteralen Refluxes (VUR; unphysiologischer Rückfluss von Harn aus der Blase über die Ureteren (Harnleiter) in das Nierenbecken)
  • Farbdopplersonographie (farbkodierte Dopplersonographie; bildgebendes Verfahren der Medizin, das Flüssigkeitsströme (vor allem den Blutfluss) dynamisch darstellen kann) 
  • Magnetresonanz (MR)-Urographie – bei Verdacht auf komplexe Fehlbildungen der Niere; ggf. auch zur Beurteilung von Nierenfunktion, Abflussverhältnissen und Narbenbildung im Nierenparenchym
  • Computertomographie (CT) des Abdomens (Abdomen-CT) bei Verdacht auf Abszessbildung
  • Nierenszintigraphie:
    • dynamische Nierensequenzszintigraphie/renale Funktionsszintigraphie – zur Beurteilung der seitengetrennten Nierenfunktion und der Abflussverhältnisse
    • statische Nierenszintigraphie – zur Beurteilung von Narbenbildungen im Nierenparenchym; ggf auch zur Detektion der Nierenbeteiligung im Infekt

Harnwegsinfekt (HWI) im Kindesalter

Ziel der Medizingerätediagnostik bei einem Harnwegsinfekt (HWI) im Kindesalter:

  • Nachweis anatomischer Auffälligkeiten, die den Infekt begünstigen:
    • Abflussbehinderungen in den ableitenden Harnwegen (z. B. am pyeloureteralen Übergang oder im terminalen Ureter)
    • vesikoureteraler Reflux (VUR; unphysiologischer Rückfluss von Harn aus der Blase über die Ureteren (Harnleiter) in das Nierenbecken)
    • angeborene Refluxnephropathie; bereits vor der Geburt fällt eine Dilatation (Ausweitung) des oberen Harntrakts auf (Jungen häufiger als Mädchen)
  • eine obere von einer unteren HWI zu unterscheiden
  • Spätfolgen der Infektion (Narbenbildung im Nierenparenchym) zu erkennen.
  • Bei Kindern mit einer ersten fieberhaften Harnwegsinfektion (HWI) liegt gemäß einer Metaanalyse von 29 Studien die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) von auffälligen Befunden in der Sonographie (Ultraschall) der Nieren und ableitenden Harnwege bei 22,1 %; klinisch relevante Befunde sind nach der Auswertung von acht Studien nur bei 3,1 % der Kinder zu erwarten [1].

Literatur

  1. Yang S et al.: Kidney Ultrasonography After First Febrile Urinary Tract Infection in Children: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA Pediatr 2023;e231387; https://doi.org/10.1001/jamapediatrics.2023.1387

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Harnwegsinfektion bei Kindern – Bildgebende Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 064 - 007), April 2023 Langversion