Harntransportstörung/Harnstau (Obstruktive Uropathie und Refluxuropathie) – Einleitung

Obstruktive Uropathie und Refluxuropathie bezeichnen Störungen des Harntransports, die durch eine Blockade (Obstruktion) der ableitenden Harnwege verursacht werden. Diese Obstruktion führt zu einem gestörten Harnabfluss, was zu einem Rückstau des Urins (Refluxuropathie) in die oberen Harnwege führt.

Formen der obstruktiven Uropathie und Refluxuropathie

  • Hydronephrose bei ureteropelviner Obstruktion (ICD-10-GM N13.0) ‒ die Hydronephrose (Wassersackniere) beschreibt eine sackartige Ausweitung der Niere, die durch eine Harnabflussbehinderung zustande kommt; in diesem Falle besteht die Abflussstörung im Bereich der Harnleiter oder des Beckens
  • Hydronephrose bei Ureterstriktur, andernorts nicht klassifiziert (ICD-10-GM N13.1) ‒ Abflussstörung durch eine Verengung der Harnleiter (Harnleiterenge)
  • Hydronephrose bei Obstruktion durch Nieren- und Ureterstein (ICD-10-GM N13.2) – Hydronephrose durch Verschluss des Harnleiters wg. Nieren- oder Harnleitersteins
  • Sonstige und nicht näher bezeichnete Hydronephrose (ICD-10-GM N13.3)
  • Hydroureter (ICD-10-GM N13.4) ‒ Harnleitererweiterung durch einen Harnrückstau vor einer Stenose (Enge)
  • Abknickung und Striktur des Ureters ohne Hydronephrose (ICD-10-GM N13.5)
  • Pyonephrose (ICD-10-GM N13.6) ‒ Eiteransammlung im Nierenbecken
  • Uropathie in Zusammenhang mit vesikoureteralem Reflux (ICD-10-GM N13.7) ‒ krankhafte Veränderungen des Urogenitalsystems, die mit einem Harnrücklauf von der Blase in den Harnleiter einhergeht
  • Sonstige obstruktive Uropathie und Refluxuropathie (ICD-10-GM N13.8)
  • Obstruktive Uropathie und Refluxuropathie, nicht näher bezeichnet (ICD-10-GM N13.9)

Die obstruktive Uropathie ist die häufigste kongenitale (angeborene) Anomalie der ableitenden Harnwege.

Einteilung der obstruktiven Uropathien

  • Ausmaß – komplett oder inkomplett
  • Dauer – akut oder chronisch
  • Lokalisation der Obstruktion – hoch sitzend oder tief sitzend

Einteilung der Refluxuropathie

  • Grad I: Der Reflux erreicht nicht das Nierenbecken
  • Grad II: Der Reflux erreicht das Nierenbecken
  • Grad III: Dilatation ("Vergrößerung") des Ureters (Harnleiter)
  • Grad IV: Dilatation des Nierenbeckens
  • Grad V: Impression (Eindrücken) der Papillen

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis

  • Jungen sind bei kongenitaler obstruktiver Uropathie häufiger betroffen als Mädchen (5:1).
  • Männer sind in der Altersgruppe über 60 Jahre häufiger betroffen als Frauen (aufgrund von Prostatahyperplasie und Prostatakarzinom).

Häufigkeitsgipfel

  • Frühe Kindheit (kongenitale Form)
  • Nach dem 60. Lebensjahr (vor allem bei Männern)

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Für die obstruktive Uropathie liegt diese bei Erwachsenen bei 3,5-3,8 % (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Harnstauung: Die obstruktive Uropathie und Refluxuropathie führen zu einer Harnstauung, die das Risiko für Harnwegsinfektionen (HWI) signifikant erhöht.
  • Interstitielle Nephritiden: Häufige Harnwegsinfektionen und der anhaltende erhöhte Druck im Harnsystem können interstitielle Nephritiden verursachen, was zu einer chronischen Entzündung des Niereninterstitiums führt.
  • Hydronephrose: Die Dilatation (Aufweitung) des Nierenbeckenkelchsystems (Hydronephrose) ist eine direkte Folge der Obstruktion und des Refluxes, was zu einer progressiven Ausdehnung und Schädigung des Nierengewebes führt.
  • Nierengewebsuntergang: Bei anhaltender Obstruktion und Reflux kann es zu einem irreversiblen Untergang von funktionsfähigem Nierengewebe kommen, was die Nierenfunktion weiter beeinträchtigt.

Prognose

  • Nephrozirrhose: Ohne adäquate Therapie kann die obstruktive Uropathie und Refluxuropathie zu einer Nephrozirrhose führen, einer chronischen Nierenerkrankung, die schließlich zu Nierenversagen führen kann.
  • Verbesserung durch frühzeitige Intervention: Eine rechtzeitige Diagnose und gezielte Behandlung, einschließlich der Beseitigung der Obstruktion und des Managements des Refluxes, können das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, die Funktion der Nieren erhalten und die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessern.
  • Langfristige Nachsorge: Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen sind entscheidend, um das Auftreten von Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die therapeutischen Maßnahmen entsprechend anzupassen.