Harntransportstörung/Harnstau (Obstruktive Uropathie und Refluxuropathie) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine obstruktive Uropathie bzw. Refluxuropathie (Harntransportstörung/Harnstau) hinweisen:
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Harntransportstörung/Harnstau und werden oft zuerst bemerkt:
- Druckgefühl im Nierenbereich: Tritt bei etwa 60-70 % der Patienten mit Harnstau auf, verursacht durch den Rückstau von Harn
- Kolikartige Schmerzen (Ureterschmerz/Harnleiterschmerz): Schmerzattacken im Bereich der Nieren oder des Harnleiters, begleitet von Nausea (Übelkeit); bei etwa 50-60 % der Patienten, insbesondere bei Steinleiden
- Hämaturie (Blut im Urin): Bei etwa 30-40 % der Patienten mit Nieren- oder Harnleitersteinen
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:
- Entzündungszeichen: Fieber, Rötung oder lokale Schmerzen durch Infektionen bei etwa 60 % der Patienten mit Harnstau und begleitender Infektion
- Abgeschlagenheit und Fieber: Treten bei etwa 50 % der Patienten mit infektiöser Nierenstauung auf
Nierenschmerz
Nierenkoliken entstehen durch akute Dehnung der Nierenkapsel. Weil sie sich auf den kostovertebralen (Rippen-Wirbel) Winkel (hier auch: Druckempfindlichkeit) unterhalb der 12. Rippe projizieren, werden sie fälschlicherweise oft für Rückenschmerzen gehalten.
Wegen gastrointestinaler Begleitsymptome von Nierenkoliken müssen Erkrankungen intraperitonealer Organe abgegrenzt werden. Differentialdiagnosen:
- Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) oder perforiertes Duodenalulkus ("durchgebrochenes" Zwölffingerdarmgeschwür); Hauptschmerz strahlt dabei im Epigastrium (Bauchregion zwischen Rippenbogen und Bauchnabel) und in den Rücken aus. Die Patienten nehmen oft eine Schonhaltung ein.
- Irritationen der kostovertebralen Nerven Th 10-12; Schmerzen sind in der Regel bewegungsabhängig.
Beachte: Langsam einsetzende und progrediente (zunehmende) Harntransportstörungen (z. B. aufgrund von Tumorleiden) führen zu asymptomatischen Harnstauungsnieren.
Ureterschmerz (Harnleiterschmerz)
Ureterkoliken entstehen durch Distension (Ausdehnung bzw. Überdehnung), Hyperperistaltik (verstärkte Tätigkeit) und Spasmus (Krampf) der glatten Uretermuskulatur (Harnleitermuskulatur). Die Beschwerden sind abhängig von der Lokalisation der Obstruktion (Verschluss):
- Ursachen im mittleren Ureterdrittel (Harnleiterdrittel) → Schmerzausstrahlung in die unteren Abdomenquadranten (Differentialdiagnosen: links Divertikulitis (Entzündung der Wand des Divertikels; rechts akute Appendicitis (Blinddarmentzündung))
- Konkremente im intramuralen ("in der Organwand") Ureter → irritative Miktionsbeschwerden (Beschwerden beim Wasserlassen) und Schmerzausstrahlung in Labien (Schamlippen), Skrotum (Hodensack) und Penisspitze
- Prävesikale ("vor der Blase") Steine oder Blasensteine machen typischerweise Blasenreizsymptome. Die Patienten klagen über Dysurie (erschwerte, gewollte Blasenentleerung (Miktion), die zusätzlich schmerzhaft sein kann) und Pollakisurie (Drang zu häufigem Wasserlassen ohne vermehrte Harnausscheidung).