Harnsteine (Urolithiasis) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Urolithiasis (Harnsteine) hinweisen:
Bei Erwachsenen
Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Nierenkolik und werden oft zuerst bemerkt:
- Wehenartige Bauch- oder Kreuzschmerzen: Starke, krampfartige Schmerzen, die wellenartig auftreten und als extrem schmerzhaft empfunden werden, bis hin zum Vernichtungsschmerz (Häufigkeit > 90 %)
- Übelkeit: Ein Gefühl von Unwohlsein im Magen, das häufig mit Erbrechen einhergeht (Häufigkeit 50-60 %)
- Erbrechen: Häufiges Symptom, das oft in Verbindung mit starken Schmerzen auftritt (Häufigkeit 50-60 %)
- Hämaturie (Blut im Urin): Sichtbares oder mikroskopisches Blut im Urin, das oft durch die Bewegung von Nierensteinen verursacht wird (Häufigkeit 70-80 %)
Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen, abhängig von der Lokalisation des Steins:
- Meteorismus (Blähbauch): Völlegefühl oder Blähungen, die als unangenehm empfunden werden (Häufigkeit 30-40 %)
- Bradykardie (zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute): Seltene, aber mögliche Reaktion auf starke Schmerzen (Häufigkeit 20-30 %)
- Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen) (Häufigkeit 40-50 %)
- Harnabflussstörung: Schwierigkeiten beim Wasserlassen, oft durch einen blockierten Harnleiter verursacht (Häufigkeit 40-50 %)
- Pollakisurie: Häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen, ohne vermehrte Harnausscheidung (Häufigkeit 40-50 %)
- Schmerzen, die in die Hoden (Hodenschmerz)/Penis bzw. die Schamlippen ausstrahlen: Besonders häufig bei Harnleitersteinen (Häufigkeit 50-60 %)
- Unruhe: Ein ständiges Bedürfnis, die Position zu wechseln, um den Schmerz zu lindern (Häufigkeit 50-60 %)
Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:
- Allgemeines Unwohlsein: Kann bei schweren Schmerzen auftreten (Häufigkeit 30-40 %)
- Schweißausbrüche: Als Reaktion auf die intensiven Schmerzen, was jedoch auch bei anderen akuten Erkrankungen vorkommen kann (Häufigkeit 20-30 %)
- Schwindelgefühl: Wird durch die Schmerzen oder die vegetative Reaktion auf den Schmerz ausgelöst (Häufigkeit 20-30 %)
Schmerzausstrahlung in Abhängigkeit von der Steinlokalisation
Steinlokalisation |
Schmerzausstrahlung |
Nierenbeckenkelchsystem + obere Harnleiterdrittel | Mittelbauch + Rücken |
Mittlere Harnleiterdrittel | Leiste + Oberschenkelinnenseite |
Distales (unteres) Harnleiterdrittel | Hoden bzw. Labien (Schamlippen) |
Weitere Hinweise
- Prävesikale ("vor der Blase") Steine oder Blasensteine machen typischerweise Blasenreizsymptome. Die Patienten klagen über Dysurie (erschwerte, gewollte Blasenentleerung (Miktion), die zusätzlich schmerzhaft sein kann) und Pollakisurie (Drang zu häufigem Wasserlassen).
- Es kann aber auch vorkommen, dass ein Nieren- oder Blasenstein überhaupt keine Beschwerden, oder nur die oben beschriebenen Begleitsymptome, verursacht und zufällig bei einer Routineuntersuchung gefunden wird.
STONE-Score
Das Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von Uretersteinen (Harnleitersteinen) bei Patienten mit akutem Flankenschmerzen lässt sich mit dem STONE-Score mit hoher Zuverlässigkeit vorherzusagen.
Dieser neue Score soll die Sonographie (Ultraschall) ergänzen. Eine Computertomographie kann durch das positive Score-Ergebnis (s. u.) ggf. vermieden werden.
Die folgenden Parameter werden erfasst:
- Geschlecht
- Schmerzbeginn
- Nausea (Übelkeit)/Erbrechen
- Hämaturie (Blut im Urin)
- Hautfarbe
Parameter | Punkte | |
Geschlecht | ||
Weiblich | 0 | |
Männlich | 2 | |
Schmerzbeginn | ||
> 24 h | 0 |
|
6-24 h | 1 |
|
< 6 h | 3 | |
Übelkeit | ||
Keine | 0 | |
Übelkeit | 1 | |
Erbrechen | 2 | |
Hämaturie | ||
Nein | 0 | |
Ja | 3 | |
Hautfarbe | ||
Schwarz | 0 | |
Weiß | 3 | |
Gesamt | 0-13 |
Die Skala reicht von 0 bis 13 Punkten, die Einteilung erfolgt in drei Gruppen:
- 0-5 Punkte – niedriges Risiko
- 6-9 Punkte – mittleres Risiko
- ≥ 10 Punkte – hohes Risiko
Bei Kindern [2]
- Ca. ein Prozent aller Fälle einer Urolithiasis betreffen Kinder unter 18 Jahren.
- Steinereignisse betreffen Mädchen und Jungen gleich häufig.
- Die pathophysiologischen Vorgänge der Steinbildung entsprechen denen der Erwachsenen.
- Genetische Ursachen und infekt-assoziierte Steinbildung sind bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen.
- Kinder zählen zu den Hochrisikostein-Patienten.
- Hereditäre (genetische) Ursachen (z. B. Hyperoxalurie, Zystinurie) und angeborene anatomische Ursachen kommen häufiger vor. Deshalb sollte bei allen Kindern mit Urolithiasis eine erweiterte metabolische Diagnostik erfolgen!
- Spontanabgänge von Harnleiter stehe ein sind bei Kindern wahrscheinlicher als bei Erwachsenen.
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Urolithiasis (Harnsteine) bei Kindern hinweisen:
Kleinere Kinder:
- Symptome der Gereiztheit
- Unspezifische Bauchschmerzen in der Nabelgegend, auch mit Erbrechen
Ältere Kinder und Jugendliche (analog den Erwachsenen):
- Flankenschmerzen
- Makro- oder Mikrohämaturie
- Unspezifische Bauchschmerzen
- Erbrechen
Bei einigen Kindern kann die Erkrankung auch mit Fieber einhergehen, insbesondere wenn eine Infektion vorliegt. Ein häufiger Harndrang ohne vermehrte Harnausscheidung (Pollakisurie) kann ebenfalls ein Hinweis sein, genauso wie Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen (Dysurie).
Bei vielen Kindern sind die einzigen Hinweise jedoch lediglich eine Mikrohämaturie oder eine Harnwegsinfektion (HWI)!
Literatur
- Moore CL et al.: Derivation and validation of a clinical prediction rule for uncomplicated ureteral stone – the STONE score: retrospective and prospective observational cohort studies. BMJ 2014; 348. BMJ 2014; 348: g2191
- S2k-Leitlinie: Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe. (AWMF-Registernummer: 043 - 025), Mai 2019 Langfassung
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Urolithiasis: Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe. (AWMF-Registernummer: 043 - 025), Mai 2019 Langfassung