Harntransportstörung/Harnstau (Obstruktive Uropathie und Refluxuropathie) – Operative Therapie
Die operative Therapieplanung sollte neben der zugrunde liegenden Ursache den Allgemeinzustand sowie die Lebenserwartung des Patienten berücksichtigen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Endoskopische Refluxplastik (minimalinvasive Operation zur Verhinderung des vesikoureteralen Refluxes, Rückfluss von Harn in den Harnleiter)
- Standardisierte Methode mit Erfolgsrate von ca. 95 %
- Besonders bei Kindern mit vesikoureteralem Reflux (VUR, Harnrückfluss von der Blase in die Harnleiter) indiziert
- Antibiotikatherapie bei Kindern mit VUR:
- Reduziert die Rezidivrate (Wiederauftreten) von Harnwegsinfekten um 50 %, schützt jedoch nicht vor Nierenvernarbungen [1]
Tumorbedingte Ureterobstruktionen (Harnleiterverschluss durch Tumore)
- Dauerversorgung mit DJ-Stent (Implantat zum Offenhalten des Harnleiters)
- Beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich
- Alternative: segmentale Metallstents (Wechsel nach ca. 12 Monaten)
Benigne Ureterstrikturen (gutartige hochgradige Verengungen des Harnleiters bis 2 cm Länge)
- Endoskopische Ballondilatation (Aufdehnung des verengten Harnleiters mit einem flüssigkeits- oder luftgefüllten Ballonkatheter)
- Erfolgsrate ca. 52 % nach 16 Monaten
- Methode wird nur noch selten angewandt
- Endoureterotomie (minimalinvasive Durchtrennung einer chronisch benignen Harnleiterverengung mittels Laser oder Messer)
- Erfolgsrate ca. 80 % nach 27 Monaten
Längerstreckige Ureterstrikturen (Verengungen über mehr als 2 cm Länge)
- Rekonstruktive Maßnahmen zur Wiederherstellung des Harnleiterflusses:
- Ureteroureterostomie (operative Verbindung zweier Uretersegmente)
- Ureterozystoneostomie nach Politano-Leadbetter (Verlagerung des Harnleiters in die Blase zur Refluxprävention)
- Transureteroureterostomie (Verbindung des betroffenen Harnleiters mit dem gesunden Harnleiter der Gegenseite zur Harnableitung)
Vergleich der Operationsmethoden bei Harntransportstörungen
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Endoskopische Refluxplastik | Vesikoureteraler Reflux (VUR) | Minimalinvasiv, hohe Erfolgsrate (95 %) | Keine Garantie für dauerhafte Heilung |
DJ-Stent | Tumorbedingte Ureterobstruktion | Einfacher Einsatz, schnelle Harnableitung | Beeinträchtigung der Lebensqualität, häufiger Wechsel notwendig |
Segmentale Metallstents | Tumorbedingte Ureterobstruktion | Längere Haltbarkeit (ca. 12 Monate) | Risiko für Stentmigration oder Verstopfung |
Ballondilatation | Benigne Ureterstrikturen bis 2 cm | Minimalinvasiv | Niedrige Erfolgsrate (52 % nach 16 Monaten) |
Endoureterotomie | Chronisch benigne Ureterstrikturen | Erfolgsrate 80 % nach 27 Monaten | Gefahr für erneute Strikturen |
Ureteroureterostomie | Längerstreckige Ureterstrikturen | Anatomische Wiederherstellung | Chirurgischer Eingriff mit höherem Risiko |
Ureterozystoneostomie (Politano-Leadbetter) | Längerstreckige Strikturen, Reflux | Dauerhafte Lösung, Verhinderung von Reflux | Technisch anspruchsvoll |
Transureteroureterostomie | Einseitige Ureterstriktur mit funktioneller Gegenseite | Umgehung der Engstelle | Risiko für Urinreflux und Infektionen |
Fazit
Die Wahl der operativen Therapie bei Harntransportstörungen und Harnstau hängt von der Ursache der Obstruktion, der Länge der Striktur sowie dem Allgemeinzustand des Patienten ab. Minimalinvasive Methoden wie die endoskopische Refluxplastik oder die Endoureterotomie bieten in vielen Fällen eine hohe Erfolgsrate, während rekonstruktive Eingriffe bei längerstreckigen Strikturen erforderlich sind. Die tumorbedingte Ureterobstruktion erfordert häufig dauerhafte Drainageverfahren, wobei die Wahl zwischen DJ-Stents oder Metallstents individuell getroffen werden muss.
Literatur
- The RIVUR Trial Investigators: Antimicrobial prophylaxis for children with vesicoureteal Reflux. NEJM 2014: doi:10.1056/NE.JMoa1401811