Interstitielle Zystitis – Operative Therapie
Die interstitielle Zystitis (IC, chronische nicht bakterielle Blasenentzündung) ist eine chronische, nicht bakterielle Entzündung der Blasenwand, die mit starkem Harndrang, Schmerzen und reduzierter Blasenkapazität einhergeht. Bei ausbleibendem Therapieerfolg durch konservative Verfahren kann eine operative Therapie erforderlich sein.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Therapieresistenz – Persistenz schwerer Symptome trotz multimodaler Standardtherapie.
- Irreversible Schrumpfblase – Maximale Blasenkapazität < 100–150 ml (auch in Narkose).
- Schwerer Leidensdruck – Unerträgliche Schmerzen und bis zu 60–100 Toilettengänge pro Tag.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwere Komorbiditäten – Erhöhtes OP-Risiko durch kardiovaskuläre oder pulmonale Erkrankungen.
- Unzureichende Regenerationsfähigkeit – Hohe Infektanfälligkeit oder schlechte Wundheilung.
- Fehlende Patienteneignung – Nicht vorhandene Compliance oder psychische Belastungsstörungen.
Operationsverfahren
Koagulation (Fulguration, Gewebeverödung durch elektrische Energie) oder Laserdestruktion (Zerstörung von Gewebe durch Laserstrahlung)
- Vorgehen:
- Endoskopische Entfernung von Hunner-Läsionen (entzündliche Blasenschleimhautveränderungen) mittels Elektrokoagulation oder Lasertherapie.
- Nutzen:
- Symptomlinderung bei über 90 % der Patienten für 1–3 Jahre.
- Nachteile:
- Hohe Rezidivrate (bis 46 %), erneute Interventionen oft erforderlich.
Zystektomie (Blasenresektion, operative Entfernung der Harnblase) mit Blasenaugmentation (Blasenvergrößerung durch Einsetzen von Darmgewebe)
- Techniken:
- Trigonumerhaltende Zystektomie (Blasenentfernung unter Erhalt des Blasendreiecks zur Bewahrung der Harnleiteranatomie)
- Supratrigonale Zystektomie (Blasenentfernung oberhalb des Blasendreiecks)
- Subtrigonale Zystektomie (komplette Blasenentfernung einschließlich des Blasendreiecks)
- Nutzen:
- Beste Ergebnisse hinsichtlich Schmerzreduktion und Reduktion der Pollakisurie (häufiger Harndrang mit kleinen Urinmengen).
- Signifikante Verbesserung der Lebensqualität.
- Nachteile:
- Komplikationsreich, erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen (bakterielle Infektionen der Harnwege) und metabolische Störungen (Stoffwechselprobleme durch gestörte Elektrolyt- und Säure-Basen-Balance)
Postoperative Nachsorge
- Schmerzmanagement – Einsatz von Analgetika (Schmerzmittel), lokaler Anästhesie (örtliche Betäubung) und physiotherapeutischer Maßnahmen.
- Harnableitungskontrolle – Engmaschige Überwachung der Blasenfunktion und Katheterisierung (Einführen eines Schlauchs zur Harnableitung).
- Infektionsprophylaxe – Regelmäßige mikrobiologische Kontrollen und Antibiotikaprophylaxe.
Mögliche Komplikationen
- Infektionen – Harnwegsinfekte, Wundheilungsstörungen.
- Harninkontinenz – Je nach OP-Technik und Heilungsverlauf.
- Metabolische Störungen – Bei Verwendung von Darmsegmenten für die Blasenaugmentation.
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
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Koagulation (Fulguration, Gewebeverödung durch elektrische Energie) oder Laserdestruktion (Zerstörung von Gewebe durch Laserstrahlung) | Endoskopische Resektion von Hunner-Läsionen | Hohe Erfolgsrate für 1–3 Jahre, minimalinvasiv | Hohe Rezidivrate, erneute Eingriffe erforderlich |
Zystektomie mit Blasenaugmentation | Teilweise oder vollständige Entfernung der Blase mit Vergrößerung | Schmerzreduktion, bessere Blasenkapazität | Komplikationsreich, erhöhtes Infektionsrisiko |
Fazit
Die operative Therapie der interstitiellen Zystitis ist eine Option für schwer betroffene Patienten, bei denen konservative Maßnahmen nicht erfolgreich sind. Minimalinvasive Verfahren wie die Koagulation bieten temporäre Linderung, während die Zystektomie als ultima ratio eine nachhaltigere Verbesserung der Lebensqualität erzielen kann. Die Wahl der Methode sollte individuell unter Berücksichtigung der Symptomschwere und der Patientenpräferenzen erfolgen.
Literatur
- Powell CR, Kreder KJ: Long-term outcomes of urgency-frequency syndrome due to painful bladder syndrome treated with sacral neuromodulation and analysis of failures. J Urol. 2010 Jan; 183 (1): 173-6. doi: 10.1016/j.juro.2009.08.142